Physikfrage zu Teilchen, Materie u. Bewegung?
Es gibt verschiedene Theorien, wie die Welt entstanden ist.
Eine davon (übrigens die einzige, die zumindest nicht widerlegbar ist im Gegensatz zu Gott als Schöpfer o. Ä.) ist der infinite Regress bzw. das bestimmte Dinge einfach schon immer existiert haben. Wenn diese Ewigkeit gegeben ist, dann braucht sie auch keine Ursache, weil sie eben ewig ist.
Meine Frage dazu ist:
Wenn es stimmt, dass es einfach einige Teilchen schon immer in der Welt gab, u. wenn man sieht, dass diese Teilchen offenkundig miteinander interagieren, also Bewegung da ist, die dann entsprechend auch schon immer gegeben sein muss, bleiben dann folgende beiden Szenarien?:
1 Der Bewegungsverlauf reicht immer weiter zurück u. weil er unendlich ist gibt es keinen Anfang
2 Der Bewegungsverlauf ist ein ewig existenter Kreislauf
Ich muss dazu schreiben, dass ich von Physik kaum eine Ahnung habe u. auch schlecht räumlich etc. denken kann.
Mich würde einfach interessieren, ob unter oben genannter Prämisse nur diese beiden Möglichkeiten gegeben sind oder vielleicht noch andere oder sogar nur eine von beiden.
Vielleicht kann das dankenswerterweise jemand beantworten/erklären?
4 Antworten
„... schon immer gab ...
Im Gegensatz zur üblichen Vorstellung des Urknalls, bei der alles erst mit einem Big Bang entsteht, vertrete ich auch die Auffassung, dass alles bereits immer schon bestanden haben müsste und der Urknall totaler Unfug ist. Denn Zeit und Raum müssen bereits bestanden haben, weil sich sonst die Frage stellt,
"WAS sich denn da WANN geändert haben soll?“
Und weil es keine Möglichkeit für das Nichts gibt.
Denn die Entropie besagt, dass mit Zunahme der Kombinationsmöglichkeiten die Unbestimmtheit immer nur größer wird – die Unordnung nimmt zu. Mein Umkehrschluss lautet: Je weniger Möglichkeiten, desto größer die Bestimmtheit. Und bei nur einer Möglichkeit haben wir dann eine Gewissheit, wenn sich die Gegenwart beweisen lässt und das Abwesende nicht betätigt werden kann.
Zu 1. „.... reicht immer weiter zurück, weil er unendlich ist gibt es keinen Anfang“
Natürlich gab es schon immer etwas, denn das, worum es hier geht, sind schlichtweg die Dimensionen, deren Zusammenspiel in unserem Sinne sicherlich nicht deterministisch kausal war, was man auch als indeterministisch bezeichnen kann. Es gibt aber auch im indeterministischen Sinne Verknüpfungen, die einem sagen, was bereits schon immer existiert haben mussten, denn wie die Dinge heute verstanden werden, wird immer nach dem Vorher gefragt, weil alle Dinge irgendwann einmal begonnen haben müssen.
Doch sollte man besser Fragen, wann etwas im deterministisch chronologischen Sinne zu funktionieren begann, denn davor gab es nur indeterministisch unlogisch Abläufe, die keine Gültigkeit im chronologischen Sinne hatten. Im chronologischen Sinne haben wir dann nur den Wechsel vom indeterministischen in den deterministischen Zustand. Und somit einen chrono-kausalen Zustand, der dann wieder endet, wenn dieser Zustand wieder umgekehrt wird.
Unendlich ist daher nur das Unvermögen an den Planckschen Grenzen halt zu machen.
Zu 2. „....Der Bewegungsverlauf ist ein ewig existenter Kreislauf“
Wie gesagt gibt es unendlich nicht, aber der „ewigen“ Kreislauf ist in sofern verständlich, weil jedes physikalische Gesetzt einer Kreisfunktion gehorcht, mag sie noch so verborgen nicht erkannt werden. Das einzige was man dabei begreifen muss ist, dass der Anfang kurz vorm Ende aufhört, aber niemals identisch sein kann. Denn ein Ort hat ohne den Zeitpunkt kann sich nicht bewegen und somit hört ein Kreis dort auf, wo der Endpunkt definitiv bestimmt wird. Also Anfang und Ende unterscheiden sich immer im Zeitpunkt.
