Ist KI für viele schon nicht-invasive kognitive Prothetik?
Prothetik ist die Wissenschaft und Anwendung der Herstellung und des Einsatzes von künstlichen Ersatzteilen, um fehlende oder geschädigte Körperteile oder deren Funktionen zu ersetzen. Klassische Prothesen sind physische, oft invasive Geräte, die direkt mit dem menschlichen Körper interagieren, um dessen Funktionalität wiederherzustellen – Beispiele hierfür sind künstliche Gliedmaßen, Herzschrittmacher oder Zahnimplantate, die Mobilität, körperliche Fähigkeiten oder biologische Prozesse verbessern.
In diesem Kontext kann man Künstliche Intelligenz (KI) als eine virtuelle, nicht-invasive Prothetik verstehen. Während physische Prothesen physische Lücken schließen, füllt KI kognitive Lücken.
Sie ist kein materieller Gegenstand, der am Körper befestigt wird, sondern eine digitale Erweiterung unseres Geistes, die über Schnittstellen wie Bildschirme, Lautsprecher oder Netzwerke mit uns interagiert. In diesem Sinne agiert KI als Prothese für geistige Funktionen, indem sie unsere Kapazitäten in Bereichen wie Gedächtnis, Rechenleistung und Informationsverarbeitung erweitert. Ein Suchalgorithmus wird zu einer externen, nahezu unfehlbaren Gedächtnisprothese; KI-basierte Analysetools agieren als eine prothetische Erweiterung unserer Fähigkeit zur Mustererkennung und Entscheidungsfindung; und generative KI-Modelle unterstützen oder ersetzen kreative Prozesse, indem sie bei der Ideenfindung oder Texterstellung helfen. In dieser Perspektive ist KI eine technologische Prothese, die uns dabei hilft, unsere kognitiven Grenzen zu überwinden, ohne dass wir dafür ein Skalpell oder einen Schraubenzieher benötigen.
3 Antworten
Moin,
ich denke, dass das sehr vom persönlichen Stand bei Fragen wie autonomer Selbstentwicklung, Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung zusammengefasst in der Qualität des eigenen Urteilsvermögens abhängt.
Ist das zusammen eher als labiles Selbstkonzept ausgebildet ist KI nicht nicht-invasiv sondern invasiv. Dann wird sie symbiontischer Teil algoritmisierten Denkens und Fühlens.
Unabhängig davon ist die Frage von KI als technologische Verbesserung im Rahmen eines schlichten Werkzeuges zu sehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob man den Begriff ontologisch dem zuordnen könnte, aber ich denke nicht wirklich. Die Intention würde hier den Begriff der Prothetik bestimmen, aber KI dient als Hilfsmittel, welches unsere Kognitiven Lücken nicht ersetzen, sondern ergänzen soll, denke ich. Natürlich wird sowas auch "missbraucht", um kognitive Lücken bei vielen zu schließen, aber hier kann man stark davon ausgehen, dass jenes einer Person auf Dauer schadet, was nicht der Sinn einer Prothese ist.
Ich denke also noch kann man den Begriff der Situation nicht zuordnen, aber ich halte es durchaus für möglich, dass in naher Zukunft KI als tatsächliche "kognitive Prothese", auch mit der Intention eine solche zu sein, eingesetzt werden könnte.
Belassen wir es lieber bei Erweiterung...
Hier wird ja kein vorher vorhandener Teil ersetzt, sondern der vorhandene Teil in seiner Funktion erweitert. Man kann sich das eher wie ein virtuelles "Exoskelett" vorstellen.
Aber das ist nur meine Meinung.
Ja, problematisch sehe ich wenn KI für Hausaufgaben benutzt wird.
Bei einigen Mitmenschen kann man den Eindruck gewinnen, dass das Denken durch die Nutzung der Maschine ersetzt wird.
Besser so als gar nicht denken.
Bei einigen Mitmenschen kann man den Eindruck gewinnen, dass das Denken durch die Nutzung der Maschine ersetzt wird.