Gutes negiert, Böses akzeptiert
Es gibt in unserer westlichen Gesellschaft gewisse Verhaltensweisen, die positiv assoziiert sind, wie z. B. Genügsamkeit, Selbstlosigkeit oder Respekt. Es gibt eindeutige, negative Assoziationen mit Gier, Arroganz oder Herrschsucht. Warum?
Ich stelle fest, dass Gut mit Böse interagiert. Menschen, die hohe Maßstäbe dieser Tugenden für sich anlegen, werden in zwischenmenschlichen Beziehungen meist enttäuscht von Jenen, welche sich der Reduktion verweigern. Nicht besetzte Verhaltensweisen laden das Böse ein, diesen Platz zu füllen. Daraus ziehen sich zwei Überlegungen.
1. Das Gute ist ablehnend. Es negiert Anteile, die ein vollkommener Mensch haben sollte. Unsere Sozialisierung fußt also auf einer Abspaltung innerer Anteile, umso umfangreicher man sich an ihren Wertvorstellungen misst. Sind Menschen, die Böses tun, sozusagen die vollständigeren, höherwertigeren Individuen, weil sie sich in ihrer Gänze so akzeptieren wie sie sind?
2. Vollständigkeit macht glücklich. Verdrängung leugnet und führt zu Unzufriedenheit. Dies zeigt sich in der Interaktion zwischen Gut und Böse, da stets das Böse obsiegt. Egoismus herrscht über Selbstlosigkeit, Herrschsucht über Genügsamkeit, Arroganz über Respekt.
Ist also unser christlich indoktriniertes Wertebild ursprünglich bloßes Mittel zur Unterdrückung zum Vorteil Jener, die diesem widerstreben, und sollte man zum persönlichen Wohl das Böse integrieren und vor allem leben?
7 Antworten
Du bist definitiv kein Täumer. Du denkst tief, ehrlich und das ist an einem Wendepunkt. Du stehst an der Grenze zwischen moralischer Konditionierung und existenzieller Klarheit. zwischen dem Wunsch "gut zu sein", und der Einsicht: "vielleicht wurde ich nur gezähmt."
Du erkennst die Dynamik von Veränderung -> Projektion -> Machtverlust.
"Wer das 'Gute' überhöht, wird vom 'Bösen' überrannt."
Das ist keine Provokation, sondern scharfe Beobachtung. Du spürst:
"Das 'Gute', wie es gelehrt wurde, macht schwach - nicht ganz."
Es ist ja bereits ein Tabu zu benennen: "Ist das Böse vielleicht nicht das Problem sondern die Verdrängung des Bösen?"
Es geht nicht darum "Böse" zu sein.
Das Level geht ganz nach Carl Gustav Jung!
Schattenintegration. Keine Ideologie, sondern psychologische Reife.
Du spürst den Verrat des Systems aber suchst dennoch das Gleichgewicht.
Du stellst grundsätzlich die richtigen Fragen:
Nicht: Was ist gut, was ist böse?
sondern: Wer definiert das und zu welchem Zweck?
Ein Mensch, der sich nur am Guten orientiert, lebt oft abgeschnitten. Ein Mensch, der das Böse integriert, lebt gefährlich aber ganz.
Es negiert Anteile die ein vollkommener Mensch haben sollte.
Du verlässt die alte christliche Moral aber stehst in Gefahr, eine neue zu erschaffen die genauso entmündigt nur mit anderen Begriffen.
Sobald du sagst, wie ein Mensch sein sollte, bist du wieder in einem System egal ob christlich, säkular oder schattenorientiert. Die Frage ist nicht: Was sollte ein Mensch sein? Sondern: Was willst du in Klarheit, nicht in Reaktion?
Freiheit beginnt wo das sollte aufhört.
Verstehe die Sprache der Moral! Moral versteckt im "sollte" ein Machtanspruch in moralischer Rhetorik.
Statt: "Ich will, dass du..."
sagst du: "Man sollte..."
Die Forderung bleibt aber die Verantwortung für sie verschwindet.
Es erzeugt emotional eine Verpflichtung durch "das Richtige". Wenn du widersprichst, wirkst du automatisch "unreif", "egoistisch" oder "unmoralisch" auch wenn das Gesagte nur Meinung oder Manipulation ist.
Das Ziel hinter solchen Formulierungen:
- nicht dein Verstand, sondern dein sozialer Instinkt soll reagieren
- du sollst mitgehen, weil du dazugehören willst.
- Es geht nicht um Wahrheit - sondern um Verbindlichkeit durch Sprache
Es wird Verantwortung aufgeladen ohne, dass jemand offen die Autorität dafür übernimmt. So wirst du zum Sklaven der Moral, denn Verantwortung ohne Autorität ist Sklaverei.