Das Universum kann es noch nicht ewig geben, da sonst schon längst der "Hitzetod" (die gesamte Energie des Universums wäre gleichmäßig in Form von thermischer Enegie auf die gesamte Materie des Universums verteilt, sodass keine Energie mehr genutzt werden könnte um Arbeit zu verrichten) welcher zur Folge hätte, dass Leben nicht möglich wäre. Folglich kann das Universum nicht ewig existieren.
Wissenschaftlicher schätzen übrigens, dass das Universum ca. 15 Mio. Jahre alt ist.
Mir geht es nicht ums Universum, das Universum ist ja seinerseits durch etwas Anderes verursacht. U. um dieses große Ganze geht es mir bzw. einzelne Teilchen, die schon immer existiert haben, auch vor dem Universum.
Und ich weiß, an der Stelle heißt es immer, vor dem Universum kann es nichts gegeben haben, weil die Zeit erst mit dem Universum entstand. Aber da das Universum eine Ursache hat u. diese wiederum ebenfalls eine Ursache, kann die Zeit, die ja Ausdruck/Erscheinungsform von Bewegung/Kausalität ist, nicht erst mit dem Universum begonnen haben.
Beide Antworten sind offensichtlich falsch. Denn beide Antworten sind ja gar keine Antworten. Die Frage ist: "Wie kann es sein, dass es ein Universum gibt und nicht nichts?"
Die Behauptung, da sei ein Gott, der das Universum geschaffen hat, verschiebt ja nur die Frage. Neu lautet sie dann: "Wie kann es sein, dass es einen Gott gibt?"
Die Behauptung, einzelne Teilchen hätten schon immer existiert, führt auf die Frage: "Weshalb denn? Weshalb gerade solche Teilchen und nicht ganz andere?"
Die Antwort muss so sein, dass überhaupt keine weitere Frage möglich ist. Das heisst, du darfst überhaupt nichts willkürlich voraussetzen und musst dann zeigen, dass sich das Universum zwingend ergibt und dass es zumindest aus einer Perspektive genau so aussieht, wie es aussieht. Nur so eine Antwort ist wirklich befriedigend.
Du hast eine vollkommen falsche Vorstellung von Raum und Zeit. Wenn du erklären willst, weshalb es ein Universum gibt, musst du auch erklären, woher Raum und Zeit kommen. Die Zeit ist mit dem Universum entstanden. Der Raum auch. Das ergibt sich auch sehr schön aus der allgemeinen Relativitätstheorie. Und das wird auch durch die Urknalltheorie so beschrieben. Den Urknall können wir ja auch beobachten, wenn wir sehr weit in die Ferne schauen. Vielleicht hilft dir das hier:
https://fragen-raetsel-mysterien.ch/urknall-und-kosmologische-modelle/
Das ist tatsächlich etwas, das ich nicht verstehe.
Zeit ist ja der Ausdruck von Bewegung bzw. die Erscheinungsform/Ablauf von Kausalität.
Und wenn gesagt wird, Zeit ist mit dem Universum entstanden, verstehe ich das insofern nicht, weil ja das Universum durch etwas verursacht wurde u. diese Ursache ebenfalls eine Ursache hat usw. Also muss die Zeit doch vor das Universum zurückreichen?
Ich denke, das Universum als Ganzes ist Nichts. Aber wenn man das Nichts aus unterschiedlichen Perspektiven beschreibt, sieht es aus, als wäre da etwas. Das ist eine bemerkenswerte Erkenntnis der Quantentheorie: Wenn man ein System, das null Information enthält, in zwei Teilsysteme teilt, enthält jedes der Teilsysteme Information. So ähnlich denke ich, ist das beim Universum. Es scheint nur für uns so, als wäre da etwas, weil wir nur einen Teil des Universums sehen. Hätten wir Zugang zum ganzen Universum, so würden wir sagen, da sei gar nichts.
Also ich bin Chemiker, kein Physiker. Aber soweit ich da in der Materie bin, gibt es in der Physik keine Unendlichkeiten bzw. Ewigkeiten (die gibt es nur in der Mathematik). Somit kann nichts schon immer existiert haben.
