33 Jahre Deutsche Wiedervereinigung - Fluch oder Segen?

22 Antworten

Effektiv existierte die DDR von 1949 bis 1990 nur 41 Jahre lang... es ist beachtlich wie sehr diese relativ kurze Zeit nachhaltig das Denken der Menschen und die hundertjährige Geschichte der Deutschen beeinflussen konnte.

Es ist als wäre man gestern noch ganz selbstverständlich ein Volk gewesen und heute spricht man nur noch übereinander, statt miteinander und betont die Unterschiede wo es nur geht.

Vermutlich ist das in Deutschland auch gerade auf Grund der historischen Entstehung der deutschen Nation so einfach, die ja nicht auf einem Volkswillen basierte, sondern durch die Obrigkeit von Eroberern aufgezwungen wurde. Bis heute kennen wir ja tiefgreifende Unterschiede zwischen z. B. bayrischer und sächsischer Kultur, oder friesischer und schwäbischer, etc.

Man kann sich nur annährend vorstellen wie tief die Kluft in anderen Ländern sein muss, wo ebenfalls das "USA-UdSSR-Tauziehen" stattgefunden hatte, wie in Süd- und Nord-Vietnam, Süd- und Nord-Korea, Taiwan und China, usw.

Hättest du dir stattdessen eine Zweistaaten Lösung gewünscht oder ist die Wiedervereinigung das richtige gewesen?

Aus Sicht der BRD wurde niemals in 2 Staaten gedacht. Es gab sogar einen Alleinvertretungsanspruch. Die 2-Staaten-Theorie wurde maßgeblich durch Chruschtschow formuliert und von der Sowjetunion vertreten, nageliegend mit der Absicht: "divide et impera" (teile und herrsche). Noch bis heute ist auch die EU-Gemeinschaft ein großer Dorn im Auge des UdSSR-Rechtsnachfolgers Russland. Geteilte, separierte und isolierte europäische Staaten bieten viel mehr Entfaltungsspielraum für imperialistische Ziele anderer.

Somit kann man ganz einfach logisch Schlussfolgern: wenn es für die anderen Schlecht ist, muss jede Form von Vereinigung und Zusammenschluss für einen selbst gut, positiv und gewinnbringend sein :)

Doch manche hätten sich eine Zweistaaten Lösung gewünscht , ähnlich wie Israel und Palästina.

Wer soll sich das denn 1989/1990 gewünscht haben? Es konnte eigentlich keinem schnell genug gehen. Eine Zweistaatenlösung war niemals eine Option.

Die Wiedervereinigung war ein Segen und nichts anderes. Natürlich, im Nachhinein, mutete die Wiedervereinigung vielleicht an, wie eine westliche Übernahme und sicherlich nicht wie eine Vereinigung von zwei Partnern auf Augenhöhe. Aber damals war auch kleine Zeit, darüber zu diskutieren, wie man am Besten zusammen findet und es gab auch keine Augenhöhe. Die Leute haben mit den Füßen abgestimmt und mit jedem Tag der verstrich, verlor die DDR mehr Bürger, denn man wollte West-Geld und ein besseres und freieres Leben.

Für die Meisten hat sich der Traum vom besseren Leben erfüllt. Für manche nicht. Die Letzteren üben sich jetzt leider allzu häufig in Vergangenheitsverklärung. Aber ein wirklicheres Interesse an einer breiten Diskussion, wie ein wiedervereinigtes Deutschland aussehen sollte gab es damals weder in Ost noch West. Auch nicht von denen, die heute große Volksreden schwingen, was da alles schief gelaufen ist.

In meinen Augen war dies übrigens nur eine "Vereinigung" (ohne Wieder), denn in dieser Form, wie die BRD heute aufgestellt ist, gab es diesen Staat noch niemals. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Ich hätte mir aber eine "Vereinigung" auf AUGENHÖHE gewünscht. Tatsächlich gab es eine Angliederung der DDR an die BRD, wobei jeder in der DDR zwar Freiheit gewonnen, aber das Volksvermögen einfach mal so eben verloren hat.

Denn man hat es den DDR-Bürgern immer wieder gesagt: DAS ALLES GEHÖRT EUCH! Aber die DDR-Bürger durften nicht ein einziges Mal mit bestimmen, als das Volkseigentum und Volksvermögen einfach mal so eben, wie in einem Sommerschlussverkauf, verramscht wurde. Die Gebäude- und Industrieruinen, welche heute immer noch die östlichen Bundesländer zieren, sprechen hierbei eine deutliche Sprache.

Im Endeffekt ist es doch so gelaufen: Die DDR war pleite - und die West-BRD hat die DDR für die symbolische 1 DM gekauft, anschliessend alles, was auch nur irgendwie geht zu Geld gemacht (siehe Treuhand) und den Rest einfach liegen gelassen.

Und genau so sieht es heute - nach 33 Jahren - immer noch aus in den Dörfern und Städten von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern - wie man jeden Tag hier selbst besichtigen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Das Leben war eine harte Schule!

Wie man sieht fühlen sich die Menschen auch nach über 30 Jahren nicht so als wäre es ein Land. Es wird immer wieder von Ost und West gesprochen. So wie es gelaufen ist war es definitiv keine gute Lösung.

Ich bin froh um die Wiedervereinigung - was zusammen war und getrennt wurde, ist wieder zusammen. Für die Jungen ist es normal so - eher die Älteren fühlen da noch eine Trennung oder und leben Trennung weiter.

Baumgartner777  06.10.2023, 14:46

Ich sehe und merke den Unterschied in der Mentalität und Denkweise nach über 33 Jahren immer noch sehr deutlich ...

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