darf man im christentum selbstbefriedigung machen?

23 Antworten

Mit dem Christentum verbinde ich persönlich eher die Christen damals in den Zeiten des alten römischen Reiches. Heute würde ich eher von Christenheit reden. Also das Christentum ist für mich eher eine Bewegung des Altertums.

-- Ich finde es noch dazu eher schadhaft, bzw fragwüdig, wenn persönliche Dinge in Religionen teilweise oder ganz als Tabu behandelt werden bzw für schadhaft angesehen werden, ganz besonders dann, wenn es eigentlich eine natürliche, menschliche Sache ist. Man muss damit jetzt besimmt nicht hausieren gehen, aber Selbstbefriedigung an sich erfüllt durchaus einen sinnvollen Zweck und ist meiner Meinung nach weit weniger "schändlich" (eigentlich gar nicht) als es von einigen Religionen oder Philosophien dargestestellt wird.

Man muss sich eher die Frage stellen, warum es in diversen Religionen als Unzulässigkeit oder Schwäche angesehen wird. Der Großteil aller bekannten Religionen bzw deren Doktrinen und Überlieferungen stammen ja aus Zeiten, in denen evtl gerade Themen wie Sexualität und Sitte ganz anders wahrgenommen wurden, daraus resultiert wohl eine gewisse Sicht bzw Sinneshaltung, die mit dem Thema so umgegangen ist, wie man es heute in den Religionen weiter hält und praktiziert. Nur meistens sind diese alten Ansichten oft nicht mehr 1:1 auf die heutige Gesellschaft und vorallem auf das heutige Wissen übertragbar.

Die Frage bleibt offen, ob unserer Gesellschaft generell ein Sittenverfall droht, oder ob gewisse Dinge, wie zB Sexualität, einfach abgeklärter behandelt werden anstelle daraus ein Tabuding zu machen.

Ich glaube, das ist nicht gerade einfach zu beantworten. Zumindest generell nicht. Im Endeffekt sollte gerade ein Thema wie Sexualität nicht von alten Doktrinen oder Regulierungen in eine negative Richtung gedrängt werden, sondern eher Aufklärung stattfinden anstelle Dinge ohne weiterer Erklärung verdammen zu müssen.

Ich persönlich bin auch nicht mit absolut jeder "Offenherzigkeit" unserer Gesellschaft einverstanden, aber von "Gesetzen oder Regeln" die die Persönlichkeit einschränken ohne einen sinnvollen Grund dafür zugeben, halte ich erst recht nichts.

Wenn es schon "Sünde" sein soll, jetzt auf Selbstbefriedigung bezogen, dann würde ich gerne die Gründe dafür wissen, warum es von gewissen Interessensgruppen so angesehn wird, und dann möchte ich mein Recht ausüben zu entscheiden, ob ich es auch so sehe oder einfach anders.

Hoffe geholfen zu haben.

Liebe Grüße Alfred Sexbold xD

Alles, was Spaß macht, ist doch bei den meisten Religionen verboten. So auch hier:

Quelle: Katechismus der katholischen Kirche

2352 Masturbation ist die absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen. „Tatsache ist, daß sowohl das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen niemals gezögert haben, die Masturbation als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung zu brandmarken", weil „der frei gewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht". Der um ihrer selbst willen gesuchten geschlechtlichen Lust fehlt „die von der sittlichen Ordnung geforderte geschlechtliche Beziehung, jene nämlich, die den vollen Sinn gegenseitiger Hingabe als auch den einer wirklich humanen Zeugung in wirklicher Liebe realisiert" (CDF, Erkl. „Persona humana" 9).

http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8B.HTM

HerrAlfred  22.01.2012, 18:24

soviel zu alten Schriften und deren Selbstwillen ;)

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mayya77  23.01.2012, 09:44

Der Katholizismus ist eine Konfession - keine Religion!!

Es soll ja noch andere Konfessionen im Christentum geben ...

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Das Wort onanieren kommt von einem Herrn, der Onan hieß. Dessen Bruder starb, und da seine Schwägerin nun keine Altersversorgung hatte, musste er ihr - laut Gesetz - ein Baby machen. Dieses Baby wollte er aber nicht machen, aber den Spaß nahm er mit: Er ließ seinen Samen auf die Erde fallen. Obwohl die ganze Geschichte aus der Bibel nichts mit der Selbstbefriedigung zu tun hat, wurde Masturbation in der Kirche onanieren genannt und verboten. Zu biblischen Zeiten ließ man das Problem (frühe Reife - späte Heirat) gar nicht so aufkommen und verheiratete die jungen Menschen ziemlich früh - wo es möglich war. Dass Leute heute bis 30 studieren, bevor sie heiraten können, ist ja früher nicht so üblich gewesen, obwohl es in biblischer Zeit auch Berichte gibt, dass Leute erst im reifen Alter geheiratet haben.

