Darf meine Lehrerin das so sagen?

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Klug ist es in der Funktion einer Lehrerin natürlich nicht und es könnte im dümmsten Falle als Einflussnahme auf die Kids gewertet werden, wenn das ein notorischer Meckerfritze erfährt und es meldet/im Ministerium oder am Schulamt auf Gleichgesinnte trifft, aber es ist trotzdem nicht verwerflich oder strafrechtlich zu ahnden.

Ich hatte vor 15 Jahren Lehrer, die Mitglieder der SPD oder der Republikaner gewesen sind - der SPD'ler hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und war nicht immer sehr beliebt, der "Rep" trennte Beruf und Politik/Stadtrat (in dem saß er^^) strikt. Das fand ich seriös - und ein Lehrer, der im Unterricht offen zu Partei-Events einlud wie dieser SPD-Genosse (Gemeinschaftskunde/Geschichte an der Berufsschule) wirkte irgendwie unseriös/indoktrinierend.

Darf sie das? Ja. Absolut. Finde ich es gut, wie sie das macht? Nein.

Ich selbst werde auch Lehrer, speziell für Politik sogar, und finde die AfD auch fürchterlich, da sich da Tendenzen breit machen können, die sehr stark anti-demokratisch und menschenfeindlich sind. Die Positionen die in großen Teilen der AfD gelebt werden genau wie deren Rhetorik und Parolen machen deutlich, dass von dieser Partei eine starke Gefahr für die Demokratie ausgeht. Trotzdem ist es wichtig für Lehrer, das konstruktiv anzugehen. Den Schülern durch Bildung und Informationen die Möglichkeit zu geben, selbst zu merken, weshalb die AfD der Gesellschaft und der Demokratie schadet. Das muss man zum Unterrichtsgegenstand machen und sollte nicht einfach so in den Raum geworfen werden.

Doch sie darf das auf jeden Fall. Die Äußerung der persönlichen politischen Meinung ist absolut legitim. Solange sie euch nicht anders behandelt oder in der Benotung anders bewertet (was natürlich schwer nachzuweisen ist) nur weil ihr politisch anders denkt oder - auch wenn das sehr schade wäre weil eure Lehrer dann keinen guten Job gemacht hätten - mit der AfD sympathisiert ist das absolut okay. Aber wie gesagt: nicht sonderlich sinnvoll meiner Meinung nach.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums

guitarbassman  02.07.2020, 15:28

und noch ein kleiner Nachtrag für alle interessierten: im APuZ gab es einen sehr interessanten Beitrag von Anja Besand, der die Problematik ein wenig aufgreift, speziell in der Schule. Darin sind viele sehr spannende Gedankengänge, viele davon teile ich. Das ist selbstverständlich eine Perspektive, eine Meinung. Die Vernunft dieser Meinung halte ich persönlich für absolut gegeben, sowie auch die Bundeszentrale für politische Bildung, ganz unabhängig davon ob man mit ihr übereinstimmt oder nicht.

https://www.bpb.de/apuz/306953/zum-umgang-mit-rechtspopulismus-in-der-institution-schule

guitarbassman  02.07.2020, 00:10

Nachtrag: nachdem ich jetzt einige Stimmen dazu hier gelesen habe stehen mir die Haare zu berge (nicht böse gemeint). Hier wird mit absolutem Halbwissen und mit Parolen um sich geschmissen die man irgendwo aufgeschnappt hat, die absolut gar nichts mit der Realität zu tun haben.

https://www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens

hier könnt ihr alle den Beutelsbacher Konsens (BK) lesen. Darin findet ihr NIRGENDWO die Information, dass die Äußerung der eigenen politischen Meinung - solange sie genau so auch präsentiert wird, als Meinung - nicht erlaubt sei.

Sehr spannend hingegen ist der Punkt Kontroversitätsgebot. Laut diesem MUSS ich als politischer Bildner die AfD als kontroverse Partei behandeln. Die AfD ist von allem am meisten kontrovers, es ist also laut BK meine Pflicht, die AfD als kontroverse Partei zu behandeln. Dabei muss ich der Kontroverse gerecht werden, indem ich herausarbeite, worin sie liegt und wie die verschiedenen Positionen und Ansichten dazu sind.

frag sie doch, ob sie tatsächlich sagt dass du krank bist nur weil du eine andere poliitsche meinung hast? .. und dann führst du sie vor, ob ihrer tollen toleranz und demokratieverständniss.


