6-Jähriger berichtet in Gruppenstunde von Sexuellem — könnte etwas dahinterstecken?
Hallo,
ich bin Leitung einer Pfadfindergruppe. In der heutigen Stunde war Teil eines Spiels, irgendeine ausgedachte Geschichte zu erzählen ("Mord im Dunkeln").
Ein 6-Jähriger erzählte dabei, er sei seiner Mutter sexuell näher gekommen; natürlich nicht in dem Wortlaut. Er berichtete dies nicht in einem ernsten Tonfall, sondern beinahe kichernd, wie man sich es bei Leuten in dem Alter vorstellen kann.
In einem Kurs zur Gruppenleitung haben wir gelernt, dass Kinder in solchen Botschaften eigene Erfahrungen verstecken können, in der Hoffnung, Hilfe zu finden. Da in speziell diesem Szenario die Eltern involviert sein könnten, wäre es naheliegend für den 6-Jährigen, das in einer Gruppenstunde mir gegenüber zu erwähnen, weil ich in gewisser Weise auch eine Bezugsperson für die Kinder bin.
Nächste Woche werde ich den Jungen auf jeden Fall beseitige genommen darauf ansprechen.
Was meint ihr? Steckt da möglicherweise etwas dahinter? Oder ist es normal für einen Jungen in dem Alter, so etwas zu erzählen?
Danke.
Was meinst du, was "dahinterstecken" könnte?
Sexuelle Erfahrungen, die er nicht wollte.
10 Antworten
Kann was bedeuten, muss es aber nicht.
Wenn man nach Freuds sexuelle Entwicklungsphasen zurückgreift wäre 4-6 Jahre glaube ich die sog. phallische Phase. Von Freud kann man halten was man will, allerdings ist das so das Alter, in dem Kinder entdecken, dass es 'anatomische Unterschiede' zwischen Jungs und Mädchen gibt und die entsprechend auch beginnen zu Hinterfragen oder zu würdigen. Doktorspiele etc. fallen häufig in so einen Rahmen und Kinder äußern teilweise auch das gegengeschlechtliche Elternteil 'heiraten' zu wollen, schlicht weil sie dieses Konzept von 'Männlich und Weiblich' haben und die Eltern da die erste Assoziation sind, weil die halt das erste sind woran man als 6 Jähriges Kind denkt. Die Eltern sind da ja meist noch so das 'Zentrum' des eigenen kleinen Universums.
Insofern kann es auch einfach sein, dass das Kind eben dieser Überlegung anhängt aber gleichzeitig schon IRGENDWIE weiß was Sex ist (ggf. haben es die Eltern erklärt oder über ältere Geschwister oder sowas). Zudem müsste man, denke ich, den genauen Wortlaut wissen, um da wirklich was beurteilen zu können.
(Und glaub mir... da hab ich schon EINIGE Stories erlebt. Einerseits bei der Familie einer ehemaligen Freundin von mir, wo der kleine, vierjährige Bruder nachts ankam, seine Hose runtergezogen hat und verkündet hat, er möchte jetzt Sex mit mir machen (dem hatten die Eltern nämlich schon erklärt, was Sex an sich ist), andererseits auch bei der kleinen, jetzt vierjährigen, Tochter einer Freundin von mir, auf die ich immer mal wieder aufpasse und die mich aktuell auch Permanent mit Fragen zum Thema 'Jungs und Mädchen' löchert... und das sind teilweise schon Fragen, die... naja... bei einem älteren Kind leicht anstößig wirken würden, denke ich)
Ansonsten... das Kind hat sich nicht dir persönlich, sondern der Gruppe gegenüber geöffnet und das ggf. auch eher als 'was lustiges' angesehen... eventuell ist das in der Gruppe grade 'Thema' (es lachen sich ja auch grundschulkinder schon kaputt, wenn sie das Wort 'Glied' im Grundschulwörterbuch finden), was nicht unbedingt zwangsweise dafür sprechen würde, dass es ihn immens belastet.
Es könnte allerdings auch sein, dass er schlicht gesehen hat wie die Große Schwester oder der Große Bruder oder auch die Eltern Sex hatten und ggf. versteht 'was Mann macht und was Frau macht', aber nicht, dass das gewissen gesellschaftlichen Konventionen und rechtlichen Regelungen unterliegt, die das Kind im Moment natürlich noch nicht kennt oder versteht.
Doch wie gesagt... Verhalten bei Missbrauch ist auch ziemlich individuell.
Dementsprechend ist es gut, das mal abzuklopfen, ABER es MUSS nicht zwangsweise irgendwas schlimmes passiert sein. Eventuell hat er sich auch was ausgedacht oder eine Situation, die alltäglich vorkommen kann irgendwie missverständlich geschildert.
Ob allerdings auch ein Thema wie 'Mord im Dunkeln' für eine Gruppe 6-Jähriger so angebracht ist, ist denke ich auch fraglich. Insofern passt die äußerung in meinen AUgen auf ironische Weise ggf. sogar zum Thema.
Es ist durchaus möglich, dass da etwas dahinter steckt.
Bis zum Beweis des Gegenteils sollte man davon ausgehen.
Kennst Du eine Erzieherin oder einen Erzieher?
Frag doch mal nach was die davon halten, ich denke, die können sowas eher einschätzen.
Da sollte man auf jeden Fall nochmal nachhacken, aber ich würde das auch erstmal mit ihm privat zusammen machen und die Eltern raushalten.
Ich würde mir den Jungen schnappen und mit ihm unter 4 Augen sprechen. Dann heraus bekommen, was seine Mutter mit ihm macht. Wenn es etwas sexuelles ist, solltest du sofort jemanden Bescheid geben, damit sein Leid so schnell wie möglich endet.
Danke.
Kennst du das Spiel "Mord im Dunkeln"? Es ist völlig harmlos, bis auf den Namen.