Muss Sportunterricht reformiert werden?
Es gibt Leute, die sehr negative Erfahrungen mit dem Sportunterricht verbinden und oftmals in Folge einen unsportlichen Lifestyle verfolgen, oft niemals die Freude an der Bewegung entdecken.
Was macht Sportunterricht falsch und wie fördert er eine Freude an Bewegung, statt Trauma zu werden?
11 Antworten
Als meine Schwester und ich klein waren, gab es bei unserem örtlichen Sportverein das Angebot "Kinderturnen". Dahinter steckte, dass einmal die Woche Kinder und Eltern in einer bestimmten Altersgruppe (Kita- und Grundschulalter) in die Turnhalle vor Ort kamen und dort die Trainerinnen lustige Parkoure aus den Sportgeräten aufgebaut hatten, auf denen wir dann ganz frei einfach herumspielen durften. Dazu kamen dann noch ein paar "Gruppenaktionen" wie mit dem Schwungtuch oder sowas wie Stopptanz. Eben einfach alles super spielerisch, frei, ungezwungen, einfach nur den eigenen Körper, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen kennenlernen/austesten/erweitern und herausfinden, was einem Freude bereitet!
Ungefähr so würde ich mir auch Schulsport wünschen. Ein bunter Strauß aus spielerisch-spaßigen Bewegungsangeboten. Vorstellen verschiedenster Sportarten. Ohne Druck, ohne Noten, ohne Abwertungen. So, dass einfach jedes Kind herausfinden kann, was es gern macht, was ihm liegt und was es vielleicht auch über die Schulzeit hinaus gerne machen würde.
Es spricht doch nichts dagegen, wenn auch mal sowas Teil des Sportunterrichts ist. Also, Mannschaftssportarten mit Toren, Körben, Punkten. Oder auch mal - rein spielerisch - eine Messung von Zeit oder Weiten. Aber die müssen ja nicht zwingend direkt zu Noten oder gar Abwertungen führen. Letztere übrigens auch leider viel zu oft direkt durch Lehrkräfte, keineswegs nur durch andere Kinder...
Der Leistungsdruck ist das falsche am Sportunterricht und die Noten. Bei jedem Fach kann man zwar argumentieren mit "Ja, aber es ist doch unfair, weil diejenigen die es können werden ja immer eine bessere Note bekommen", aber bei Sport ist das halt noch Mal extremer weil nicht jeder was für seinen Körper und/oder seine Sportlichkeit kann. Ich finde der Sport Unterricht sollte die Schüler mehr dazu motivieren sich zu bewegen und den Spaß am Sport zu entdecken und evtl Regeln einer Sportart beibringen. Ich finde falsch hat man es gemacht, wenn ein Großteil der Schüler keine Lust hat mitzumachen und es nur macht, weil sie sonst von der Lehrkraft doof angemacht werden. Ich kann es verstehen, dass Schüler z.B. vor einer Klausur keine Lust auf Ausdauerlauf haben und sich eher was entspannteres wünschen, aber das lässt das dann ja das Curriculum nicht zu. Am entspanntesten empfand ich den Unterricht wo der Lehrer uns einfach Badminton (was auch Thema war) hat spielen lassen und wir dann bei Fragen zu ihm kommen konnten und am Ende gab es eine kleine Überprüfung. Aber oftmals ist das nicht der Fall und der Unterricht ist streng durch strukturiert.
Viele Kinder kommen leider schon sportlich total unterentwickelt in die Grundschule und sollen dort von jetzt auf gleich lernen, was ihre Eltern ihnen 6 oder 7 Jahre lang nicht beigebracht haben.
Nicht der normale Unterricht ist schuld an Frust und Unlust, sondern die fehlenden Zusatzangebote für "Bedürftige". Genau wie es Förderklassen für Kinder mit Sprachdefiziten geben sollte, müsste man auch einen "Aufbausport" anbieten, bei dem Banalitäten wie auf einem Bein stehen, geradeauslaufen-und-zur-Seite-schauen-ohne-hinzufallen-oder-gegen-die-Wand-zu-rennen, eine Leiter benutzen, erkennen, dass Bälle nicht böse sind usw. zu verinnerlichen.
Oder ein verpflichtendes Vorschschuljahr für "benachteiligte" Kinder.
Aber das wäre ja wieder Diskriminierung und ein Eingriff in die elterliche Erziehungsgewalt...
Ansonsten sollte man vielleicht auch mal erwähnen, dass die große Panik vor dem Sportunterricht oft mehr mit Klassenkameraden als mit dem Fach oder dem Lehrer zu tun hat. Mobbing, Beleidigungen und Unsicherheit in Bezug auf körperliche Veränderungen in der Pubertät haben nichts mit dem Lehrplan zu tun...
Natürlich wäre es schön, wenn jeder Schüler "seine" Sportart wählen und darin auch zielgerichtet trainieren könnte - aber das funktioniert organisatorisch höchstens in Ganztagsschulen, die hierzulande noch ein Nischendasein führen.
Von daher ist das "von-allem-etwas"-Konzept mit wechselnden Disziplinen nicht die schlechteste Alternative.
Ja der Sportunterricht sollte reformiert werden. Vor allem sollte die Bewertung/Benotung abgeschafft werden. Generell muss Sportunterricht Spaß machen.
Schule ist aber nicht für Spaß da.
Und doch, Leistungsdruck muss schon sein.
In anderen Fächern ja, aber nicht beim Sport. Der sollte wirklich mal Ausgleich und Spaß sein dürfen
Die Benotung gehört aus dem Zeugnis herausgenommen, sodass der Sportunterricht nicht mehr zum Notenschnitt zählt. Man könnte das bei den Randnotizen erwähnen, wie die Noten für Verhalten und Mitarbeit.
Es ist Quatsch, Kinder und Jugendlichen im Wachstum, deren Körper sie kaum beein-flussen können, Noten in Sport zu erteilen. Das ist oft wie der Hunde-Welpe, der über seine viel zu langen Ohren stolpert. Vom Schulsport hat auch niemand einen Vorteil: Die Sportlichen sind meist sowieso im Verein und ärgern sich dann über die Unsport-lichen in der Gruppe, und die Unbegabten werden von ein paar Mal Weitsprung üben oder Fußball spielen auch nicht besser darin.
Es ist spannend, denn ich war auch bei so einem Kinderturnen und mich hat das gar nicht abgeholt. Fand das öde (lief ziemlich so ab, wie Du es beschreibst) und irgendwann wollte ich nicht mehr hin und meine Mum hat dann auch ein einsehen gehabt. Bin aber dennoch begeisterter Sportler (wenn auch kein Spitzensportler) geworden. Und bei mir war es der Wettkampf. Ich war auch in vielen Dingen nur Durchschnitt, aber Fangen spielen, Völkerball, Brennball...ich wollte immer gut abschneiden. Das ging dann auch weiter so bei Ballsportarten und co.
Ich plädiere nicht für Leistungsdruck, aber ohne Punktezählen, Zeit stoppen und co hätte mich das alles nicht interessiert.