Wird jeder Mensch mit Bisexualität geboren

Die eigene Sexualität ist angeboren 63%
Alle werden bisexuell geboren mit anderen Neigungen 21%
Die eigene Sexualität entwickelt sich erst später 16%

19 Stimmen

8 Antworten

Die eigene Sexualität ist angeboren

Die sexuelle Orientierung ist angeboren. Wer bisexuell ist, wird es nicht erst im Laufe seines Lebens und wer homosexuell oder heterosexuell ist, war vorher nicht bisexuell.

Anders herum kann man die sexuelle Orientierung auch nicht anerziehen oder - wie manche tatsächlich glauben - durch eine Therapie ändern, denn es ist keine Krankheit.


MartinF02  07.06.2025, 19:26

Die sexuelle Orientierung ist nicht ausschließlich angeboren und unveränderlich. Forschung zeigt, dass viele Menschen eine fluide Orientierung aufweisen, die sich im Laufe des Lebens zwischen heterosexuell, bisexuell und homosexuell verändern kann. Dies findet bei Frauen häufiger statt als bei Männern. Das liegt größtenteils an sozialen und kulturellen Faktoren.  Männer werden stärker sozialisiert, ihre Sexualität als stabil und binär zu sehen. Zudem entdecken manche Menschen ihre bisexuelle Orientierung erst im Erwachsenenalter, was der Annahme widerspricht, Bisexualität sei immer angeboren. Die Vorstellung, sexuelle Orientierung lasse sich durch Therapie verändern, ist wissenschaftlich widerlegt und ethisch abzulehnen. Dennoch bedeutet das nicht, dass sexuelle Orientierung starr und absolut festgelegt ist. Sexualität ist komplex, individuell und kann sich über die Zeit wandeln.

Garlond  07.06.2025, 19:40
@MartinF02

Das was du schreibst bedeutet aber nicht, dass die sexuelle Orientierung nicht ausschließlich angeboren und unveränderlich ist, sondern lediglich, dass bei manchen die angeborende Sexualität Bisexualität ist und sich die Präferenz verschieben kann.

Das manche Menschen erst im Erwachsenenalter merken, dass sie Bisexuell sind widerspricht der Annahme auch nicht, sondern bestätigt einfach noch mal, dass sich die Präferenz bei Bisexuellen verändern kann.

MartinF02  07.06.2025, 19:51
@Garlond

Der sexuelle Trieb, also das angeborene biologische Grundbedürfnis nach sexueller Befriedigung, ist klar verankert in neurobiologischen und hormonellen Prozessen. Die sexuelle Orientierung hingegen, also die spezifische Richtung, zu wem man sich sexuell oder emotional hingezogen fühlt, ist kein rein angeborenes Merkmal. Sie entsteht vielmehr aus einem komplexen Zusammenspiel genetischer, hormoneller, psychologischer und sozialer Faktoren.

okieh56  07.06.2025, 22:37
@MartinF02

Wobei die beiden Letzteren nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Wenn jemand homosexuell oder heterosexuell ist, kann er dies nicht durch psychologische oder soziale Faktoren ändern. Bei Bisexuellen ist das etwas anderes, sie verlieben sich in den Menschen unabhängig vom Geschlecht.

MartinF02  08.06.2025, 01:09
@okieh56

Diese Sichtweise ist vereinfachend und entspricht nicht dem Stand der Forschung. Zwar ist die sexuelle Orientierung in vielen Fällen relativ stabil, aber psychologische und soziale Faktoren spielen sehr wohl eine Rolle bei der Ausprägung, Wahrnehmung und auch der Veränderung der sexueller Orientierung. Und dies ist nicht nur bei Bisexuellen der Fall. Studien (z. B. von Lisa Diamond, 2008) zeigen klar, dass auch Menschen mit zunächst eindeutig hetero- oder homosexueller Orientierung im Laufe ihres Lebens Veränderungen erleben können. Diese Veränderung ist nicht aufgrund von „Umerziehung“, sondern durch innere Entwicklungen, Erfahrungen, Lebensumstände oder emotionale Bindungen. Das betrifft nicht nur „romantische“ Bisexualität, sondern auch Menschen, die sich im späteren Leben neu orientieren. Dies widersprich der Annahme, dass die sexuelle Orientierung angeboren ist.

Des Weiteren:
Eineiige Zwillinge haben identisches Erbgut. Sollte die sexuelle Orientierung ausschließlich genetisch sein, müssten beide immer dieselbe Orientierung haben. Das ist aber nicht der Fall.
Zwillingsstudien haben gezeigt, dass wenn ein Zwilling homosexuell ist, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der andere es auch ist, zwar höher als im Bevölkerungsdurchschnitt, aber sie beträgt nicht 100 % – oft nur etwa 30–50 %. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass genetische Faktoren zwar eine Rolle spielen, aber nicht allein entscheidend sind. Umwelt, Psychologie und persönliche Erfahrungen beeinflussen ebenfalls die Entwicklung der sexuellen Orientierung.

Kurz gesagt: Soziale und psychologische Faktoren spielen keine dominante, aber auch keine „sehr untergeordnete“ Rolle. Die Realität ist komplexer als ein binäres Denken in „angeboren vs. beeinflussbar“.

Gerne empfehle ich neben der Studie von Lisa Diamond eine weitere Veröffentlichungen zu diesem Thema:

Ab sofort werde keine weitere Antworten zu diesem Beitrag beantworten. Meine Antworten sind sachlich am aktuellen wissenschaftlichen Stand orientiert und belegt.