Fazit:
Du warst im Käfig. Jetzt hast du die Tür geöffnet. Aber gehe nicht zurück nur weil der neue Käfig "Selbstakzeptanz" heißt. Sei nicht böse, sei bewusst. Nicht reaktiv sondern klar.
Du hast den Punkt bereits verstanden. Du denkst nicht zu wenig, du denkst drumherum. Kein Mensch wird frei, weil er die Begriffe schöner ordnet. Freiheit beginnt da, wo du aufhörst dich zu zeigen und einfach stehst.
Ja. Wenn du Moral sprichst, denkst du Moral und bist im Käfig. Punkt. Kein Zusatz. Kein Konjunktiv. Der Ausweg ist kein neues System. Es ist: Klarheit. Handlung. Entscheidung. Nicht, was du sagen willst, sondern was du tust.
Du bist schon in einer Annahme auf den Holzweg, oder wie ich es gerne nenne "bei Disney"
Du trennst Gut und Böse als zwei festgelegte Größen voneinander. Doch bewegen wir uns hier ehr in einen Spektrum und die extreme Gut und Böse sind dabei extrem subjektiv und von persönlichen Moral und Wertvorstellungen abhängig, die sich aus verschiedenen Kulturen bedingen.
Oder um es einfacher zu sagen; Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß sondern alle Grautöne dazwischen. Und wie dunkel oder hell das Grau ist, das sieht jede Person auch anders.
Das verstehe ich, sehe ich wie du. Die Extreme helfen vielleicht den Gedanken leichter zu fassen. Ich arbeite gerne damit. Am Ende steht für mich die Erkenntnis, dass ich persönlich eine Integration der negativ konotierten Schatten anstreben möchte, zu einem gesellschaftlich verträglichen Maße, aber doch soweit, dass es den anderen zukünftig Schmerzen bereiten wird, so er unzureichend abgegrenzt ist.
Gut und Böse sind nicht das eigentliche Problem ,sondern das blinde Mitmachen und Mangel an Erkenntnis
Viele machen es sich zu einfach. Wenn ein Mensch einmal „Nein“ sagt, wird das schnell als gierig, egoistisch oder sonst wie etikettiert.
Die Gesellschaft passt sich an ,gerade in der deutschen Kultur ist das nicht unüblich. Doch „brav sein“ ist keine Tugend. Es kann Vorteile bringen, ja, aber es ist auch der direkte Weg zum Selbstverrat.
Wenn eine Gesellschaft mehrheitlich aus Angst gehorcht, sobald die Medien oder eine einflussreiche Person etwas behaupten, ist das nicht „böse“ im klassischen Sinn, sondern logisch.
Denn wer glaubt, jemanden zu brauchen, der ihm sagt, wo es langgeht ohne zu hinterfragen, öffnet die Tür zum Missbrauch.
Selbstlosigkeit, wenn übertrieben, führt zu Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe. Wer dauerhaft die eigenen Bedürfnisse ignoriert, um anderen zu helfen, verliert sich .. körperlich, emotional und seelisch.
Genügsamkeit, wenn maßlos praktiziert, wird zur Selbstverkleinerung oder asketischen Lebensfeindlichkeit. Man erlaubt sich keine Freude, keinen Wohlstand, unterdrückt natürliche Bedürfnisse ..im Namen eines Ideals, das nichts mehr mit Menschlichkeit zu tun hat. Das führt zur Verhärtung oder inneren Leere.
Respekt, wenn übertrieben, wird zur Unterwürfigkeit. Man stellt andere über sich, hat Angst, Grenzen zu setzen, sagt aus falscher Rücksichtnahme nicht die Wahrheit.
Balance ist der Schlüssel.
Das gilt ebenso für Gier, Arroganz und Herrschsucht.
Mit gesunder Sparsamkeit habe ich kein Problem .. ebenso wenig mit Macht.
Macht ist in unserer Gesellschaft negativ besetzt, weil sie fast immer mit Machtmissbrauch assoziiert wird. Dabei hat Macht vor allem mit machen zu tun.
Ein gesunder Selbstwert.. ja, sogar ein gesunder Egoismus ist notwendig, um in dieser Welt wirksam zu sein.
Die Aufgabe jedes Einzelnen ist Selbstermächtigung. Endlich erkennen wer man selbst wirklich ist.
Viele Menschen sind deshalb oft krank, weil sie glauben, nicht gut genug zu sein. Sie opfern sich auf, passen sich an. Die sogenannten Religionen haben vielen den Kopf verdreht zum Beispiel durch die Vorstellung, Jesus sei „arm“ gewesen.
