Seid Ihr für oder gegen das Abtreiben

15 Antworten

Ich find die Frage ungeschickt formuliert. Wenn ich sage, ich bin dafür, klingt das ja so, als ob ich grundsätzlich abtreiben für eine ganz wunderbare Sache halte. Ist es nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich es selbst könnte (obwohl ich keine Kinder will).

Aber ich bin dafür, dass jede Frau die freie Entscheidung haben sollte.

Für mich ist das ein Thema, welches nur Frauen für sich entscheiden sollten und dürften, da es IHR Leben und IHREN Körper betrifft. Hier hat niemand anderes sonst hineinzureden.

Alles andere wäre anmaßend und "fail".

Die Natur hat der Mutter das heranwachsende Kind in ihren Körper, in ihre Obhut gegeben.

Das geht niemanden sonst etwas an außer der Mutter.

Die Mutter hat das Hoheitsrecht über ihren Körper und alles was dort drinnen heran wächst.

Abtreibung ist über alle Ansichten und Gesetze hinaus die alleinige Entscheidung der Mutter.

Zu jeder Zeit, an jedem Ort.

Meine Meinung spielt dafür keine Rolle.

Es obliegt allein der schwangeren Frau.


Hallo LinnH,

erstmal vorab: Ich würde mal behaupten, niemand ist "für" Abtreiben. Sondern die, die sich pro choice nennen, sind für das Recht auf Selbstbestimmung. Abtreibungen per se findet niemand cool - auch die Frauen nicht, die sich für eine entscheiden.

Des Weiteren:

Ich forsche als Psychologin zu dem Thema Schwangerschaftsabbrüche und habe mich sehr viel damit befasst - kontroverse Studien aus aller Welt dazu gelesen, mit betroffenen Frauen gesprochen, Meinungsumfragen dazu gestaltet.

Nach allem, was ich heute weiß, komme ich zu dem Schluss, dass es am sinnvollsten ist, für das Recht auf Selbstbestimmung zu sein. Denn nur mit dem Recht auf Selbstbestimmung können wir die Schwangerschaftsabbruchraten senken. Möchte man Kinder retten, muss man Abbrüche zulassen. Klingt paradox aufs erste Hören, ist es aber gar nicht:

Schauen wir uns in der Welt um, sehen wir, dass dort, wo die Menschen die strengsten Gesetze gegen Abtreibungen haben, am meisten Abtreibungen passieren. Das liegt daran, dass in sehr, sehr, sehr überwiegender Anzahl nur jene Frauen abtreiben, die aus irgendeinem Grund verzweifelt sind und nicht wissen, wie sie das Kind versorgen sollen. Oft sind diese Länder auch jene Länder, in denen Frauen sehr unterdrückt werden, in denen es viel partnerschaftliche Gewalt gibt usw. Weltweit wird in etwa jede 3. Schwangerschaft abgebrochen! Das heißt, mindestens jede 3. Schwangerschaft auf dieser Welt geschieht unfreiwillig! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen... Oft sind mangelndes Wissen oder mangelnder Zugang zu Verhütung, Gewalt in der Partnerschaft oder Armut die Ursache. Das Ding ist: Auch wenn man Schwangerschaftsabbrüche durch Gesetze zu verhindern versucht, werden die Frauen Wege finden - nur unsicherere! Jedes Jahr sterben weltweit ca. 23.000 Frauen an den Folgen unsicherer Schwangerschaftsabbrüche - und hinterlassen mit ihrem Tod nicht selten Halbwaisen- oder Waisenkinder. Und das sind nur die offiziellen Statistiken. Da Schwangerschaftsabbrüche in vielen Ländern illegal sind, werden vermutlich viele Todesfälle nicht gemeldet und vertuscht. Viele weitere Frauen erleiden für ihr Leben Folgeschäden durch unsichere Abtreibungen.

Übrigens: Die Erzählung von der "Traumatisierung nach Abbruch" ist ein Mythos! Es gibt wahnsinnig gute Studien und Metaanalysen darüber. Eine Traumatisierung kann zwar vorkommen, ist aber selten und tritt vor allem dann auf, wenn der Abbruch unsicher und die Stigmatisierung hoch ist! Auch hier gilt also: Je sicherer der Abbruch, umso weniger Traumatisierungen und psychische Folgeschäden! Diejenigen, die den Zugang zu Abbrüchen aus diesem Grund erschweren wollen, sorgen also dafür, dass es mehr Traumatisierungen gibt.

Je mehr aber die Rechte der Frauen gestärkt werden, umso weniger Abbrüche gibt es. Bildung und ein niedrigschwelliger Zugang zu Verhütung senken die Abbruchraten, und sicherer Zugang zu Abbrüchen die Todesfälle und Folgeschäden.

Darüber hinaus leiden viele Kinder ihr Leben lang darunter, wenn sie von den Eltern/der Mutter ungewollt sind. Manche Frauen können sich zwar mit ihrem Schicksal anfreunden, aber mitnichten alle. Es ist nun eine persönliche Frage, ob man den Tod oder ein qualvolles Leben besser findet, aber es ist in jedem Falle ein Punkt, den man mit bedenken sollte.

Grundsätzlich gilt der Satz:

Frauen brechen Schwangerschaften ab, wenn sie sich körperlich, psychisch und materiell nicht sicher fühlen! Umgekehrt tragen Frauen ihre (auch ungeplanten) Kinder aus, wenn sie sich körperlich, psychisch und materiell sicher fühlen!