Obwohl Paulus schreibt: Streckt Eure matten Knie und macht gerade Eure Hände - jeder weiß, was hier gemeint ist, spreche ich mal als Christ - ohne moralischen Finger: Wenn Du Dir jetzt mit 15 schon angewöhnst, dass Sex immer nur auf Dich bezogen ist, wie willst Du es dann auf eine geliebte Person wenden, wenn Du verheiratet bist? Kannst Du Dir die Enttäuschung vorstellen einer besonders geliebten Frau, wenn sie feststellt, dass sie "nur" die verlängerte Selbstbefriedigung ist?

mayya77  23.01.2012, 10:01

Dem ersten Abschnitt kann ich nur applaudierend zustimmen. DH!

Aber dann ...

Streckt Eure matten Knie und macht gerade Eure Hände - jeder weiß, was hier gemeint ist

Soooo? Was denn? Jedenfalls nicht das, was Du in diesem Zusammenhang denkst.

Dieser Satz steht im Brief an die Hebräer (der nicht von Paulus stammt)

ELB Hebr. 12,12f: 12 Darum "richtet auf die erschlafften Hände und die gelähmten Knie", 13 und "macht gerade Bahn für eure Füße!", damit das Lahme nicht abirre, sondern vielmehr geheilt werde.

Diese Verse stehen übrigens im Zusammenhang mit dem Thema "Züchtigung". Da wäre die Onanie eher unangebracht, oder?

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Jeder Christ darf diese Frage selber beantworten. In der Bibel findet sich keine eindeutige Antwort darauf. Manche Christen verstehen das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" so, dass es auch das Verbot der Selbstbefriedigung einschließt. Andere Christen verstehen es nicht so. Auf jeden Fall darf man im Christentum Selbstfindung machen und sich selbst lieben; denn sonst könnte man gar nicht wissen, was das wichtigste Gebot bedeuten soll: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!

mayya77  23.01.2012, 11:36

Auf jeden Fall darf man im Christentum Selbstfindung machen und sich selbst lieben; denn sonst könnte man gar nicht wissen, was das wichtigste Gebot bedeuten soll: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!

"Selbstfindung" ist eine schöne Umschreibung, aber mit dem Gebot der Nächstenliebe hat das nun gerade sehr wenig zu tun.

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quopiam  23.01.2012, 13:27
@mayya77

Da muß ich Dir widersprechen, mayya77. Wer sich selbst nicht achten und lieben kann, kann auch seinen Nächsten nicht achten und lieben. Er wird niemals in der Lage sein, sich aus freien Stücken für die Art Nächstenliebe zu entscheiden, die das Evangelium fordert, und er wird sie nicht so üben können, daß er selbst als Person keinen Schaden dabei nimmt. Das hat seinen Grund in der Konstruktion der menschlichen Psyche. Alle Religionen wissen das, deshalb findest Du nicht nur im Christentum die klassische Trias aus Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstachtung. Die Selbstachtung wird nur in den christlichen Schriften nicht explizit gefordert, weil sie faktisch schon im Judentum geübt wird. Gott, der den Menschen ins Dasein gerufen hat, bewertete seine Schöpfung mit "sehr gut". Der Mensch ist von Haus aus von Gott berufen und gesegnet und doppelt gesegnet ist, wer dem Volk Israel angehört. Das impliziert Selbstachtung und Selbstliebe, weil man sich anders gegen den Willen Gottes verginge, dessen Schöpfung jeder Mensch ist. Von diesem Denken her braucht ein Christ auf die Selbstachtung nicht eigens hingewiesen zu werden. Es genügt, daß z. B. Paulus darauf verweist, indem er sagt: "Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?" - eigentlich eine rhetorische Frage, denn selbstverständlich wissen Christen das. Gruß, q.

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LeoJA  23.01.2012, 21:01
@mayya77

Ok, Mayya, nennen wir's doch liebevolle Selbstfindung, dann hat es immerhin ein Senfkorn mehr als gar nichts mit aller weiteren Liebe zu tun.

