Tierversuche für den Tierschutz?
2003 wurde im Tierversuch mit Regenbogenforellen bewiesen, dass Fische Schmerzen empfinden.
Warum musste das bewiesen werden? Kurz gesagt: weil ein Angler behauptete, es sei anders. Wäre nicht er da in der Beweispflicht gewesen, frage ich mich da. Für mich bestünde da keine Notwendigkeit für den Beweis, weil die Gegenthese aberwitzig erscheint. Aber eine traditionell speziesistische Bio-Nutzer*innen-Gemeinde dominiert diese Fakultät in bedeutendem Maße - jemand fand den Beweis also wichtig.
Falls Ihr Tierversuche prinzipiell in Ordnung findet, dann ist diese Diskussion eher nicht für Euch, dann haltet Euch bitte raus oder denkt Euch ausreichend ein. Falls Ihr, wie ich, nicht-einvernehmliche Tierversuche grundsätzlich ableht: wie steht Ihr in diesem Fall dazu? (und ggf. in ähnlichen Fällen)
5 Antworten
Wahrscheinlich war dieser Versuch wirklich notwendig, um den Menschen endlich mal zu zeigen, - daß die Fische die man überall sich zu Tode zappeln läßt, dabei Schmerzen empfinden!
Die Leute, die die These "Fische empfinden keine Schmerzen" vertreten, hegten und hegen allerdings kein Interesse an diesem Nachweis. Für alle anderen stand es vermutlich bereits vordem nie infrage.
Warum musste das bewiesen werden? Kurz gesagt: weil ein Angler behauptete, es sei anders. Wäre nicht er da in der Beweispflicht gewesen, frage ich mich da.
Grundsätzlich schon. Es gilt eigentlich das Prinzip von Russels Teekanne, d. h., derjenige, der etwas behauptet, steht in der Beweispflicht.
Solche Fragestellungen sind aber von grundsätzlichem Interesse, nicht nur für Angler, sondern beispielsweise auch für Ethologen, die daran interessiert sind, die Haltungsbedingungen ständig zu verbessern und für die Entscheidungsträger, die letztendlich die Tierschutzgesetze formulieren. Und ohne eine wissenschaftliche Untersuchung ist ja auch die Aussage, Fische könnten Schmerzen empfinden, erst einmal nur eine Vermutung. Der Angler hat also behauptet, Fische könnten keine Schmerzen empfinden. Die Gegenseite hat behauptet, Fische könnten es doch. Beide Seiten stehen damit in der Beweispflicht. Um die Frage zu klären, ist letztendlich eine wissenschaftliche Untersuchung notwendig und das geht nun einmal leider nur mit entsprechenden Versuchen. Wir können schließlich den Fisch nicht direkt fragen: "Hast du Schmerzen?"
Falls Ihr Tierversuche prinzipiell in Ordnung findet, dann ist diese Diskussion eher nicht für Euch, dann haltet Euch bitte raus oder denkt Euch ausreichend ein.
Warum? Gwrade wenn es unterschiedliche Meinungen zu einem Thema gibt, ist doch ein offener Meinungsaustausch besonders wichtig. Man muss danach nicht zwingend einer Meinung sein, aber wenn man in einen Dialog tritt und zuhört, kann man die Gegenseite vielleicht auch ein bisschen besser verstehen. Die Welt ist schließlich nicht nur schwarz oder weiß, sondern bunt.
Ich lehne Tierversuche nicht kategorisch ab. Ich bin selbst Biologe und für mich steht nicht zur Diskussion, das Tierverauche in einigen Bereichen unerlässlich sind. Wir können in der Forschung, gerade in der Medizin, nun mal nicht komplett auf Tierversuche verzichten. Nicht nur in der Humanmedizin, auch in der Veterinärmedizin sind Tierversuche unverzichtbar, letztendlich sind solche Versuche notwendig, um besser verstehen zu können, wie ein Organismus "funktioniert" und wie man ihn heilen kann - davon profitieren letztendlich auch die Tiere. Ein Studierender der Tiermedizin kann sich das notwendige anatomische Wissen nicht nur mit Büchern und Bildern erarbeiten, er muss sich das wortwörtlich in Fleisch und Blut ansehen. Ganz ohne Tierversuche geht es einfach nicht.
