Kinder aus Problemfamilien unterrichten?
Lehrer oder Nachhilfelehrer werden diese Problemen sicher kennen. Ich muss als Lehrkraft so ziemlich alles retten, was die Familie nicht tut, damit das Kind überhaupt fähig wird, zu lernen. Es hat nur bedingt Schulsachen, kommt hungrig zur Schule und niemand lernt jemals mit dem Kind. Zudem sind die Zähne bereits komplett verfault, und es isst nur Zucker und Junkfood. Jetzt müsste ich den Eltern beibringen, wie wichtig Vollkornprodukte wären (Vitamin B trägt zur Konzentration bei und hat andere gute Wirkungen fürs Lernen), dass das Kind bitte keine Fruchtsäfte mehr trinken soll, weil sie das Kind hibbelig macht und die Zähne komplett verrotten lässt, usw.
Ich werde in diesem Job nicht ausreichend bezahlt... Die Eltern halten sich auch null daran, was ich ihnen erkläre.
Hattet ihr schon solche Kinder und wie liessen sich diese Probleme lösen? Habt ihr das ganze einfach ignoriert? War es euch egal, welchen Fortschritt das Kind machen konnte... ?
4 Antworten
Es hat nur bedingt Schulsachen, kommt hungrig zur Schule und niemand lernt jemals mit dem Kind. Zudem sind die Zähne bereits komplett verfault, und es isst nur Zucker und Junkfood
Sowas ist ein Fall für's Jugendamt - nicht für einen Lehrer. Melde das. Das kannst du auch anonym machen.
Das Jugendamt würde sich nicht mit der Familie hinsetzen und erklären, wie Zähneputzen geht, oder wie und warum gesunde Ernährung wichtig ist.
Ich denke das Jugendamt würde keinen Grund sehen zu intervenieren.
Und das weißt du woher oder nimmst du das einfach an? Doch, sowas tun die - genau das ist deren Job.
Nein, soetwas tun die nicht. Das nimmst du halt jetzt einfach mal so an, damit deine Kommentare in sich schlüssig wirken. Das Jugendamt macht solche Sachen überhaupt nicht. Dementsprechend bringen mir deine Kommentare auch nichts, weil du halt schlau wirken willst und generell wahrscheinlich überhaupt keine eigenen Erfahrungen in diesem Bereich hast.
Das weiß ich, weil ich im Gegensatz zu dir echte Lebenserfahrung in dieser Hinsicht habe, nebenbei Psychologie studiert habe, usw.
Ich frage gern nochmal: Und das weißt du woher oder nimmst du das einfach an? Hattest du schon je mit dem Jugendamt zu tun?
Ich muss als Lehrkraft so ziemlich alles retten, was die Familie nicht tut
Ja, aber nicht so.
Ich bin Erzieherin und ich arbeite in einer Kiez Kita. Also soziales Randgebiet mit den Schwerpunkten Integration behinderter Kinder und Sprache. Von etwa 300 Kindern haben etwa nur 60-80 Eltern ein geregeltes Leben, was man auch im Lernverhalten der Kinder sieht.
Der Rest ist in so einer Verfassung wie auch du es beschrieben hast. Wenn wir solche Kinder haben (nicht jede der Hilfebedürftigen Familien entgleisen) laden wir die Eltern zum Gespräch ein. Wir tragen die Probleme vor mit denen das Kind konfrontiert ist. Dann machen wir mit den Eltern eine Vereinbarung bis wann sich das zu ändern hat. Das hat einen Grund
Beispiel kaputte Zähne....
Kaputte Zähne machen Schmerzen. Dank kaputter Zähne kann man irgendwann nicht mehr richtig essen, weil die Schmerzen das Kauen erschweren. Zersplitterte Zähne können im Mundraum noch mehr Verletzungen schaffen und zwar an der Wangeninnenwand/Mundschleimhaut. Sind die Frontzähne kaputt, dann hat das Kind beim Blick in den Spiegel ein negatives Bild von sich selbst und kann so zum Gespött anderer werden bis hin zum Mobbing.
Das heißt, das Kind hat Schmerzen, hat negative Gefühle beim eigenen Ansehen, kann sich weiter verletzen und kann zum Gespött werden. Es entsteht also ein Kinderschutzfall. Wenn die Eltern nicht in der Lage sind das Kind zu schützen, dann muss die Einrichtung es tun.
Es werden die Eltern zum Gespräch geladen. Anwesend sind Eltern, Leitung, Bezugserzieher und Sozialarbeiterin der Kita, welche Protokoll führt. Es wird mit den Eltern eine Vereinbarung getroffen, dass das Kind schnellstmöglich einen Zahnarzttermin bekommt. Dann wird den Eltern bis zu drei Monate Zeit gegeben das Problem zu beheben. Ein neuer Termin wird gemacht um zu sehen ob und was bis dahin passiert ist.
