"Jedes Pferd sollte sich von jeder Person anhalftern, vortraben und anfassen lassen"

17 Antworten

Das klappt bei vielen Pferden halt mal gar nicht. Glaubst du im Ernst, ein voll im Saft stehender Deckhengst, ein selbstbewusstes Springpferd M/S, eine launische Stute, ein gewieftes Pony lässt sich von jedermann einfach so anfassen und aufhalftern? Wenn man Glück hat und sie gut erzogen sind, dann bleiben sie höflich, das war es dann aber auch. Da braucht es durchaus Personen, die Pferdeerfahrung haben und mit den Tieren umgehen können.

Und dann gibt es auch noch die Pferde, die schlechte Erfahrungen gemacht haben und einfach kein Vertrauen mehr in (viele) Menschen haben. Oft kann man da mit viel Geduld und Ruhe wieder Boden gut machen, so dass auch Hufbearbeitung und Tierarzt wieder klappt, trotzdem sind sie teils fixiert auf Personen die sie kennen und von denen sie wissen, da haben sie nichts zu befürchten und misstrauisch bis feindselig anderen/fremden Leuten ggü. Auch hier lasse ich keinesfalls irgendwen ans Pferd.

Naja, und jede Person kommt bei mir weder in den Stall noch an meine Pferde, daher stellt sich mir diese Frage auch nicht wirklich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Das ist doch selbstverständlich, sofern der Mensch nur die entsprechende Erfahrung besitzt. Klar gibt es Sportpferde, die an die Hand eines Profis gehören - aber dann kann JEDER Profi sie führen. Ein Otto - Normal -Pferd sollte von jedem Otto - Normal- Reiter vorgeführt werden können.
Und natürlich muß manches Pferd das erst mal lernen.
Aber nein, zu alt ist da kein Pferd, um entsprechend erzogen werden zu können.

Auch bei mir ist vortraben an der Hand natürlich Teil der Halfterführigkeit - und jetzt habe ich ein fünfjähriges Pferd gekauft, das zum Kaufzeitpunkt als Springpferd auf Turnier vorgestellt wurde, insbesondere auch, um einen Käufer anzulocken, das sehr gute Springabstammung hat und das nicht an der Hand trabte. Nachdem ich Halfterführigkeit mit unzähligen Pferden erarbeitet hatte, dachte ich "lass den mal ein paar Wochen bei mir sein, dann trabt der" - ich habe ihn jetzt drei Jahre und egal, wie man ihn animiert, er guckt (be)lustig(t).

Er ist ein absolut nettes freundliches Pferd, lässt sich überall anfassen, ist brav, sehr gelehrig bei der weiteren Ausbildung, absolut höflich gegenüber Menschen, macht praktisch jedes Trailhindernis absolut selbstverständlich. Nur traben an der Hand habe ich noch nicht wirklich geschafft. Natürlich trabt er los, wenn ihn jemand scheucht, aber das ist nicht das, was ich unter einem halfterführigen Pferd verstehe. Manchmal braucht man ein neues pädagogisches Konzept. Manchmal bei schweren Lektionen, die man theoretisch auch weglassen könnte, manchmal bei etwas, was man zur Basis zählt.

Dass viele ihre Pferde komplett falsch führen und es deshalb nicht funktioniert, ist ein anderes Thema.

Dass manches nur bei einem vertrauten Menschen funktioniert, ist auch klar.

Zum einen agieren nicht alle Menschen gleich, selbst wenn sie es möchten. Es bräuchte keine Lehre, wenn alle Menschen sich gleich bewegen würden, gleich atmen, im gleichen Anspannungs- oder Entspannungszustand wären. Aber dann wären wir auch Maschinen und keine Lebewesen. Vom Pferd wird dennoch verlangt, jeden Menschen gleich zu "lesen" und zu interpretieren. Bei der Reitausbildung spricht man von einer nachreitbaren Ausbildung, wenn ein entsprechend geübter Reiter es auch kann.

Zum anderen gibt es auch Ausstrahlungen von Menschen, bei denen ein Pferd abblockt. Ob es aus einer Erfahrung des Pferdes heraus ist oder aus Instinktverhalten, spielt dabei keine Rolle. Ich kenne einen Tierarzt, der immer selbst Maulspritze geben will, weil das seiner Ansicht nach was ganz schwieriges sei. Ja, so wie der schon auf die Pferde zu geht und sie dann festhalten lässt, kann es nur besonders schwierig sein. Macht man es anders, strahlt man anderes aus, ist es bei denselben Pferden ganz einfach. Er ist nicht Tierarzt meiner ersten Wahl. Kommt er dennoch, weil kein anderer verfügbar ist, bestehe ich darauf, orale Gaben selbst durchführen zu dürfen. Da fängt er immer mit mir zu streiten an und grunzt dann nur komisch, wenn er sieht, Pferd macht auf, lässt sich das Medikament geben und hat frühzeitig abgeschluckt. Er kann nicht zugeben, dass es mir leichter fällt als ihm.

Eine gewisse Grunderziehung sollte drin sein, ja.

Das Pferd von A nach B führen können, Hufe geben oder halbwegs still stehen beim Tierarzt sollte jedes Pferd mitmachen - finde ich. Vortraben... naja, gehört evt noch mit rein.

Von jedem ist eher so die Frage. Jedes Kind, jeder unerfahrene nicht Pferdemensch? Nö. Aber von geübten Leuten durchaus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Animalgirl0808 
Beitragsersteller
 12.06.2025, 15:42

Hab ganz oben geschrieben Person ist eine die anhalftern, führen kann

Jain.

Ich bin bei dir, dass ordentliches Führen (lassen) zur Grundausbildung eines jeden Pferdes gehören sollte. In der Praxis sieht das aber häufig anders aus.

Die Frage ist in erster Linie mal, warum sich das Pferd nicht halftern oder führen lässt.

Schlicht aus Erziehungsgründen? Dann bin ich bei dir.

Und ja, ein Pferdebesitzer sollte in der Lage sein sein eigenes Pferd zu führen (auch wenn es da in der Praxis häufig schon dran scheitert).

Es gibt genauso aber auch Pferde, die aufgrund schlechter Erfahrungen etc. skeptisch geworden sind - was nicht heißt, dass man mit ihnen nicht auch trainieren kann und sollte, es wird allerdings ein deutlich langwierigeres Training dahinterstehen und selbst dann ist es gut möglich dass sie sich eben nicht mehr von jedem x-beliebigen einfach "mitnehmen" lassen. Das ist sicherlich ein relativ kleiner Prozentsatz aller Pferde - nichtsdestotrotz ist die Aussage "jedes Pferd kann von jedem gehandelt werden" deswegen so nicht haltbar.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Trainer & Trainingstherapeut für Pferde