Ich finde aber auch, dass ein jeder Forschender dazu angehalten sein sollte, bei seinem Tun die erforderliche Demut und den Respekt vor dem Leben zu zeigen. Ich musste in meinem Studium auch Tierversuche durchführen. Freude habe ich dabei nicht empfunden. Mitleid schon. Ich habe es nicht gern getan und ich bin der Meinung, dass ich in meinem Beruf falsch wäre, wenn ich nicht so empfinden würde. Wir sollten alles dafür tun, dort, wo es möglich ist, auf Tierversuche zu verzichten, etwa in der Kosmwtikindustrie. Und dort, wo es (bisher) unvermeidlich ist, sollten wir natürlich alles dafür tun, so wenig Tiere wie möglich zu verwenden und den Tieren das Leid so gering wie irgend möglich zu machen, sie mit Respekt zu behandeln, sie artgerecht zu halten. Das ist das Prinzip der drei Rs: replace, reduce, refine. Als wirz. B. im Studium Nager sezieren mussten, mussten sich beispielsweise immer zwei Studierende ein Tier teilen, um die Anzahl der benötigten Tiere so klein wie möglich zu halten.
Wir haben in Deutschland zum Glück schon recht strenge Vorgaben für Tierversuche. Für jeden Tierversuch muss ein Antrag mit einer Begründung für die Unerlässlichkeit vor einer Kommission eingereicht werden. Das ist längst nicht in jedem Land so. Leider. Und in vielen Ländern stellen sich die Forschenden leider auch viel zu selten die Frage, ob das, was sie tun, wirklich von Nutzen ist oder ob sie etwas nicht einfach nur tun, um zu sehen, ob sie es tun können.
Total schwachsinnig! Es gibt Tierversuche die nunmal notwendig waren/sind. Aber das betrifft vermutlich keine 20% der Tierversuche die wirklich stattgefunden haben, oder immernoch stattfinden.
Ein Lebewesen verspürt nunmal Schmerz, ohne dieses Gefühl ist doch ein Fortbestand gar nicht richtig möglich, Schmerz schützt den Körper wie zb für einen Fisch sich zu wehren oder zu flüchten wenn dieser plötzlich gebissen wird.
Sie hierzu eine Meinung zu bilden ist wirklich schwierig. Ich habe lange darüber nachgedacht.
Warum musste das bewiesen werden?
Weil wissenschaftliches Arbeiten durchaus auf Beweisen beruht - und für ein definitiv "so ist es" Vermutungen und Annahmen, auch wenn sie noch so naheliegend sind, aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichen.
Wäre nicht er da in der Beweispflicht gewesen, frage ich mich da.
Rein prinzipiell? Ja.
Gleichermaßen hätten wir hier das Problem, das Nicht-Vorhandensein nachzuweisen - auch hier hätte man das Vorhandensein des Schmerzempfindens prüfen müssen...was zu einem gleichen oder ähnlichen Versuchsaufbau geführt hätte.
Die Frage ist ja: wieso soll Wissenschaft überhaupt abwegige Dinge behandeln?
Erkenntnis über Trivialitäten, wenn für die Forschung noch Dritte leiden? Klingt nicht überzeugend für mich...
Erkenntnis über Trivialitäten, wenn für die Forschung noch Dritte leiden?
Ja, auch (vermeintliche) Trivialitäten dürfen und sollen untersucht werden. Was im Einzelfall vertretbar ist, entscheiden Ethikkomissionen und der gesetzliche Rahmen.
Klingt nicht überzeugend für mich...
Das ist der Unterschied zwischen persönlichen Überzeugungen und wissenschaftlichen Arbeiten.
Nach meiner Erfahrung werden die meisten Tierversuchen durchgeführt, weil Studenten brauchen eine Master-Arbeit oder Doktorarbeit. Es geht also um die Karriere der Wissenschaftler, nicht um Erkenntnisgewinn.