Wenn bis zu dem Termin nichts passiert ist, wird nochmal hinterfragt. Denn es könnte sein, dass der Termin nicht zeitig passieren konnte oder dass zB Narkose nicht bezahlt werden kann oder anderes...
Sollte der Termin absichtlich nicht eingehalten worden sein, dann wird eine Kinderschutzmeldung ans Jugendamt gemacht. Und die nehmen sich dann dem Fall an. Und dem Kind wird dann Zeitnah geholfen und der Familie auch.
Es ist nicht deine Aufgabe dass du mehr machst als beobachten, Elterngespräche und Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.
Danke für deine Antwort. Tatsächlich sind sie meistens Zähne des Kindes bereits silber verkront. Die Eltern haben also in der Vergangenheit einen Zahnarzt aufgesucht. Die wenigen Zähne, die noch keinen silbern "Überzug" haben sind nun aber auch bereits voller Löcher. Nun wäre es sinnvoll wenn sich etwas an der Ernährung ändern würde. In meinem Fall ist es auch so, dass ich das Jugendamt nicht unbedingt informieren möchte. Ich möchte der Familie das eigentlich nicht antun. Dazu muss ich aber noch sagen, dass ich nur die Nachhilfelehrerin bin, aber gleichzeitig wohl viel mehr mitbekomme als die Klassenlehrerin (aus verschiedenen Gründen, sieht die Kinder nicht zuhause, hat viel mehr Kinder zu beachten usw.) Meinen Job würde ich auch verlieren, wenn ich da das Jugendamt einschalten würde. Die Eltern bezahlen mich freiwillig. Geben mir immer die paar Euro pro Stunde und denken ich könnte da jetzt alles retten. In 3 h pro Woche, die ich das Kind sehe. Ich muss dazu sagen, dass ich stark unter der Armutsgrenze lebe. Ich habe nur 40 Euro pro Woche für Lebensmittel und Kosmetika, von daher zusätzlich auf jeden Cent angewiesen. Schade dass die Eltern nicht verstehen, wie wertvoll meine Einwände tatsächlich sind, da ich ein hohes Maß an Bildung in verschiedenen relevanten Bereichen und auch Berufserfahrung aufweise. Es wird wohl so sein, dass ich bzgl dieses Kindes in den nächsten Wochen zu einer Entscheidung gelangen muss.
Ich möchte der Familie das eigentlich nicht antun.
Ich kann deine Gefühlslage sehr gut verstehen. Mir ging es früher genau so. Ich wollte die Perfekte Erzieherin sein, die von den Eltern gemocht wird. Daher habe ich in den ersten Jahren nie etwas angeprangert.
Das Problem an der Stelle ist aber, dass das Wohl des Kindes in Mitleidenschaft gerät. Ich habe auf böse Weise lernen müssen, dass das Wohl des Kindes noch vor dem Wohl der Familie selbst kommt.
Man hat immer im Kopf, wenn ich dem Jugendamt bescheid gebe sind die Kinder weg. Aber dem ist nicht so. Bis ein Kind weggenommen wird muss viel mehr passieren als schlechte Zähne oder Übergewicht. Es wird vielmehr so sein, dass die Eltern zu einem Ernährungskurs verdonnert werden, oder sie eine Familienberatung ein paar mal im Jahr aufsuchen müssen. Vielleicht bekommen sie auch eine Familienhilfe.
Es gibt noch etwas anderes. Dir tut dieser Zustand auch nicht gut. Du fühlst dich hilflos und verantwortlich. Aber du kannst nichts machen. Im Prinzip müsstest du nicht nur das Kind schützen, sondern auch dich selbst. Und Geld sollte dabei keine Rolle spielen. Wenn du diesem Kind Nachhilfe gibst, kannst du auch einem anderem Kind Nachhilfe geben.
Ich drücke dir die Daumen, dass du zu einer akzeptablen Entscheidung kommst.
Das ist die Augenwischerei unseres Schulsystems: Es soll Chancengleichheit liefern, begünstigt aber "Bildungsbürgerkinder", die von einem teilweise daheim gebliebenen Elternteil (meist die Mutter in Teilzeit) zuhause zusätzlich betreut werden.
Es stellt sich als gesellschaftliche Frage, was für ein Familienbild haben wir, welches wollen wir haben? So ein PISA-Gewinner wie Finnland sieht es nicht so, dass Mütter sich per se um die Kinder zu kümmern hätten, was aber in DE mit mehrgliedrigen System eher so ist.
