Den Weg zum Astrophysiker wagen?
Servus!
ich wollte mir eine Meinung bezüglich meines Vorhabens einholen, dabei Hoff ich hier richtig zu sein.
Ich werde in einem Jahr, mit 23, eine technische Ausbildung abschließen. Da ich davor ein zwei Jahr rumprobiert habe etwas zu finden womit ich ein Leben lang arbeiten könnte, habe ich ein paar Jahre "verschwendet". Habe aber immerhin Erfolg gehabt.
Da mir aber nun vollends klar wurde das ich in diesem Beruf keine großen Aufstiegschancen habe, bzw es schwierig wird damit eine Familie zu ernähren, grübel ich seit ein paar Monaten nach.
Seit längerem bin ich fasziniert von der Astrophysik, in den naturwissenschaftlichen Fächern war ich meist (auch ohne groß zu lernen) super und die Idee geht mir einfach nicht aus dem Kopf, nur müsste ich mich langsam auf die Bos vorbereiten wenns in nem Jahr losgehen sollte.
Um diesen Schritt zu gehen, müsste ich in zwei Jahren mein Abi nachholen, 4-5 Jahre Grundstudium und ca 2-3 Jahre Hauptstudium durchziehen, wenn nicht noch ein paar Jahre mehr. Dann wäre ich im besten Fall 33 Jahre alt. Dann noch promovieren.
Jetzt meine Frage, da mir leider das nötige Umfeld fehlt diese zu beantworten. Rentiert sich das überhaupt, mit 35 im besten Fall ins Berufsleben einzusteigen?
Freue mich über jede Bewertung meiner Lage!
Danke Euch für eure Mühen und Antworten!
Liebe Grüße Teddy
P. S. Ich werde mich und meine Wohnung dabei komplett selbst finanzieren müssen, außer der Meister bafög wird bewilligt. In meinem jetzigen nebenjob könnte ich Stunden aufstocken und weiter machen, des dürfte die nächsten Jahre nicht tragisch werden, aber 10 Jahre?
9 Antworten
Servus Teddy,
Ich bin Physiker, Familienvater, 29 Jahre alt und promoviere momentan in Biophysik und ernähre eine Familie (zusammen mit dem Einkommen meiner Frau) mit einem Halbtagsjob. Seltsamer Anfang für eine Antwort aber an dieser Stelle erscheinen mir die Informationen sinnvoll.
Die Frage ob sich ein Studium lohnt ist ja, wie du einsehen wirst zunächst mal sehr subjektiv. Finanziell/Wirtschaftlich kann es sich auf lange Sicht natürlich lohnen, wenn du eine Position in der Unternehmensberatung oder etwas Vergleichbares antrittst, was durchaus eine realistische Zukunftsperspektive für einen Physiker darstellt. Da du aber direkt die Astrophysik anspichst, scheint dein Interesse ja eher in Richtung Forschung zu gehen und die Grundlagenforschung ist eine eher brotlose Kunst (spreche aus Erfahrung). Einmal musst du dafür eine gehörige Menge Talent besitzen, denn Stellen in der Forschung sind sehr begehrt (z.B. an Unis oder Forschungsintituten wie den MPIs), nebenbei benötigt man für eine Promotion auch gute Noten im Master-Studium, und nicht zuletzt ist die Bezahlung, selbst dann noch miserabel, besonders im Vergleich zur Privatwirtschaft (wo man als Physiker wie gesagt durchaus relativ leicht Fußfassen kann).
Damit will ich keinesfalls sagen, dass es eine schlechte Idee ist Physik oder Astrophysik zu studieren! Ich persönlich würde es sofort wieder machen! Du musst dir bei deinen Abwägungen aber im Klaren sein, dass das große Geld nicht in der Astrophysik wartet. Der "Lohn" ist ein anderer und in diesem Zusammenhang würde ich gerne die "Motivation" betonen, die ja in den von dir angezeigten 10 Jahren wohl mit am wichtigsten sein wird. Die Motivation in einem Physik-Studium kann nach meiner Meinung auch nicht Geld sein, sofern man Erfolg haben will. Der Grund ist der, dass man ein gehöriges Interesse an Physik, also gewissermaßen daran "wie (ganau) funktioniert die Welt" haben muss um während des Studiums motiviert zu bleiben. Physik ist nichts das man nebenbei macht, damit man später damit Geld verdient oder weil man keine bessere Idee hatte, das geht schief. Aber wie gesagt, mit Astrophysik zielst du ja gewissermaßen auch schon auf Forschung, was eher für Neugier als für wirtschaftliches Denke sprechen könnte, sofern du also auch "Erkenntnis" als "lohnend" ansiehst, könntest du mit Astrophysik einen Treffer landen.