Nach meiner Erfahrung werden die meisten Tierversuchen durchgeführt, weil Studenten brauchen eine Master-Arbeit oder Doktorarbeit.
Ob es "die meisten" sind, stelle ich mal zur Debatte...
Und sowohl eine Masterarbeit als auch eine Dissertation stellen wissenschaftliche Arbeiten dar - die Methodik und die Zielsetzung zur Beantwortung einer entsprechenden Fragestellung unterscheiden sich also nicht von anderen Studien.
Ob nun ein Postdoc oder Doktorand daran arbeitet, ist für die Konsequenz völlig irrelevant.
Ich erzähle nur meine Erfahrung. Ich habe selbst Tierversuche für meine Master-Arbeit gemacht. Die Universität muss ein Experiment ersinnen, sodass man absolvieren kann. Die Fragestellung ist oft irrelevant.
In die Industrie (Pharma z.B.) ist es natürlich ganz anders.
Ich erzähle nur meine Erfahrung. Ich habe selbst Tierversuche für meine Master-Arbeit gemacht.
Gemessen an dem, was jährlich an Studien mit entsprechenden Tiermodellen veröffentlicht wird, dürften Abschlussarbeiten nicht die unangefochtene Nummer 1 sein - daher meine Zweifel.
Die Universität muss ein Experiment ersinnen, sodass man absolvieren kann.
Was ohnehin die Aufgabe der entsprechenden Arbeitsgruppen ist, in denen experimentelle Abschlussarbeiten typischerweise absolviert werden. Auch hier: die Untersuchungen wären zu großen Teilen ohnehin irgendwann durchführt worden, da das die Aufgabe der Arbeitsgruppen ist.
Den implizit mitschwingenden Vorwurf einer Verwerflichkeit kann ich nicht nachvollziehen.
Die Fragestellung ist oft irrelevant.
Hinsichtlich des Impacts und der praktischen Bedeutung gebe ich Dir recht - das ist allerdings auch bei anderen Studien nicht anders.
Nein. Wissenschaft kann überzeugen. Alles andere sind nur Dödels, die Wissenschaftlichkeit vorschützen und für ihre Agenden missbrauchen und die Wissenschaft in den Dreck treten, imho.
Wissenschaft kann überzeugen.
Das kann sie sehr oft nicht - und vor allem: sie muss es auch nicht. Beim Thema Überzeugungsarbeit gehen wir nämlich sehr schnell von Populärwissenschaft tatsächlich zum Missbrauch für eigene Zwecke.
Alles andere sind nur Dödels, die Wissenschaftlichkeit vorschützen und für ihre Agenden missbrauchen und die Wissenschaft in den Dreck treten, imho.
Die Meinung darfst Du haben - den Tatsachen entspricht sie nicht.
Man darf dieses (und beliebig viele andere) Experimente aus persönlichen Überzeugungen und ganzen Herzens ablehnen. Das ist völlig legitim.
Entspricht den Tatsachen nicht, findest Du? Das ist nur Deine irrige Meinung, falls Du glaubst, über alle wissenschaftlichen Fakultäten aussagen zu können, sorry.
Entspricht den Tatsachen nicht, findest Du?
Ja, finde ich. Persönliche Ansichten und wissenschaftliches Arbeiten sind zwei Paar Schuhe.
Das ist nur Deine irrige Meinung, falls Du glaubst, über alle wissenschaftlichen Fakultäten aussagen zu können, sorry.
Über Grundprinzipien kann man durchaus verlässliche Aussagen treffen.
Hmmm, es gibt Dinge, die sich aus beobachtender Tierverhaltensstudie belegen lassen, ohne TV. Aber nun würde es gemacht, ist hsndfest, wird Tierschutz helfen.
Gut, wir können vermuten, dass Catch&Release-Fischen ohne solche Studien in Deutschland nicht verboten wäre. Weiß ich aber nicht genau - die Gegenprobe fehlt afaik, oder nicht?
Hab mir noch keine abschließende Meinung gebildet, aber ich tendiere dazu, es genauso zu sehen, wie Du.