Der stärkste Widerstand gegen eine Änderung des Teilzeitschulsystem zu einer ganztägigen Betreuung (nicht: Beschulung!) kommt dabei gerade aus dem Bildungsbürgertum. Ein Erklärungsansatz wäre, dass hier die Familien darin eingeübt sind, ihre Kinder neben der Schule in Schulsachen zu unterstützen. Einfach weil Bildung einen so hohen Stellenwert hat. Damit erreichen wir aber vor allem eins: Das sich das Bildungsbürgertum reproduziert. Chancengleichheit für alle (und damit auch relativ verschlechterte Chancen für Bildungsbürgerkinder) sähe anders aus. Heir besteht ein großer Änderungswiderstand, der auch zu nur noch teils sachlichen Diskussionen führt.
Wie wäre es denn "from the scratch" am besten?
Wäre es nicht wünschenswert, dass jedes Kind, jede:r Jugendliche die je beste Förderung unabhängig von irgendeiner "Klassifizierung" erhalten würde? Wenn jedes Kind etc. mit der ihm maximalen, aber seiner eigenen Geschwindigkeit sich entwickeln und weiterbilden kann? Das scheinen "die Finnen" ganz gut hinzukriegen mit offenen Unterrichtsformen, jahrgangsübergreifenden Lernen und extensiver Schülerbetreuung und schaffen guter Lernatmosphäre.
Wir werden das für uns aber nur verbessern oder ändern können, wenn wir uns davon lösen, dass Bildungsbügerkinder zuhause schulisch gut betreut werden und andere fast leer ausgehen.
Das klingt jetzt sehr übertrieben, wahrscheinlich wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Vielleicht sind die Eltern da wirklich etwa verwahrlost, aber anderseits klingt es auch so als wärst du übertrieben gesundheitsbewusst.
Einerseits sollten Lehrer vorallem in der Grundschule schon drauf achten das jetzt keine Kinder misshandelt oder extrem vernachlässigt werden, aber trotzdem sollte ein Lehrer vorallem ein Lehrer sein, und nicht übertrieben in die Ernährung und Gesundheit einmischen.
Nö, und dafür musst du meinem Kommentar auch keinen Daumen runter geben.
Hab ich doch garnicht gemacht, und man kann ja Beiträge garnicht negativ bewerten, sondern nur Kommentare.
Aber wenn ich deine heutigen Kommenare lese "fast alle Zähne silber überkront" bin ich mir sicher das du eh nur ein Troll bist. Denn silber überkronen macht in Europa heute kein Zahnarzt mehr.
Da sieht man mal wieder, dass du keine Ahnung hast.
https://www.zahnpiraten-hamburg.de/service/erklaervideos/zahnkrone-bei-kindern/
https://www.zahninsel.de/milchzahnkronen-kinderkronen
Dieser silberne Überzug ist der modernste Standard bei kindlichem Karies.
Du bist einfach so dumm. Das muss ich dir jetzt wirklich mal via Internet sagen. Und ich würde dir das auch ins Gesicht sagen, wenn du vor mir stehen würdest. Und jetzt bitte geh endlich, wenn du von der gesamten Materie keine Ahnung hast.
Du bist der einzige Troll hier.
Zudem hatte ich geschrieben, dass du meine Kommentare schlecht bewertet hast, und nicht meinen Beitrag.
Du antwortest nur Rotz.
Die Wahrheit liegt tatsächlich nicht irgendwo dazwischen, sondern ist so. Zweitens weisst du wahrscheinlich nicht, wie Weißmehl, Mangel an B-Vitaminen und ADHS zusammenhängen. Von den Zähnen gar nicht erst zu sprechen. Dann schreib einfach nichts dazu, danke.
Das ist es ja. Das Jugendamt würde sich nicht mit der Familie hinsetzen und erklären, wie Zähneputzen geht, oder wie und warum gesunde Ernährung wichtig ist. Das sind sehr detaillierte Dinge, die da mitgeteilt werden müssen. Ich bin zufällig auch noch in einem Medizinalfachberuf ausgebildet und sehe die Defizite vor allem auch deswegen. Ich denke das Jugendamt würde keinen Grund sehen zu intervenieren. Wenn das Kind jeden Tag tonnenweise Weißbrot isst, dann ist es ja faktisch gesehen ernährt. Nur dass diese Ernährung halt fürs Lernen super schlecht ist und sofort wieder Hunger macht, usw... Das Jugendamt würde auf solche Details sicher nicht achten, ABER es ist extrem relevant für dieses Kind, da es sowieso massive Konzentrationsschwierigkeiten hat, kaum im Unterricht mitkommt, extreme Defizite hat, usw.