guitarbassman  02.07.2020, 01:38

Egal wie tolerant man ist, Toleranz gegenüber Intoleranz führt nicht per se zu Intoleranz. Ganz im Gegenteil: um Toleranz zu wahren muss man Intoleranz sogar unterbinden. Sonst könnte man Rassismus frei ausleben, denn du würdest ja sagen man muss so tolerant sein und es zulassen, dass Menschen ihren Rassismus ausleben. Diese Intoleranz würde aber die freiheitlichen Rechte anderer beschneiden, daher muss man diese sogar unterbinden und es existiert kein Spannungsverhältnis darin, intolerant gegenüber Intoleranz zu sein während man ein toleranter Mensch ist.

xpapaMoll  02.07.2020, 09:46
@guitarbassman

Selten so einen debilen schwachsinn gelesen. Was für einn kretin muss man sein, um sich seinen eigenen faschismus auf solch eine retardierte art schön zu reden.

guitarbassman  02.07.2020, 11:55
@xpapaMoll

du meinst also Faschisten sollten frei herumlaufen dürfen, sollten hakenkreuz-flaggen durch die straßen tragen dürfen, sollten Menschen mit anderer Hautfarbe beleidigen dürfen, Volksverhetzung, Diskriminierung, das alles ist okay? Weil man ja intolerant ist wenn man das nicht duldet? Soviel zu Faschismus...

xpapaMoll  02.07.2020, 14:10
@guitarbassman

deine äußerungen zeigen leider, dass du "demoktatie" und "freiheit" nichtmal im kern begriffen hast, denn dazu gehört auch, dass man meinungen - die man selbst ablehnt - toleriert.

dazu hat voltaire sich treffend geäußert.

guitarbassman  02.07.2020, 15:11
@xpapaMoll

ganz im Gegenteil, du scheinst dem allgemein verbreiteten Irrtum zu erliegen, dass sich jede Staatsform der Welt gegen Staatsfeinde wehren darf außer der Demokratie. Demokratie hieß nie und heißt auch heute nicht - obwohl Deutschland das zunehmend so realpolitisch händelt - dass sich die Demokratie nicht vor Demokratiefeinden schützen darf. Weshalb gab es 2 Verbotsverfahren gegen die NPD? Weshalb diese gescheitert sind hat andere Gründe, doch gestartet wurden sie weil die NPD Werte und Vorstellungen vertreten hat, die nicht mit einer Demokratie vereinbar waren. Meinungen, die man selbst ablehnt muss man selbstverständlich tolerieren, das ist gar keine Frage, genau daraus besteht Demokratie: gesellschaftlicher Pluralismus. Diese Meinungen sind aber nicht grenzenlos erlaubt, das ist ein Irrtum. Klar anti-demokratische Meinungen, die in Aktivismus münden dürfen ohne Zweifel von einer Demokratie bekämpft werden. Innerhalb der AfD gibt es einige Strömungen, die in solche anti-demokratischen Richtungen tendieren. Diese toleriert DE bislang, obwohl es das nicht müsste. Das ist ein wenig so wie Twitter und die die Tweets von Trump. Sie verstoßen gegen die Richtlinien, man entfernt diese aber nicht aufgrund des allgemeinen Interesse.

Es gibt also einen ganz klaren Unterschied, den du hier nicht gemacht hast bzw. den du mir unterstellst nicht zu kennen, zwischen Meinungen, die demokratisch legitim sind, die man selbst aber nicht teilt - diese müssen selbstverständlich toleriert werden, sonst ist keine Demokratie möglich - und solchen, die das demokratische System selbst ablehnen, die dadurch oft verfassungsfeindlich sind, Meinungen also, die demokratisch illegitim sind - diese darf und müsste eine gesunde Demokratie unterbinden.

Demokratie hat ebenso wie jede andere Staatsform ein Recht zur Selbstverteidigung, sie darf sich selbst davor schützen, aufgelöst zu werden. Nach unserer Verfassung muss sie das sogar, weil ihre Basis bzw. die ihr zugrunde liegenden Werte in unserem Grundgesetz verankert sind.

Dürfen schon. Ich finde solche Aussagen von Lehrern aber überflüssig. Mein Biolehrer meinte damals "Wer will schon sehen, wie sich zwei Männer küssen?" und ich als lesbische Person war dann echt mega traurig. Jeder darf eine Meinung haben und sie äußern, aber meiner Meinung nach grenzt das schon an Manipulation. Eher wäre die Diskussionsrunde "Was haltet ihr von der AFD?" angemessener, wenn es zum Unterrichtsstoff passt. So können sich die Schüler selbst äußern und sich eine bessere Meinung bilden.

Nachdem in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht darf sie das natürlich sagen.