Eine Verweigerung der wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten auf eine kognitive Dissonanz oder auf ideologische Voreingenommenheit hin. Falls du die nötige ausgeprägte Selbstreflektion besitzt kannst du gerne dein eigenes Verhalten auf folgende mögliche Hinweise abchecken:
- Quellen ignorieren
- selektive auf Randaspekte eingehen
- Behauptungen wiederholen ohne neue Argumente
- emotionale oder abwertende/unsachliche Reaktion
- Verweigerung von wissenschaftlichen Fakten

In solch einem Fall wäre eine Fortführung der Diskussion unnötig, da du nicht Offen für eine neue Perspektive bist.

Garlond  08.06.2025, 07:56
@MartinF02
Studien (z. B. von Lisa Diamond, 2008) zeigen klar, dass auch Menschen mit zunächst eindeutig hetero- oder homosexueller Orientierung im Laufe ihres Lebens Veränderungen erleben können.

Das zeigt aber doch nur, das sie bisexuell veranlagt waren. Man darf nicht vergessen, dass die Zuordnung zu einer sexuellen Orientierung immer nur Ausdruck der persönlichen Gefühle ist. Es gibt ja keine Methode jemandem eine sexuelle Orientierung zuzuweisen ohne ihn zu befragen.

P.S.
Danke für den Link

okieh56  08.06.2025, 10:09
@MartinF02

Vielen Dank für deine Ausführungen, die wirklich sehr interessant sind.

Ich bin immer offen für jede begründete Perspektive.

Selbstverständlich werden wir durch unsere Umwelt, unsere Erfahrungen und Erlebnisse geprägt. Das hat auch Einfluss auf die sexuelle Orientierung, die individuell ausgeprägt ist, aber nicht auf die biologisch bedingte Veranlagung. Die kann man weder durch Erziehung noch andere äußere Einflüsse ändern. Deshalb schrieb ich, dass dies nur eine untergeordnete Rolle spiele.

Es gibt einen Unterschied zwischen biologischer und sozialer Sexualität.

In dieser Hinsicht ist sicher noch viel Forschungsbedarf.

Die eigene Sexualität ist angeboren

Die Sexualität ist angeboren. Außerdem wird die absolute Mehrheit als heterosexuelle Person geboren.

Ich würde sofort unterschreiben, dass die Dunkelziffer von Bisexualität ziemlich hoch ist. Aber nicht bei 100%, ich kenne nämlich mehrere Leute, die wirklich sehr monosexuell sind. Sowohl lesbisch als auch schwul als auch hetero.
Aber ich kann mir durchaus 50% vorstellen.

Und ich denke auch nicht, das sexuelle Orientierung in Stein gemeißelt ist, schon vor der Geburt. Ich denke schon, dass es Veränderungen, vielleicht eher Schwankungen, gibt. Aber die kann man auch nicht steuern.

Entwickelt sich später... Weiß auch nicht, ob das so wirklich passt. Sexuelles Interesse, das über bloße Neugier "Was haben wohl die anderen da unten" hinaus geht, entwickelt sich erst mit der Pubertät. Aber das ist bei allen so und hat eigentlich weniger mit der genauen Orientierung zu tun, deshalb ist das hier eigentlich nicht relevant. Und, wie gesagt: Man kann das alles nicht steuern, davon zu reden das etwas erst später entsteht hat aber nunmal immer diesen Beigeschmack von "Das macht man mit Absicht" oder "Man kann dazu manipuliert werden".

Persönlich finde ich es deshalb falsch, eines davon als die absolute Wahrheit zu sehen, aber ich finde es auch falsch, etwas davon als absolute Unwahrheit zu bezeichnen. Jede dieser Varianten beschreibt die Erlebnisse von irgendeiner Person auf dem Planeten, und das finde ich absolut nicht widersprüchlich. Solang man weiß, was in dem Moment gut für einen ist, und man dabei nicht in den Raum der anderen eindringt, ist doch egal, wie man seine Orientierung erklärt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
Die eigene Sexualität entwickelt sich erst später

Ob es angeboren ist, weiß man tatsächlich nicht. Man hat auf jeden Fall als Baby und ganz kleines Kleinkind noch kein wirkliches Verständnis und Interesse an Sexualität. Das entwickelt sich ganz natürlich mit der Zeit.

Jedenfalls ist Sexualität meiner Meinung nach nicht beeinflussbar und kann man definitiv nicht an- oder aberziehen. Wie genau das zustande kommt: Das weiß man nicht genau.

Die eigene Sexualität ist angeboren

Die sexuelle Orientierung ist angeboren. Und bei vielen Menschen ist das nicht Bisexualität.


MartinF02  07.06.2025, 21:29

Guten Abend Community-Experte für Sexualität.

Die Aussage ist zu pauschal. Forschung zeigt, dass sexuelle Orientierung nicht ausschließlich angeboren ist, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, hormonellen, psychologischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Viele Menschen erleben ihre Orientierung als stabil, aber es gibt auch zahlreiche Belege dafür, dass sich sexuelle Präferenzen im Laufe des Lebens verändern können. Das gilt nicht nur für Bisexualität, sondern auch für hetero- und homosexuelle Orientierungen. Orientierung ist kein starrer Zustand, sondern ein dynamisches Spektrum.

Bei diesen Informationen handelt es sich nicht um Theorien, sondern um den aktuellen wissenschaftlichen und medizinischen Stand.