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mayya77  23.01.2012, 21:30
@quopiam

Von diesem Denken her braucht ein Christ auf die Selbstachtung nicht eigens hingewiesen zu werden.

Richtig, aber von "Selbstachtung" war ja nie die Rede, sondern von "Selbstliebe". Wer sich selbst liebt, der kann seinen Nächsten nicnt lieben, weil er ja nur sich selbst sieht.

Er wird niemals in der Lage sein, sich aus freien Stücken für die Art Nächstenliebe zu entscheiden, die das Evangelium fordert,

Doch, eben weil er nicht nur auf sich selbst blickt.

und er wird sie nicht so üben können, daß er selbst als Person keinen Schaden dabei nimmt.

Genau das ist nämlich das Problem, dass Menschen vor ihrem Einsatz für den Nächsten sich fragen, ob sie selbst vielleicht Schaden nehmen könnten. Dass das nicht christusgemäß ist, muss ich Dir ja nicht ausdrücklich sagen.

Joh 15,13: "Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde".

In diesem Sinne

LG mayya77

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LeoJA  23.01.2012, 22:04
@mayya77

Sich selbst zuliebe bezieht man den anderen ein – daher "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Sonst würde es ja heißen: "Liebe deinen Nächsten und nicht dich selbst."

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mayya77  23.01.2012, 23:39
@LeoJA

Sich selbst zuliebe bezieht man den anderen ein

Das ist einer der größten Übersetzungsfehler.

Richtig wörtlich heißt die Übersetzung (nach Martin Buber): "Halte hoch deinen Genossen, dir gleich". Und gemeint ist: „Liebe deinen Nächsten, er ist wie du.“

Dieses Gebot stellt eine Zusammenfassung von sozialen Geboten dar (Lev 19,11- 17). Dass Menschen sich selbst lieben (oder besser: achten), das war den Schreibern schon klar (s. auch bei quopiam oben), das musste nicht extra geboten werden. Es geht also ganz klar darum, dass ich den Nächsten akzeptieren soll, weil er so ist wie ich.

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LeoJA  24.01.2012, 06:56
@mayya77

"Einer der größten Übersetzungsfehler." Kannst Du das ein bisschen niedriger hängen? Deine bzw. Bubers Übersetzung mag richtig sein, ohne dass meine Deutung falsch sein muss. Auch die vielleicht wortwörtlichere Übersetzung lässt die Deutung zu, dass sich ein Mensch mit der Nächstenliebe schwer tut, wenn sein Selbstverhältnis nicht liebevoll ist, und dass es deshalb darauf ankommt, beides in (göttliche) Ordnung zu bringen.

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mayya77  24.01.2012, 09:35
@LeoJA

Die ganze Botschaft des Neuen Testaments lässt Deine Deutung aber nicht zu.

Da geht es um "dienen" und "sich selbst erniedrigen".

Im Philipperbrief 2, 2-4 steht es noch einmal ganz klar:

2 so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr "eines" Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. 3 Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, 4 und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient

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LeoJA  24.01.2012, 21:49
@mayya77

Sieh doch auf Jesus, Mayya! Bei Ihm enden Deine Probleme mit meiner Deutung. Er ist gekommen, um zu dienen – ohne deshalb aufzuhören, Herr zu sein, Gott zu sein. In Ihm ist das Dienen verherrlicht und damit die Menschlichkeit vergöttlicht. Wir können teilhaben an dieser Verherrlichung und Vergöttlichung, indem wir es Ihm nachtun, sowohl gegenüber dem Göttlichen in uns selbst als auch gegenüber dem Göttlichen im Nächsten. Demütigung und Erhöhung sind bei der Menschwerdung Gottes und im Zeichen des Kreuzes miteinander verschränkt. Jeder, der liebt, indem er sein Kreuz trägt, kann dies erfahren. Selbstliebe und Nächstenliebe gehören in der Gottesliebe zusammen. Es gibt keine Bibelstelle, die dagegen spricht.

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mayya77  25.01.2012, 13:56
@LeoJA

Gottes - und Nächstenliebe sind der Selbstliebe (bzw. Eigenliebe) diametral entgegengesetzt. Eine entscheidende Bibelstelle habe ich oben zitiert.

Jeder, der liebt, indem er sein Kreuz trägt, liebt nicht sich selbst, sondern Gott und seinen Nächsten.

