Warum spielt der Glaube in den USA eine größere Rolle als in Europa?

8 Antworten

Die USA wurden im Wesentlichen von protestantischen Christen gegründet. Das waren meist Puritaner, also ziemlich strenge Christen, die in Europa verfolgt worden waren und die keine hierarchische Kirchenorganisation liebten, sondern ein basisdemokratisches Christentum mit Pfarrerwahl durch die Gemeinde usw.

Religiosität ist seither nicht nur eine Konvention, die man nur halbherzig erfüllt wie in Europa, sondern ein starkes persönliches Anliegen.

Diese puritanische Prägung ist bis heute stark. Man spürt sie in den strengen Alkoholbeschränkungen, den strengen Kleiderordnungen an US-Schulen, den weniger freizügigen Regeln im Fernsehen, dem häufigen Kirchenbesuch, dem höheren Spendenaufkommen für soziale und kulturelle Zwecke, der "Graswurzeldemokratie" usw.

"Viele der ersten Siedler in den USA waren auf der Suche nach religiöser Freiheit. Gruppen wie die Puritaner, Quäker und andere religiöse Minderheiten flohen aus Europa, um ihre Glaubensüberzeugungen ohne Verfolgung ausüben zu können. Diese Tradition der religiösen Freiheit hat tief in die amerikanische Identität eingegraben."

Da denke ich auch an die Mormonen, die hatten in Utah viel Platz und genug Abstand zu den Metropolen, um ihr eigenes Leben so zu gestalten, wie sie das selber wollten.
Auch die Amish sind zu nennen.

Auch Hugenotten sind zu nennen, das waren protestantische Franzosen.
Auch Johnny Depp ist partiell hugenottischer Abstammung ("Depp" ist eigentlich "Dieppe", eine Stadt in Nordfrankreich, in der Normandie).

Die Methodisten gibt es auch in Europa. Allerdings gehen sie zurück auf John Wesley, der aus England stammte und auch in Nordamerika predigte.

Die Europäer, die sich aufgemacht haben Amerika zu besiedeln, waren zum Teil christlich extrem religiös und das man beibehalten. Gerade in den ländlichen Gebieten der USA sind die Bildungsangebote sehr schlecht. Man muss sich die Dimensionen in den USA vor Augen führen: Es gibt dort Landstriche, die nur sehr dünn besiedelt sind, mit endlosen Agrarflächen. Typischerweise leben in den ländlichen Gegenden die religiös geprägten Menschen (in der Regel hellhäutige Farmer), die leider oft aus Tradition heraus die Republikaner wählen, ohne sich vorher mit der beworbenen Politik auseinandergesetzt zu haben.

Also man kann festhalten, dass die extreme Religiosität oft mit mangelhafter Bildung einhergeht, häufig auch gepaart mit einem landwirtschaftlich geprägten Leben.

Dunkelhäutige, die nicht besonders wohlhabend oder gebildet sind, neigen zu Religiosität oder zu Kriminalität. Die Religion bietet die Möglichkeit mit der ständig erlebten Ungerechtigkeit durch strukturellen Rassismus in den USA emotional besser zurecht zu kommen. Ein anderer Ansatz wäre aktiver politischer Kampf gegen Rassismus.

Die eingewanderten Latinos sind traditionell christlich geprägt.

Ich würde sagen, dass in Europa Religion zurückhaltender geäußert wird als in den USA. Man sieht den Einfluss der Kirche in Europa kritischer, weil die Kirchen ja teilweise z.B. für Zensur, Denkverbote und Verfolgung verantwortlich war. Auch die religiösen Konflikte gab es, als Amerika gerade entdeckt wurde. Um Glaubensfragen wurde in Europa immer gekämpft. In die USA sind viele ausgewandert, weil sie ihre Religion frei ausüben wollten. Und genau das schätzen die Amerikaner auch und zeigen es in der Öffentlichkeit. Man hat das Gefühl, das einiger Amerikaner ihre Religion zur Schau stellen, was befremdlich wirkt. Es ist teilweise ein anderes Verständnis von Religion, das wir schnell als oberflächlich wahrnehmen. Letztendlich ist es aber auch nun mal ihre Art. In Deutschland ist Kirche etwas sehr Institutionelles, fast wie eine Behörde.

In den USA gab es von Anfang an Religionsfreiheit. So sind auch die Mitglieder aller Sekten die man in Europa nicht haben wollte nach da ausgewandert. Es war auch kein Problem dort ständig wieder neue zu gründen. Die Amish sind z.B. mal in Süddeutschland gegründet worden.


adelaide196970  06.03.2025, 23:37

stimmt. Und zwar von Jakob Ammann aus Erlenbach. Die sprechen heute noch deutsch und zwar einen Dialekt, der sich Pennsylvania-Deutsch nennt.