Angst?

3 Antworten

hmm eigentlich ständig. Im Grunde wache ich jeden Tag auf und habe den Gedanken und einfach die Angst, dass ich den einen Anruf erhalte, dass eins meiner Familienmitglieder tot aufgefunden wurde oder einfach gestorben ist und leider ist das vor allem bei zweien alles andere als unwahrscheinlich und auch mich betreffend nicht. Im Grunde hängen viele in meiner Familie wie an seidenen Fäden, die jederzeit reißen können. Wenn man im Grunde stets und ständig gezwungen ist am Abgrund zu balancieren, dann ist die Chance eben eine solche Nachricht zu erhalten, entsprechend hoch.

Und wie gehe ich damit um... nun, im Grunde gar nicht. Ohnmacht - machtlos und auf das Beste hoffend. Man zählt die Tage und wartet nur darauf, fest damit rechnend, das dieser Anruf eines Tages kommt und dann wieder bis zum nächsten.
In Erwartungshaltung, damit man dann im Falle besser gewappnet ist. Vielleicht sogar erleichtert das es endlich ein Ende hat und die Person dann vielleicht endlich Frieden gefunden hat.

Meist trifft es einen vollkommen unvorbereitet und dann stürzt man ggbf. in eine weitaus tiefere Krise. So war es bspw. bei meinen Großeltern. Eine Oma die plötzlich bei einem Unfall verstarb und ein Großvater der urplötzlich an Leukämie starb. Eine Woche vorher, habe ich überhaupt erst erfahren, dass er Leukämie - also Blutkrebs hatte. Einen Tag vorher hatte er Geburtstag und ich wollte eigentlich hin, aber habe es nicht geschafft und dann eben auch diesen einen Anruf erhalten.

Mitunter gewöhnt man sich vor allem an die Leute die einem am Nahsten stehen, hält ihre Präsenz für selbstverständlich, bis sie eines Tages dann weg sind und dann steht man da und hat das Gefühl es fehlt ein Teil von einem selbst.

Aber das ist leider eben Teil des Lebens - Verlust.

Leben und sterben.

Das muss man nicht gut finden, aber man muss es akzeptieren.

Es ändert ja nichts daran das es so ist. Das Menschen einfach gehen und nichts für immer ist, vor allem nicht die positiven Dinge.

Akute Angst, einen Menschen zu verlieren, hatte ich bisher einmal.

In unserer Teenagerzeit wurde meine Partnerin (Kindheitsfreundin und Jugendliebe, seit 15 Jahren zusammen und seit Oktober 2019 glücklich verheiratet) mit 14 Opfer einer Messerstecherei und hat lange ums Überleben gekämpft.

Ich (mittlerweile 27, damals auch 14) kann und will mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn sie diesen Kampf verloren hätte.

In der Zeit hatte ich kaum geschlafen, und bin jeden Tag nach der Schule direkt zu ihr ins Krankenhaus gegangen und bis zum Ende der Besuchszeit dort geblieben.

Ich bin so froh, dass diese Zeit überstanden ist und meine Partnerin ein völlig normales Leben ohne Einschränkungen leben kann.

Eine Frau die mir viel bedeutet hat. Es endete und sie ging. Ich blieb zurück in meinem Schmerz und konnte es nur ertragen. Ich trainierte wie wild, viel mehr als sonst. Suchte mir Beschäftigung, versuchte die Momente zu vermeiden, wenn man mit seinen Gedanken und seinem Schmerz alleine ist. Irgendwann war ich da durch. Es war ein Gefühl als ob ich eine schlimme Krankheit durchlebt hätte. Es dauerte bis ich wieder so richtig Freude leben konnte. Umgehen? Es war eher ein Durchstehen mit ziemlich vielen Tiefen.

Ähnlich war es mit geliebten Menschen die schlimm krank wurden. Die Angst das sie sterben würden. Was leider einige Male auch passierte. Selbst wenn man es erwartet, es trifft einen immer unerwartet. Und mit dem Schmerz kann man dann auch nur leben und zusehen das man zurecht kommt.