Und wenn ich (mithilfe der Bibel) auf Jesus blicke - danke für den Tipp - , dann sehe ich nur einen Menschen, der seine eigenen Interessen zurückgestellt hat zugunsten der Nächsten. Und genau das ist vollkommene, vorbildhafte Nächstenliebe.

Es gibt übrigens nicnts Göttliches in uns selbst.

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LeoJA  25.01.2012, 14:36
@mayya77

Wenn es nichts Göttliches in uns selbst gäbe, dann wäre Gott nicht "alles in allem" (1 Kor 15,28). Mir scheint, Du denkst von Gott und daher von der Liebe und vom Selbst zu klein, wenn Du auf dem Gegensatz zwischen (wahrem) Eigeninteresse und dem Liebesgebot beharrst. Unterscheide lieber zwischen Eng- und Weitherzigkeit. Zweifellos gibt es engherzigen (asozialen) Egoismus, doch auch engherzigen (freudlosen) Altruismus. Das Engherzige (Bornierte) ist es, das der Wahrheit widerstrebt, und das liegt leider allzu oft gerade auf der Seite der "Rechtgläubigen".

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mayya77  25.01.2012, 15:25
@LeoJA

Was soll mir der Begriff "freudlos" in dem Zusammenhang sagen? Beim Altruismus kommt es ganz klar auf das Ergebnis an. Ob freudlos oder nicnt, spielt keine Rolle. Jeder Altruismus ist besser als der "beste Egoismus".

Es gibt ja auch keinen weitherzigen Egoismus.

Der angegebene Bibelvers ist ja nicht unumstritten. Die Gesamtbotschaft der Bibel besagt zwar, dass Gott dem Menschen nahe ist oder nahe kommt, aber nicht, dass er im Menschen ist. Außer Jesus Christus - wahrer Mensch und wahrer Gott - gibt es keinen zweiten, der Göttliches in sich hätte.

Das Engherzige (Bornierte) ist es, das der Wahrheit widerstrebt ...

Was ist "die Wahrheit"?

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LeoJA  25.01.2012, 16:25
@mayya77

– Freudloser Altruismus: Helfersyndrom, kompensierende Dienstbeflissenheit und ähnliches, sowohl in säkularer als auch religiöser "Sozialarbeit"; richtet im Ergebnis durchaus auch viel Unheil an. – Weitherziger Egoismus: ansteckend wirkende Unternehmungslust, was die Weitergabe des eigenen Wohlergehens und der damit verbundenen Lebensfreude angeht; Bereichern an allem, was daraufhin an Positivem zurückkommt und dessen Reinvestition; kann ein großes Opfer bedeuten, hat aber keine Opfermentalität nötig. – Göttliches in uns: "Gott ist mir näher, als ich mir selber bin" (Augustinus). Das muss man vielleicht als Christ nicht so sehen, kann man aber, und scheint mir aus tiefem Glauben geboren. – Die Wahrheit: das Reich, das "nicht von dieser Welt", nicht mit Allerweltsmonarchien zu verwechseln ist; die Gnade, das Erbarmen, die Weitherzigkeit eben: allseitige Vergebung.

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mayya77  25.01.2012, 20:01
@LeoJA

Ein "Helfersyndrom" hat mit Altruismus nichts zu tun. Bei diesen Menschen ist der Blick in den Spiegel gerichtet. "Ich muss einfach helfen, weil ..."

Die Weitergabe des eigenen Wohlergehens ist nicht egoistisch, sondern christusgemäß. Sie geschieht aus dem Impuls heraus, dass es anderen ebenso gut gehen soll wie mir selbst. Also blicke ich nicht auf mich, sondern auf den Anderen.

Ob Augustinus mit dieser Aussage auch das meint, was wir beide unter "Göttlichem im Menschen" verstehen, muss offen bleiben.

Deinen letzten Satz finde ich hervorragend. Gnade, Erbarmen, Weitherzigkeit, Vergebung, all das gibt es nur im Miteinander, nicht mit Egoismus.