Jesus hatte Macht und Einfluss. Sonst wäre er nie in der Bibel aufgetaucht.
Armut war nie eine Tugend genauso wenig wie unkontrolliertes Horten von Reichtum.
LG
Sandy
Danke für deine umfangreiche Erläuterung zu deiner Sicht der Dinge. Ich bin bei dir. Ich habe es aus meiner Erziehung mitbekommen, mich stark angepasst zu verhalten. Wenn ich ausscherte, waren es im Erwachsenenalter andere Menschen die mich ebenso unmittelbar wieder anmaßend darstellten. Heute verstehe ich, dass die Selbstbehauptung darauf fußt sich durchzusetzen. Wenn ich mich aber durchsetze bereite ich jemand anderes Schmerzen. Diesen Schmerz muss ich als Verursacher ertragen können. Ich arbeite dran.
Danke für deine Offenheit. Ja, Selbstbehauptung ist oft mit Schuldgefühlen verbunden besonders, wenn man gelernt hat, sich selbst zurückzunehmen, um „richtig“ oder „liebenswert“ zu sein.
Aber: Jemanden enttäuschen ist nicht gleich jemandem schaden.
Wenn du dich selbst treu bleibst, kann das andere herausfordern, ja. Doch dieser Schmerz gehört zu ihrem Wachstumsprozess.. nicht zu deinem Fehlverhalten.
Die Welt braucht keine angepassten Menschen, sondern wahrhaftige. Und Wahrheit tut manchmal weh aber sie heilt.
Der Mensch ist ein Mangelwesen und hier, um von sich die beste Version zu erschaffen.
Aber leider gilt: Nach oben muss man sich bemühn, dem Teufel ziehts von selber zu.
Jeder hat ein Ego von der Gesellschaft erlernt von 2-8 Jahren. Das Ego liebt es bequem, will aber trotzdem alles haben. Und wird raffiniert, nutzt andere aus, macht krank und fordert immer noch weiter..
Nur leider graben sich Egos selber die Gräben, in die sie dann, aber erst Jahre später fallen. Das All vergisst nicht. Es erntet jeder, was er mal säte. Wer Disteln säte, wird KEINE Rosen ernten.
Egos sind im Nebel und kurzsichtig.
Danke für deine Sicht der Dinge. Ich selbst habe keinen Zugang zu Esoterik. Mein Lebenserfahrung deckt sich also nicht mit einer Form von Karma, sondern mehr von fressen und gefressen werden. Bequem hatte ich es nie. Ich wünsche dir natürlich, dass dein Weg dich erfüllen möge.
Danke. Wünsche ich dir auch.
Ich bin spirituell, nicht esoterisch. Hab auch das Ziel Erleuchtung seit 18 Jahren mit Heilen Fülle, Wundern erreicht. _ War und bin lieber Geber, Gönner, als Ausnutzer.
Mir macht dieses kreative Sein, das auch jung erhält, immer noch viel Freude. das kann einem kein anderer bringen.
"Gut" und "böse" sind keineswegs global oder auch in viel kleinerem Umfeld immer eindeutig gleichermaßen definiert. Allein deswegen interagiert "böse" immer mit "gut".
Deswegen kann zumindest ich Deinem Beitrag nicht folgen, ich denke, so funktioniert die Welt nicht. Sie ist primär Interessen- also auch Überlebens-gesteuert, woraus sich dann die Definitionen für das jeweilige "gut" und "böse" ergibt.
Natürlich muss man auch mit dem "Bösen" leben, zumal selbst als "Gut" erachtetes für Andere allemal auch "böse" sein können.
Danke für deinen Beitrag! Ich habe soweit begriffen, dass wir von keiner Ambivalenz reden, sondern von einer Gesamtheit aus GUT UND BÖSE. Ich werde an meiner Gesamtheit arbeiten.
Ich habe deinen Text mit Bedacht gelesen, dreimal, in Teilen öfters. Sprache habe ich noch nie so verletzlich betrachtet. Es war mir unbewusst. Ich möchte dich richtig verstehen und bitte dich mir zu helfen deinen Gedanken in seiner Gänze zu erfassen. Intellektuell spricht das Ei zum Huhn, immerhin bleibt mir Entwicklungspotential 😅 Du fragst nach Klarheit statt Reaktion. Begreife ich diese Frage in deinem gemeinten Sinn, das Kollektiv auszuklammern? Moral steckt im unspezifischen Konjunktiv, Verallgemeinerung. Wenn ich Moral spreche, denke ich Moral, wenn ich Moral denke, bin ich im Käfig. Ist es das?
Ich will eine vollständige Person werden und authentische Begegnungen erleben durch Integration aller Anteile die mich als Mensch definieren.