Sehen wir Dinge oder immer nur einige Eigenschaften der Dinge?
Ob ferne Sterne oder den Monitor vor uns: Man sieht nur die Photonen, die in unsere Augen oder sonstige Wahrnehmungsgeräte gelangen. Selbst bei Berührung sind es nur einige Elektronenschalen, die sich berühren.
Aber niemals sehen wir das jeweils ganze Ding, mit dem wir gerade interagieren. Wir sammeln im Laufe der Zeit samt Positions- und Wahrnehmungsgeräte-Wechsel immer mehr Informationen, Eigenschaften der Dinge, verarbeiten das auf vielerlei bekannter Weise und können so immer bessere Aussagen, Vorhersagen machen. Aber auch diese können sich zwangsläufig nur auf die wahrgenommenen Eigenschaften der Dinge beziehen.
Wie steht ihr zu dieser Sichtweise, wo wäre euer Meinung nach da der eventuelle Denkfehler?
Diese Sichtweise geht m. E. sogar so weit, dass ich (wie jeder von Euch auch) jeden anderen Menschen nur von "außen" sehe, höre, ..., nie sein wirkliches Innere, sein wirkliches ich.
8 Antworten
Du hast vollkommen recht: Wir kriegen die Sachen ja nie "ganz" mit, sondern nur so Bruchstücke. Also beim Sehen sind das Photonen, beim Tasten die Elektronenschalen. Unser Hirn bastelt dann daraus ein Gesamtbild, aber direkt ran an das "Ding an sich" oder das "innere Ich" von anderen kommen wir nie.
Das ist ja auch kein Fehler, sondern einfach wie unsere Wahrnehmung funktioniert und wie wir uns die Welt zusammenbauen.
Es gibt viele Möglichkeiten die Welt zu beschreiben und das ist eine davon.
Ich sehe keinen Grund warum das in der Frage beschriebene "falsch" wird - auch wenn man es aus einer ganz anderen Sicht betrachtet oder Ergänzungen dazu hat.
Beispielsweise kann man einwenden, dass manche Ärzte Menschen von innen sehen. Oder das man die Idee hinter den Dingen sehen kann.
Gerade das sehen einer Idee, egal ob sie schon realisiert ist oder nicht, ist ein Gegenkonzept. Dennoch ist klar, dass das Wort sehen (hier erfassen) in diesem Zusammenhang eine andere Bedeutung hat als bei dem zuvor beschriebenen Konzept (begreifen).
Stimmt, aber ist auch ausreichend so, andernfalls wären wir schon längst ausgestorben. Außerdem hat der Mensch mit Röntgenstrahlen, MRT, Schallwellen ... die Möglichkeit sehr viel tiefer in ein Wesen oder Ding hineinzuschauen.
Aber niemals sehen wir das jeweils ganze Ding, mit dem wir gerade interagieren.
So ist es - wir vergleichen sie mit den in unserem Gehirn/Gedächniis gemachten/gespeicherten Erfahrungen (auch angelerten) und ordnen sie zu.
Wie definierst du denn ein Ding? Nimm einen Apfel, du definierst diesen eventuell durch sein Aussehen, Geschmack, etc. dann sind aber wieder Interaktionen mit Photonen oder andere Wechselwirkungen, aber das ist genau das Ding.
Du kannst nur Interagieren über eine Wechselwirkungskraft und genau diese macht das Ding aus.
Das ist eine weitere schwierige Frage: Wo hört meine Katze auf? Keineswegs da, wo sie optisch aufzuhören scheint, winzige Fellhaare überschreiten diese Grenzen massiv! Sie ist in der ganzen Wohnung, nur sehe ich sie nicht so einfach, muss schon genauer hinschauen.
Für uns hört ein Mensch da auf, wo seine Haut zu sehen ist, für einen Hund sind die Grenzen ganz anders definiert, weil er sich an Gerüchen orientiert, Menschen, wie eigentlich alle Gegenstände, emittieren Moleküle, usw.
Insofern kann man vielleicht sagen, "Dinge" gibt es an sich gar nicht, eben weil diese "Grenzdefinition" verschieden ist. Wäre ein weiterer Beitrag hier, dies genauer zu beleuchten, mache ich bestimmt auch noch. ;-)