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LeoJA  25.01.2012, 21:35
@mayya77

Am Gedanken des mit Altruismus vereinbaren Egoismus halte ich fest, weil mir zumindest das Interesse am eigenen Seelenheil wesentlich erscheint. Denn nur so kann man Gottes Geboten freien Willens gehorchen. Und Freiwilligkeit ist immer das Lebenszeichen eines Ich, dem es um sich selbst geht, indem es darauf Wert legt, richtig zu leben. Und wenn man sich die Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben von Gott geben lässt und sich daraufhin für andere Menschen einsetzt, dann glaubt man einfach, dass damit auch einem selbst das Beste widerfährt, was einem widerfahren kann. Man kann dann sozusagen darauf wetten, dass es unbedingt besser ist, ein Knecht Gottes zu sein als ein fortwährend anderen Beweggründen Überlassener. Dieses Gottvertrauen ist kein blindes, hat nichts mit Kadavergehorsam zu tun. Ich kann nur an einen Gott glauben, der, statt mich nach Art weltlicher Gewaltherrscher in die Knie zu zwingen, mir meinen Weg bahnt, ihm die Ehre zu geben. Gott will mit uns im Bunde sein, nicht im Zuchthaus. Im Falle des Menschen setzt er voll auf Dialog.

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mayya77  26.01.2012, 00:21
@LeoJA

... weil mir zumindest das Interesse am eigenen Seelenheil wesentlich erscheint.

Mir nicht. Dafür kann ich nichts aus eigener Kraft leisten, sondern überlasse es Gott.

Denn nur so kann man Gottes Geboten freien Willens gehorchen.

Wir haben keinen freien Willen. Wir sind immer irgendwem oder irgendetwas untertan.

Und wenn man sich die Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben von Gott geben lässt ...

Wie habe ich mir das vorzustellen? Im Monolog oder Dialog?

Ich kann nur an einen Gott glauben, der, statt mich nach Art weltlicher Gewaltherrscher in die Knie zu zwingen, mir meinen Weg bahnt, ihm die Ehre zu geben. Gott will mit uns im Bunde sein, nicht im Zuchthaus. Im Falle des Menschen setzt er voll auf Dialog.

Im Prinzip richtig, aber nicht "meinen Weg", sondern "seinen Weg für mich". Auch als Zuchtmeister ist Gott mit uns im Bunde.
Wenn Du mit "Dialog" die tätige Antwort auf das von Gott Geforderte meinst, dann ja, wenn Du aber Debatten über Sinn und Unsinn von Leiderfahrungen meinst, dann nein.

Ich vertraue darauf, dass Gott weiß, was für mich richtig ist. Der HERR ist mein Hirte (Ps 23).

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LeoJA  26.01.2012, 10:40
@mayya77

Wenn Du alles Gott "überlässt" , dann gibt es zumindest dieses Überlassen als Deine Eigeninitiative. Wenn wir keinen freien Willen hätten, dann könnten wir weder uns von Gott abkehren noch zu ihm umkehren. Dann hätten Gottes Gebote gar keinen Sinn; denn wir wären darauf programmiert, sie zu befolgen oder zu brechen. Gebote sind aber keine Zwänge, sondern Appelle, denen die Aufforderung zugrundeliegt: Entscheide Dich für oder gegen Gott!

Ich sehe nun, dass hinter Deinem Problem mit dem Egoismus Dein Problem mit der Freiheit steht. Gott hat uns aber frei erschaffen, und er hat die Größe, souverän auch mit freien Geschöpfen umzugehen – ganz anders als weltliche Diktatoren und Despoten, welche die Freiheit ihrer "Untertanen" kleinmütig fürchten und sie entsprechend niederzuhalten trachten, und zwar gerade auch dort, wo sie sich "fürsorglich" geben. Ein derartiges Tyrannisieren ist doch hoffentlich nicht der Maßstab für Dein Verständnis des göttlichen Heilswirkens, oder?

Als die Bibel geschrieben wurde, mögen den Verfassern lange Zeit lediglich von solchen Tyrannen geführte Weltreiche vor Augen gestanden haben, so dass sie das Reich Gottes nur nach diesen Mustern – mehr oder weniger gute oder böse Alleinherrscher – zu kennzeichnen verstanden. Gewiss nicht deswegen vor allem ist die Bibel noch heute aktuell (höchstens im traurigen Sinn), sondern wegen der hohen Meinung, die Gott vom Menschen hat, von jedem einzelnen, "von Ewigkeit zu Ewigkeit".

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mayya77  26.01.2012, 12:52
@LeoJA

Wenn wir keinen freien Willen hätten, dann könnten wir weder uns von Gott abkehren noch zu ihm umkehren

Stimmt, denn das ist nicht unser, sondern allein Gottes Werk.

Warum kommen Menschen nach der Bibel zum Glauben? Weil der Mensch Gott auswählt?