Wer also Schwangerschaftsabbrüche senken möchte, sollte diese nicht verbieten, weil das zu Leid und Toten führt. Sondern die allgemeinen Umstände für Frauen verbessern.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologin

Humanity774  11.09.2024, 19:51

Einfach falsch

ZionsDaughter  11.09.2024, 20:05
@Humanity774

Einfach in meinen bisherigen anderthalb Jahren Promotion beobachtet an der weltweiten Lage und gestützt von empirischen Daten aus allen möglichen Ländern. Deine Meinung darfst du trotzdem behalten :)

ZionsDaughter  11.09.2024, 20:24
@Humanity774

Zählt unter "Humanität" auch Vorurteile und Stigma rezitieren, ohne sich tiefergehend mit der Materie befasst zu haben?

Humanity774  11.09.2024, 20:56
@ZionsDaughter

Darunter zählt tatsächlich das jedes Menschenleben ein recht hat zu leben ob ungewollt oder nicht ist komplett egal. Mir ist klar das die meisten Schwangerschaftsabbruch darauf basierend das sie ungewollt sind es ist nur ein komplett irrelevanter Fakt. Mir ist schon klar das du es dir versuchst schön zu reden

ZionsDaughter  11.09.2024, 21:20
@Humanity774

Ich glaube, du verstehst nicht, dass wir auf der gleichen Seite stehen. Was ich versuche, ist, einen auf empirischer Forschung beruhenden Weg aufzuzeigen, wie man Schwangerschaftsabbrüche möglichst VERHINDERN kann. Der goldene Weg dahin ist, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern - das können wir sehr gut weltweit beobachten. Lies dazu bitte meinen Kommentar noch einmal. Du wirst auf dieser Welt niemals ALLE Abbrüche verhindern können. Aber würde es sich nicht trotzdem lohnen, möglichst VIELE Abbrüche zu verhindern? Wenn du ernsthaft Frauenleben (und damit ebenfalls das Leben des Kindes im Mutterleib!) opfern willst für eine (leider) unerreichbare Utopie, dann streiche bitte das "Humanität" aus deinem Namen. Wenn dir deine Ideologie wichtiger ist als die offenkundige, auf der ganzen Welt beobachtbare Lösung, dann kann ich dich nicht ernst nehmen in deinem Bestreben, Leben wirklich retten zu wollen. Befasse dich mit den internationalen Zahlen, Daten und Fakten und du wirst zum gleichen Ergebnis kommen wie ich: Der erfolgversprechendste Weg, Abbrüche zu verhindern, ist, Abbrüche zu erlauben. Das ist die Tatsache, unabhängig von deiner Meinung.

Humanity774  11.09.2024, 22:49
@ZionsDaughter

Ich erzähle dir jz einmal die Fakten die ich weiß. Weltweit werden 73 Millionen Kinder angetrieben im Jahr. In Deutschland waren es 2023 107.000. 103.000 von diesen Abtreibungen waren folgende Situationen - gesunde Frau, gesundes Kind, keine Gewalt. Auf 100.000 Schwangerschaften sterben in Deutschland durchschnittlich 4 Frauen. Abtreibung aufgrund einer bestimmtem Diagnose des Kindes haben mehr als 20% Fehlerquote. Das sieht man an den Frauen die ihr Kind trotz schlimmer Diagnose zur Welt bringen und es dann plötzlich doch komplett gesund ist. Um eine Abtreibung in Deutschland zu machen muss man nichtmal ein Grund angeben, manche machen es trotzdem. Von diesen 107.000 waren von 50 tausend die Begründung "familiäre Situation" was buchstäblich alles und nichts heißen kann. Jetzt erklär mir mal wie man diese riesige Anzahl an Abtreibungen in Deutschland oder weltweit verhindern soll indem man es komplett legal macht ? Meiner Meinung nach braucht es ein gesetzt und Strafen damit man das Thema ernster nimmt und zwar nicht erst bei der Abtreibung sondern schon beim GV und de verhütung

ZionsDaughter  11.09.2024, 23:20
@Humanity774

Ich verstehe, dass dir diese Zahlen erschreckend vorkommen. Doch du musst sie in Relation sehen, du musst deinen Blick weiten. Schau dir Statistiken an, die sich über die Welt erstrecken und vergleiche dann, wie viele Schwangerschaftsabbrüche auf je 1000 Frauen kommen. Weltweit wird jede 3. Schwangerschaft abgebrochen. In Deutschland jede zwölfte. Das sind neun Schwangerschaften, verglichen zu weltweit, die NICHT abgebrochen werden! Neun Kinder, die im Vergleich gerettet wurden! Durch die Stärkung der Frau, Bildung, Verhütung, Legalität.
Schau dir Karten an, in denen die Restriktion von Schwangerschaftsabbrüchen in Relation gesetzt werden zur Anzahl der Abbrüche. Dort, wo die Gesetze strenger sind, finden häufig mehr Abbrüche statt - oder zumindest nicht weniger, dafür aber mehr Tote. Schau dich beispielsweise mal auf dieser Seite um: https://www.abortiondata.org/de/abtreibung-weltweit/#:~:text=Wie%20viele%20Abtreibungen%20gibt%20es,121%20Millionen%20%E2%80%93%20jedes%20Jahr%20ungewollt.

Sollte natürlich gut überlegt sein aber es sollte jede Frau frei entscheiden dürfen