Sind Schulen nachsichtiger/fauler geworden, wenn es ums Thema Rechtschreibung und Schreiben im generellen geht?

11 Antworten

Als hätten die noch nie eine Korrektur oder das Wort NEIN erhalten

Haben sie das denn? Wenn sich Kinder so benehmen, liegt das normalerweise eher an der Erziehung, nicht an den Lehrern.

Natürlich hat sich pädagogisch da etwas in den letzten Jahrzehnten verändert. Weil sich ja schließlich auch die Welt verändert hat.

Schönschrift ist einfach kein irgendwie lebensnotwendiger Skill mehr. Ich mein, wo schreibt man denn heutzutage als erwachsener Mensch wirklich noch mit der Hand etwas, was andere ebenfalls lesen können sollten, so abseits von Schule und Prüfungen? Richtig, nirgendwo. Beim Einkaufszettel oder der Telefonnotiz ist es total unerheblich, ob die schön aussehen oder nicht. Deshalb spielt Schönschrift wirklich keine große Rolle mehr.

Ebenfalls hat sich das pädagogische Konzept "Lesen durch Schreiben" in den Grundschulen stark etabliert, je nach Schule in unterschiedlich starker Ausprägung und Ausführung. Grundsätzlich geht's dabei aber immer darum, dass die Kinder anhand sogenannter Anlauttabellen sich selbstständig erschließen, wo der Zusammenhang zwischen Lauten, Buchstaben und Worten steckt und so auch mit diesen Anlauttabellen selbst Worte und Texte "zusammenstellen".

Diese Methode hat tatsächlich eine Menge Vorteile! Die Kinder lernen hier durch aktives, selbstständiges Tun, nicht durch passives Zuhören und Nachmachen. Und wenn man da mal an sich selbst denkt: merkt man sich z. B. die Bedienung eines Programms am PC schneller und besser, wenn man sich selbst damit beschäftigt und nach der Lösung sucht oder wenn einem jemand was "vorklickt"?

Ebenfalls sorgt diese Methode sehr schnell für Erfolgserlebnisse, was die Lernmotivation der Kinder aufrecht erhält. Mit dieser Methode können die Kinder schon in den ersten Wochen der ersten Klasse die ersten Briefchen für Mama, Papa, Oma, Opa, Tante und Onkel schreiben - Selbstwirksamkeit, Erfolgserlebnis, Stolz, ganz viele positive Gefühle für die Zwerge :).

Und sie erkennen somit auch tendenziell leichter, wo dieser Zusammenhang zwischen den gesprochenen Lauten, den Buchstaben und somt den geschrieben Worten besteht.

Der Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass es dadurch selbstverständlich auch zu Rechtschreibfehlern kommt. Weil es eben so einige Worte gibt, in denen Buchstaben stecken, die man beim Sprechen nicht hört. Und leider auch, weil nicht alle Kinder mit astreinem Hochdeutsch aufwachsen...

In der "Extremform" dieser Methode gilt dabei leider auch, dass die ersten zwei Schuljahre (!!) keine Korrekturen durch Lehrkräfte oder Eltern vorgenommen werden sollen, weil das die Motivation der Kinder beeinträchtigen soll. Das ist meiner Ansicht nach aber ein Irrweg.

Vielmehr geht es doch darum, wie man eine Korrektur kommuniziert. Bei meinem Neffen und meiner Nichte, beide inzwischen volljährig, hab ich das so gehandhabt, dass ich sie für ihre kleinen Briefchen für mich gelobt und mich auch ehrlich und aufrichtig darüber gefreut hab. Und dann hab ich die Korrektur auf folgende Art kommuniziert: "Das hast du klasse gemacht, danke dir für diesen schönen, lieben Brief! Aber soll ich dir mal ein Geheimnis verraten? Erwachsene haben sich Regeln überlegt, wie manche Worte geschrieben werden sollen. Und dabei haben sie darin Buchstaben versteckt, die man gar nicht hört, sondern bei denen man wissen muss, dass sie dort hingehören. Soll ich dir mal zeigen, wie diese Worte aus deinem Brief nach Erwachsenenregeln geschrieben werden :)?".