Nein, umgekehrt ist es: Man wird ganz passiv auserwählt von Gott (Eph 1,4).

Im Römerbrief schreibt Paulus (8,28ff): Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat. 29 Wen Gott nämlich auserwählt hat, der ist nach seinem Willen auch dazu bestimmt, seinem Sohn ähnlich zu werden, damit dieser der Erste ist unter vielen Brüdern und Schwestern. 30 Und wen Gott dafür bestimmt hat, den hat er auch in seine Gemeinschaft berufen; wen er aber berufen hat, den hat er auch von seiner Schuld befreit. Und wen er von seiner Schuld befreit hat, der hat schon im Glauben Anteil an seiner Herrlichkeit.

Und Lukas: "Als das die Heiden hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und alle wurden gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren." (Apg 13,48). So ist auch Römer 10,20 zu verstehen: "Ich habe mich von Menschen finden lassen, die nicht nach mir suchten. Ich habe mich denen zu erkennen gegeben, die nicht nach mir fragten".

Gott hat uns aber frei erschaffen

... aber wir haben seine Freiheit missbraucht, weil wir uns verführen ließen (Schöpfungsbericht), daher sandte Gott seinen ein(zig)geborenen Sohn, "auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Joh 3,16).

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LeoJA  26.01.2012, 14:31
@mayya77

Wieso sagst Du im Blick auf den Sündenfall: "wir haben seine Freiheit missbraucht"? Es war doch die "Adam und Eva" eingeräumte und damit deren Freiheit, die sie verführbar machte. Und seit der Menschwerdung Gottes soll der Mensch nicht mehr verführbar sein? Weil er nicht mehr die Freiheit dazu hat?

Was soll das für ein göttliches Spiel sein, in dem es keine Mitspieler gibt, sondern nur Spielfiguren, die Gott allein bewegt? Wozu die ganze Schopfung, der Bund und dessen Erneuerung, wenn die ganze Geschichte von vornherein feststeht? Glaubst Du an so einen Programmierer-Gott im Ernst? Bekennst Du Dich wirklich zu einem Glauben nach Art eines Fatalismus oder eines mechanischen Determinismus?

Ich sage Dir, dann denkst Du viel zu kümmerlich von einem liebenden Gott, der den Menschen auf Augenhöhe begegnen will und deshalb selber Mensch geworden ist. Dann erwägst Du die vielen Bibelzitate, die Du anführst, nicht wirklich im Herzen, lotest sie nicht weiter aus. Dann willst Du sozusagen bis heute nicht "zwölf Jahre" alt werden: nicht mündig und ein Erbe sein statt ein kleines Kind oder vielmehr ein Püppchen, eine Marionette.

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mayya77  27.01.2012, 19:18
@LeoJA

Wieso sagst Du im Blick auf den Sündenfall: "wir haben seine Freiheit missbraucht"?

Seine Freiheit, die er uns gab, genau so meinte ich das.

Es ist vollkommen egal, wer oder was sie verführbar machte. Sie wurden verführt. Und genau das passiert Menschen auch heute noch. Wir sind nicht frei und wir werden niemals frei sein.

Was soll das für ein göttliches Spiel sein, in dem es keine Mitspieler gibt, sondern nur Spielfiguren, die Gott allein bewegt?

Nenn es einfach "DAS LEBEN". Gegenfrage: Glaubst Du wirklich, dass Du allein Dein Leben entscheidest? Glaubst Du an den "Zufall"?

Ich sage Dir, dann denkst Du viel zu kümmerlich von einem liebenden Gott, der den Menschen auf Augenhöhe begegnen will und deshalb selber Mensch geworden ist.

Wozu brauchst Du dann noch Gott? Was soll dann die Hirtensymbolik und die immer wieder auftretende Frage nach dem gnädigen Gott, wenn dieser gar keinen Einfluss auf Dein Leben hat? Wozu dann noch die Frage nach der Rechtfertigung vor Gott?

Ich denke, ich bin eine mündige Christin und glaube deshalb, dass ich aus eigener Kraft niemals Rechtfertigung vor Gott finden kann.

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LeoJA  27.01.2012, 21:34
@mayya77

Wozu – und in welchem Sinn – ich einen Gott brauche? Nenn es einfach Liebe, Mayya, da kommt alles zusammen: Freiheit der Liebespartner ("Bund"), Versuchungen ("Verführbarkeit"), Beziehungen von höchster Vitalität ("Leben") mit Regeln ("Recht") und Spielräumen ("Zufall"), in denen man gut aufeinander sowie auf sich selber aufpasst ("Hirte") und wo immer die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung ("Gnade") den Ausschlag gibt.

