Hat Marianne Bachmeier richtig gehandelt? Und wie hätte euer Urteil über sie ausgesehen?
Marianne Bachmeier lebte mit ihrer Tochter Anna (7 Jahre alt) in Lübeck.
Am 5. Mai 1980 wurde Anna von dem 35-jährigen Klaus Grabowski entführt, missbraucht und ermordet.
Er hatte Anna getötet, weil er fürchtete, erneut ins Gefängnis zu kommen.
Er versteckte ihre Leiche in einer Kiste am Kanal.
Im März 1981 begann der Prozess gegen ihn im Landgericht Lübeck.
Am dritten Verhandlungstag schmuggelte Marianne eine kleine Pistole in den Saal.
Als Grabowski gerade nicht durch Sicherheitskräfte geschützt war, zog sie die Waffe.
Sie feuerte sieben Schüsse ab, sechs trafen – Grabowski starb sofort.
Sie wurde festgenommen und kam vor Gericht.
Dort sagte sie: „Ich wollte nicht, dass er noch etwas sagen darf.“
Sie wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt, saß aber nur drei Jahre.
(Bild vom Tatort)
Bericht dazu:
Selbstjustiz: Marianne Bachmeier erschoss den Mörder ihres Kindes - WELT https://share.google/GPSAXMmrifhJ3mzAP
11 Antworten
Menschlich kann man das durchaus verstehen. Aber Selbstjustiz kann der Rechtsstaat natürlich nicht dulden. Ich fand das Urteil angemessen.
Ich kann mir das leid das eigene Kind zu verlieren nicht Mal vorstellen...
Es ist gesetzlich verboten auch zurecht.. aber ja die 3 Jahre Haft wären es mir Wert gewesen.
Persönlich kann ich die Tat im Ansatz nachvollziehen, aus juristischer Sicht war es nach meiner Rechtsauffassung (und auch die vieler Experten) eindeutig Mord. Daraus aus rein persönlichen Erwägungen einen Totschlag zu konstruieren (anders kann man die Begründung des Gerichtes nicht nennen), ist eines Rechtsstaates nicht würdig. § 211 StGB sieht ohne Ausnahme die lebenslange Freiheitsstrafe vor, in ihrem Falle wäre eine Entlassung nach 15 Jahren zu erwarten gewesen (§ 57a StGB).
Und selbst die moralische Sicht ist zwiespältig: Wer einen Mörder ermordet, stellt sich mit diesem auf eine Stufe. Es gab kein höheres Rechtsgut, welches sie mit ihrer Tat schützen wollte, sie diente - und daran besteht entsprechend ihren Äußerungen kein Zweifel - ausschließlich ihrer persönlichen Rache. Damit war die Tat auch moralisch verwerflich.
Man muss hier zwischen dem moralischen und dem rechtlichen Aspekt unterscheiden. Moralisch möchte ich Bachmeiers Mord zwar nicht gutheissen, aber ich kann ihn sehr gut verstehen. Vielleicht hätte ich an ihrer Stelle ähnlich gehandelt. Dass sie den Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter tot sehen wollte ist völlig nachvollziehbar.
Rechtlich hingegen muss man Bachmeiers Tat ganz klar kritisieren. Selbstjustiz darf in einem demokratischen und freiheitlichen Rechtsstaat keine Option sein. Schon alleine deshalb, weil wir sonst unzählige wütende Mobs haben, die randalierend und mordend durch die Strassen ziehen. Selbstjustiz ist ausserdem auch sehr gefährlich, weil emotionale Angehörige, die nicht rational nachdenken, schnell einmal ein unschuldiges Opfer auswählen. Selbst bei der staatlichen Justiz gibts ja manchmal fatale Irrtümer und unschuldige Menschen sitzen jahrelang im Gefängnis. Wenn nun aber Herr Müller seinen Nachbarn umbringt, weil er glaubt, dieser sei für den Tod seines Sohnes verantwortlich, obwohl es in Wirklichkeit jemand anderes war, dann wird das noch viel tragischer. Zudem bleibt Marianne Bachmeiers Tat ein Mord. Dass sie aus verständlichen Gründen gehandelt hat, hat ihre Gefängnisstrafe stark reduziert, aber sie hat trotzdem ein Leben ausgelöscht. Das darf man nicht vergessen. Ich stimme deshalb der Verurteilung Bachmeiers zu. Trotz aller Empathie muss man letztendlich sagen, dass es ihr nicht zustand, Grabowskis Schicksal zu entscheiden. Sie hätte das dem Gericht überlassen müssen.
6 Jahre Gefängnis finde ich als Strafe angemessen. Dass sie nur 3 davon absitzen musste ist etwas problematisch aber seis wie es sei. Die Trauer über den Tod ihrer Tochter war wahrscheinlich schon Strafe genug.
Ich kann mich erinnern an den Fall/den Skandal/den Schock.
Selbstjustiz ist natürlich weder erlaubt noch legitim und ich befürworte das in keiner Weise.
Trotzdem, das muss ich zugeben, erschien sie mir damals auch ein wenig als Heldin. Zumindest als Verzweifelte, deren Tat man irgendwie nachvollziehen kann.