Auf diese Weise haben die beiden nie auch nur den Hauch eines Wutausbruchs oder so gehabt, sondern sich freudig von mir in die Geheimnisse der Erwachsenen einweihen lassen ;). Oh, und mein Neffe hat inzwischen sein Jurastudium fast fertig, mit wunderbarer Rechtschreibung.


Dreamdrummer  05.02.2025, 10:14
In der "Extremform" dieser Methode gilt dabei leider auch, dass die ersten zwei Schuljahre (!!) keine Korrekturen durch Lehrkräfte oder Eltern vorgenommen werden sollen, weil das die Motivation der Kinder beeinträchtigen soll. Das ist meiner Ansicht nach aber ein Irrweg.

Da gebe ich dir absolut recht. Ich kann mich noch erinnern, dass ich in der Grundschule irgend etwas über ein Taxi geschrieben habe, das „beesch" ist. Natürlich fragte die Deutschlehrerin, was ich damit meine. Auf meine Antwort, dass das die Farbe des Autos sein soll, strich sie das Wort durch und sagte „Ach so, klar – das schreibt man aber so: beige."
Ohne diese Korrektur hätte ich das Wort bestimmt noch 5 Jahre lang falsch geschrieben. Woher sollen Kinder so etwas auch wissen...

Seit der letzten desaströsen Rechtschreibreform gibt es keinen vernünftigen Deutschunterricht mehr. Jeder schreibt, wie er lustig ist. Ein übriges tut die Überfremdung in diesem Land. Anstatt schwache Schüler zunächst in Förderschulen gezielt zu unterrichten, bis sie den Abstand zu deutschen Schülern aufgeholt haben, prügelt man die deutschen Kinder auf das niedrige Niveau der Migrantenkinder herunter. Auch von Allgemeinbildung ist schon seit 20 Jahren nichts mehr zu sehen.

Bei uns - vor 60 Jahren - war das ganz einfach: Wenn jemand unleserlich schrieb, fackelten die Lehrer nicht lange und derjenige bekam einfach eine 6. Fertig!

Aber heute, wo kaum noch jemand mit der Hand schreibt, scheint eine lesbare Handschrift nicht mehr wichtig zu sein. Ich meine, dass das ein großer Trugschluss ist. Wenn's nach mir ginge, würde ich auch die ganzen Hirngrills ersatzlos abschaffen, damit die Leute wieder lernen, miteinander zu reden.


Animelove007  05.02.2025, 00:34

Yupp. Ich schreibe auch noch kaum mit der Hand und es tut nach wenigen Zeilen sogar in der Hand weh.

tachyonbaby  05.02.2025, 00:40
@Animelove007

Ach, gräme Dich nicht - Übung macht den Meister!

Ich habe mir unlängst erst wieder einen neuen Füller mit angeschrägter Feder gekauft, damit ich mit Auf- und Abstrich schreiben kann. Ich schreibe noch viel mit der Hand, obwohl ich auf der Tastatur viel schneller bin.

Würde aber etwas Sinn machen. Wieso extra Mühe geben, wenn du dadurch sowieso gehated wird:

  • Schüler hassen dich, weil du zu streng bist
  • Eltern/Kollegen sind mit dir unzufrieden, da du so ‚schlechtunterrichtest (dass immer schlechte Ergebnisse herauskommen)

Und natürlich kann auch etwas Faulheit auch eine Rolle spielen. Soziale Medien beeinflussen nicht nur Schüler, die Internetpräsenz kommt auch bei den Lehrern an.

~ ajkcdajefiu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ich bin auch so ein casual

Das ist wirklich erschreckend, dass du von einer Lehrerin erfahren musstest dass die Lehrkräfte heutzutage nicht mehr so streng auf eine richtige Rechtschreibung achten. Das Lehrer unter Zeitdruck stehen ist ja allgemein bekannt, aber dass so knapp kalkuliert wird ist wirklich nicht akzeptabel.