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mayya77  28.01.2012, 10:22
@LeoJA

Fehlt jetzt nur noch die Rechtfertigung ...

Und "Gnade" ist erst einmal diejenige, die Gott uns Menschen zuspricht. Und Er ist der Hirte, Ps 23), nicht wir selbst .

Du hast zwar erkannt, dass die Liebe das wichtigste Prinzip für unser aller Miteinander ist, aber deren Urheber scheinst Du darüber vergessen zu haben.

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LeoJA  29.01.2012, 07:59
@mayya77

Indem ich die Liebe so umschreibe, wie ich's Dir mitgeteilt habe, ist ihr göttlicher Ursprung unausgesprochen einbezogen. Jesus jedenfalls ist voll einbezogen: seine freie menschliche Natur, sein allumfassender Familiensinn, die an ihn herangetretenen Versuchungen, das von ihm verkörperte neue Leben, seine Stiftung eines allgemeinen Priestertums (Hirtentums) der mit ihm Verbundenen, sein Gebetswort "Vergib ..., wie auch wir vergeben". Immer ist Gottes Wort der Quellgrund und darf der Mensch antworten statt bloß reagieren.

Das unfassbarste Wunder ist es wohl, dass zu Gottes Schöpfung freie (auf sein Wort antwortende) Geschöpfe gehören und nicht bloß lauter willenloses Spiel- und Werkzeug. Im höheren Sinn ist die menschliche Freiheit dennoch eine "schlechthinnige Abhängigkeit" (Schleiermacher). Aber die ist es, wie gesagt, eben als Freiheit: "Ihr aber ... seid zur Freiheit berufen ... (Gal 5,13). Sonst handelte es sich um ein Gewaltverhältnis, das für all die schändlichen Greueltaten der Weltgeschichte – gerade auch im Namen Gottes – bezeichnend ist, aber niemals für den Quellgrund der Liebe.

Zum Reich, das nicht von dieser Welt ist, gehört mit Jesus auch die unsichtbare Kirche. Jede sichtbare lehnt sich zu sehr an die üblichen Formen von Bevormundung und Entmündigung an. So kann freilich nicht oft genug betont werden: "Gnade uns Gott!"

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mayya77  30.01.2012, 10:20
@LeoJA

Das heißt für Dich dann auch: Ich bin frei zu sündigen? Wer wollte mir das verbieten? Gott? Aber der hat mir doch die Freiheit dazu gegeben?

Wie Schleiermacher schon sagt: Es gibt keine absolute Freiheit. Die in Gal 5,13 angesprochene Freiheit ist die vor dem Gesetz. Nicht die von Gott.

Und die Rechtfertigung für das, was Du falsch gemacht hast, bekommst Du (weil Du gar nicht anders kannst als zu sündigen) von Gott.

Für Dich scheint Freiheit einen höheren Wert zu haben als Liebe. Dabei kann ich mich in Liebe (von Gott, meinem Partner oder von anderen Menschen) geborgen fühlen und bin dann eben nicht frei, sondern an und durch diese liebevolle Beziehung gebunden.

Gott lässt uns nicht frei, sondern er schützt und hütet uns wie ein guter Hirte seine Schafe. Das ist das Geheimnis des Glaubens. Glauben heißt eben: Vertrauen darauf, dass Gott weiß, was für uns richtig ist, weil er allein uns kennt und weil er uns liebt.

Fühle ich mich bevormundet oder gar entmündigt? Nein. Ich fühle mich geborgen und behütet wie von einem liebenden Vater.

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LeoJA  30.01.2012, 12:57
@mayya77

Für Dich scheint Freiheit nur als absolute Freiheit denkbar und deshalb kein menschliches Vermögen zu sein. Die Freiheit, die ich meine, und von der überall auch meistens die Rede ist, schließt Abhängigkeit und Gebundenheit nicht aus. Im wirklichen Leben geht es immer um konkret bestimmte Freiheit. So habe ich es nicht nötig, bestimmte Sünden zu begehen, ohne deshalb überhaupt frei von Sünde zu sein. Die Gebundenheit an einen geliebten Menschen lässt mir mehr Freiheit als das Eingesperrtsein in einem stecken gebliebenen Fahrstuhl. Unsere Freiheit zeigt sich aber auch gerade an unserem Umgang mit Handicaps. In besagtem Fahrstuhl kann ich sofort verzweifeln, vertrauensselig auf Hilfe warten oder alle Möglichkeiten durchgehen, mir selbst aus der Patsche zu helfen. Man ist auch umso freier, je mehr man im Leben gelernt hat, zum Beispiel Fremdsprachen. Möglichst frei sein heißt, möglichst viele Möglichkeiten zu haben, selbst wenn das alles nur verschiedene Abhängigkeiten sind. Unfreiheit ist noch einmal etwas ganz anderes, wie Du Dir sicher auch leicht denken kannst.