Danke für die Antwort. Soweit ich weiß (wie gesagt, weiß so gut wie nichts) lässt sich Materie nicht zerstören, nur zersplittern oder umwandeln. Also ist sie doch dann ewig existent?
Materie und Energie sind Äquivalent. Und soweit wir das bisher wissen, gab es am Anfang nur Energie. Zurückrechnen können wir ja auch nur bis zu einem Bruchteil einer Sekunde nach dem Urknall. Was davor war können wir schlicht nicht wissen und werden es vermutlich nie.
Alle Materie ist aus Licht entstanden und zerfällt irgendwann wieder in Licht. Wenn sich das Universum ausdehnt, nimmt die Energie im Universum ab, bis am Ende nichts bleibt. Die Energie ist nur lokal erhalten. Für das Universum als Ganzes stimmt das nicht.
Danke, dann habe ich noch eine letzte Frage dazu, wenn du mir die beantworten kannst, hast du mir tatsächlich sehr weitergeholfen, weil es für mich tatsächlich entscheidend ist:
Wenn ein Wassertropfen ins Meer mündet, scheint der Wassertropfen im Großen u. Ganzen irreversibel aufgegangen zu sein. Jedoch weiß man, dass der Wassertropfen aus solchen u. solchen Teilchen bzw. Molekülen besteht, die weiterhin im Ozean vorhanden sind
Ist es so, dass wenn die Materie zu Licht zerfällt, die Materie wirklich komplett weg ist bzw. entindividualisiert wird, oder bleiben nicht doch wieder Teilchen enthalten oder findet nicht doch wieder bloß eine reversible Umwandlung statt?
Licht besteht zwar aus Photonen. Aber wenn die Wellenlänge sehr lang ist, spricht man besser von einem Feld. Und dieses Feld verdünnt sich eben immer mehr, wenn sich das Universum ausdehnt. Bis am Ende gar nichts mehr bleibt.
Wenn du das besser verstehen willst, solltest du populärwissenschaftliche Bücher von grossen Physikern lesen. Hier findest du einige schöne kurz vorgestellt:
https://fragen-raetsel-mysterien.ch/category/buecher/#Buecher_Kosmologie
Subatomare Teilchen sind sowieso ununterscheidbar und auch keine winzigen Kugeln wie man sich das vielleicht vorstellt. Die Umwandlung von Energie in Materie und umgekehrt ist ein Prozess, den man nicht so wirklich anschaulich darstellen kann. Vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit einer Figur aus Eis, die schmilzt. Natürlich kann man das entstandene Wasser wieder einfrieren, aber die ursprüngliche Information (also die Form der Figur) geht verloren.
Danke, also das heißt, wenn sich das Universum hinreichend ausgedehnt hat, verschwinden manche Photonen tatsächlich, also sie werden nicht bloß zersplittert oder umgewandelt, sondern sind irreversibel weg?
Die Photonen sind nicht zählbar. Das ist auch so ein Grundsatz der Quantentheorie: Wie viele Teilchen da sind, ist vom Beobachter abhängig. Wenn der eine Beobachter ein absolutes Vakuum sieht, sieht ein beschleunigt dazu bewegter Beobachter reale Teilchen. Je nach Beobachter musst du die Sache also unterschiedlich beschreiben.
Danke. Ich hatte auch lange so gedacht, bis ich mich einmal gefragt habe: Wer sagt, dass es nicht schon immer etwas gab? Bzw. führt nicht gerade die Unzerstörbarkeit von Materie (Materie lässt sich ja nur umwandeln oder zerstückeln, aber nicht vernichten) zwingend dazu, dass sie schon immer existent gewesen sein muss? Also was du mit Notwendigkeit meinst?
Ich weiß, nach der selben Logik müsste auch ein Gott möglich sein.
Aber es ist einfach etwas anderes zu sagen, es gibt ewig existente solche u. solche Teilchen als einen Gott oder eine durchs All fliegende Teekanne.
Vielleicht kannst du darauf noch eingehen, ich will auf keinen Fall behaupten, es besser zu wissen als du, dazu weiß ich zu wenig. Würde das nur gerne verstehen.