Allgemein ist es dann natürlich auch möglich sich dabei durch einen Nebenjob zu finanzieren. Dabei solltest du aber bedenken, dass dieser Umstand dein Studium wahrscheinlich um ein paar Semester in die Länge ziehen wird. Der Modellstundenplan lässt sich nämlich nur schwer verfolgen, wenn man noch weitere zeitliche Zwänge (wie Job) hat. Es wäre natürlich möglich, dass du ein Naturtalent bist und dir das Lernen extrem leicht fällt (solche Menschen existieren, ich kenne mindestens zwei unter meinen Komilitonen) aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Ich persönlich musste viel Zeit in lernen und üben investieren aber es hat sich nach meiner Meinung "gelohnt".
Zuletzt wollte ich noch anmerken: Einen Studiengang "Astrophysik" gibt es eigentlich nicht. 90% der Erstsemester (mich eingeschlossen), kommen mit der Vorstellung an die Uni, dass sie Astrophysiker werden wollen aber nur ein Bruchteil entscheidet sich letztlich wirklich für diese Karriere. Der Grund ist vermutlich, dass Astrophysik mit der illustrativste und durch Medien (Dokus und Scifi) am leichtesten zugängliche Zweig der Physik ist. Man bekommt im Studium aber viel Gelegenheit andere Bereiche zu beschnuppern und oft entdeckt man irgendwo ein spezifischeres Interesse und/oder Talent. Letztlich stehen dir also auch nach Antritt des Studiums noch viele Wege und Entscheidungen offen.
Wenn du etwas beschreibst, wie du dir das Studium oder deine Arbeit später vorstellst, kann ich natürlich versuchen nochmal spezifischer zu Antworten, ansonsten hoffe ich, dass ich helfen konnte.
Danke dir! Auch wenn mich hier viele Antworten noch weiter zum Nachdenken gebracht haben, bin ich weiter Entschlossen diesen Weg zu gehen. Dass sich vielleicht neue Interessen während dem Studium auftun, wäre im Grunde nichts negatives, wobei du recht hast, die Neugier überwiegt das Interesse nach Lohn. Aber ich habe erkannt, daß ich mit kleinen Zielen vielleicht mehr Erfolg haben könnte, also werde ich zuerst einmal nur mein Abi versuchen im Blick zu haben.
Die finanzielle Sicht war die erste die mir Magenschmerzen verursachte, aber der Gedanke, wenns nicht klappt oder zuviel werden sollte, kann ich immernoch "aufgeben", was der letzte Weg wäre und in meinen gelernten Beruf zurück. Dann würde ich aber nicht den Rest meines Lebens bereuen das ich diesen Schritt nicht gewagt habe, sondern wissen dass ich nicht geeignet bin. Nur kam leider in meinem Leben davor nie das Interesse oder der Impuls bzw überhaupt die Möglichkeit eine weitere schulische Laufbahn einzuschlagen. Zuerst musste Geld her, dann kam das Interesse nach mehr, sich weiterzubilden.
Ich danke dir für deine Mühen! Und wünsche dir und deiner Familie ganz viel Glück und Erfolg!
Astrophysik ist wohl derjenige Teil der Physik, mit dem man die geringsten Chancen hat, eine passende Stelle zu finden. Denn wer braucht das schon? Richtig, ganz wenige Unternehmungen - und die gehen dann zu den Instituten, zu den Uni-Profs oder stellen ganz, ganz wenige ein (und wenn die Stellen dicht sind, sind sie dicht).
Da macht Optik wohl mehr Sinn, Festkörperphysik, Elektronik, also ingenieuriges.
Definitiv! Physik ist wirklich eine gute Wahl und extrem spannend.
Wenn du das willst mach es. Mediziner werden früher auch nicht fertig. Mit dem Bachelor und Mastersystem hast du Druck und wie früher ewig studieren geht nimm.
Allerdings bleibt dir das große Geld mit Astro aus, weil die Wirtschaft da nicht so hineinpumpt.
Danke, das hab ich gebraucht, eine nüchterne Sichtweise :)
Das große Geld will ich gar nicht, nur soviel das am Ende vom Monat vielleicht noch was übrig bleibt 😊 :)
Gute Idee.---- Kein Problem.
Fange also ruhig mal mit dem Physikstudium an, der Rest ergibt sich dann schon.
diesen weg kannst du natürlich einschlagen, aber es ist wichtig dass du eine realistische Vorstellung davon hast was dich erwartet:
dir ist hoffentlich klar dass du nach der Promotion (für die du in summe etwa 8-10 jahre rechnen kannst) mit Sicherheit keine feste stelle in der Forschung hast, unabhängig davon wie gut du bist. danach musst du dich erstmal von einer auf 2-3 jahre befristeten stelle zur nächsten hangeln, wobei zumindest europaweite (besser weltweite) Flexibilität beim Wohnort vorrausgesetzt wird.
so etwas wie eine feste Anstellung (wenn du es schaffst) hast du dann vielleicht mit 45 jahren.
Das ist wahr, aber vielleicht weckt das grundstudium noch andere Interessen, hoffentlich