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mayya77  30.01.2012, 21:07
@LeoJA

Von Unfreiheit haben wir beide noch gar nicht gesprochen. Ansonsten hast Du das natürlich völlig richtig erkannt und wir können uns da einigen.

So habe ich es nicht nötig, bestimmte Sünden zu begehen, ohne deshalb überhaupt frei von Sünde zu sein.

Den Zusammenhang mit dem Kontext verstehe ich nicht.

Und: Hat es denn jemand nötig, Sünden zu begehen? Nein. Sünden geschehen halt, nobody is perfect. Deswegen sind wir schon durch den Glauben gerechtfertigt, weil wir alle, wie im Römerbrief steht, "des Ruhms ermangeln, den (wir) vor Gott haben sollten".

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LeoJA  31.01.2012, 08:54
@mayya77

Ich habe den Ausdruck "es nicht nötig haben" hier einmal sehr wörtlich genommen und damit sagen wollen, dass ich zum Beispiel das Gebot "Du sollst nicht töten" befolgen kann, ohne mir einen Zwang anzutun. Dagegen fühle ich mich geradezu überfordert, wenn ich das Lügen ganz unterlassen soll. Immer wieder unterlaufen mir Unaufrichtigkeiten aus mangelnder Courage. Zu derartigen 'Notlügen' sehe ich mich dann 'genötigt'.

Aber natürlich muss ich nicht lügen und muss ich überhaupt nicht sündigen. Wenn ich es trotzdem tue, dann ist das allein meiner Freiheit geschuldet. Man muss, um ein Sünder sein zu können, hinreichend frei dazu sein. Tieren, Kleinkindern, Dementen fehlt ein solcher Grad von Freiheit. An sie sind deshalb Gottes Gebote nicht adressiert. Auch insofern nicht, weil sie zur gebotenen Liebe nicht, noch nicht oder nicht mehr in der Lage sind.

Freiheit und sinnerfüllte Liebe gehören gleichermaßen zur Bestimmung des Menschen. Das ist gottgewollt, davon bin ich überzeugt. Die fehl- und korrigierbare 'relative' Freiheit ist womöglich sogar höher einzuschätzen als die uneingeschränkte 'absolute', die reinen Geistwesen vorbehalten ist. Nur solche können sich, ohne eine Entwicklung zu durchlaufen, ein für allemal entscheiden, ob sie Gott dienen oder wie Gott sein wollen.

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LeoJA  31.01.2012, 09:13
@LeoJA

Zum vorstehenden Kommentar noch dieser Nachtrag: Nach meiner Überzeugung kann die Fehlerkorrektur bei uns Sündern nicht ohne echte Reue funktionieren. Die bloße Allerweltseinsicht "Nobody is perfect" reicht gewiss nicht aus, um das zu charakterisieren, was Glauben heißt. Hier steht Petrus für mich Pate, der "bitterlich weinte", als er Jesus verleugnet hatte. Daraus ziehe ich den Schluss: Wenn wir unsere Sünden nicht bereuen, sind wir nicht wirklich gläubig und daher vor Gott nicht glaub-würdig. Und damit wir unsere Sünden bereuen können, hat Gott uns anders als die Tiere zu zurechnungsfähigen Geschöpfen gemacht.

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selbstbefriedigung ist höchstwahrscheinlich ein sündhaftes benehmen. aber betrachte es mal so, du schadest niemandem du klaust nicht du bringst keinen menschen um, das sind sachen die ich zur sünden kategorie einstufen würde... und einen rat den ich dir mitgeben kann richte dein leben nicht nach einem buch auch wenns die bibel ist sondern nach deinem herzen. wenn du dein leben nach der bibel richten müsstest hättest du nichts von dem leben was du dir eigentlich erwünschst... mach das was du für richtig hälst