Wie ist eure Sicht auf Kleingärtner bzw. das Kleingartenvereinswesen?
Oi!
Seit Jahrzehnten waren Kleingartenvereine nicht so im Aufwind, wie sie es während der Coronapandemie waren. Auch wenn viele neue Gärtner inzwischen festgestellt haben, daß so ein Garten ein Haufen Arbeit ist ...
Bin selbst seit vielen Jahren im Kleingartenverein, dort auch ehrenamtlich tätig. Trotzdem wird das Kleingartenvereinswesen gerne belächelt, als spießig empfunden oder einfach aus Unwissenheit über das Bundeskleingartengesetz (BKleinGG) als dämlich und überreguliert empfunden. Als Kleingärtner wird man schnell als Spießer oder Prepper bezeichnet.
Was ist eure Sicht darauf? Für wie zeitgemäß haltet ihr das BKleinGG, das den Kleingärtnern sehr günstig und schwer kündbar Pachtland garantiert - zu dem Preis, daß der Garten gepflegt und bewirtschaftet sein muß und es einige Regeln wie z.B. zur Höhe der Hecke gibt?
Das mit er Heckenhöhe kommt übrigens daher, daß die Kommune den Vereinen günstig das Land verpachtet, es dafür aber als Park deklarieren kann, um den sie sich nicht selbst kümmern muß und entsprechend Geld spart. Als Steuerzahler hat man das Recht in den Park zu gehen und sich an den Gärten zu erfreuen. Daher dürfen die Hecken nicht zu hoch sein, weil man sonst ja nichts sieht. Alle anderen Regeln haben auch ihren tieferen Sinn, werden aber oft pauschal als dumm abgestempelt.
Ich kann nur sagen, daß ich mit dem Kleingarten einen Ort zum Runterkommen nach der Arbeit habe, zum Grillen und Saufen am Wochenende und obendrein habe ich im Herbst das Regal voller Weckgläser, zwei Gefrierschränke voller Ernte und mehrere Kartoffelsäcke im Keller.
Wie ist eure Sicht auf Kleingärtner und das Kleingartenvereinswesen? Für wie zeitgemäß haltet Ihr das Ganze?
21 Stimmen
10 Antworten
Kleingartenleben gehörte zu meiner Kindheit in der Großstadt. Es war ein Familienrefugium, raus aus der Stadt, weg vom Geschäftstrubel (Familienbetrieb). Und genau so sollte es noch heute gesehen werden, als Oase und Verbindung zur rudimentären Natur.
Klar, wo Verein (es soll ja günstig sein), da Statuten. Anders geht ein einvernehmliches Miteinander auf begrenztem Raum/Gelände nicht. Selbst bei anderem Pachtgelände, die in Richtung Wochenendgrundstück/ Datsche gehen, kann nicht jeder machen was er will. Bestimmte Verhaltensregeln gelten überall zum Schutze anderer, auch auf dem Dorf, im Mietshaus, Sportverein uvm.
Wie die Freizeit im Kleingarten gestaltet wird, ist jedem selbst überlassen solange der Geist von Dr. Schreber noch ansatzweise verfolgt wird. So und so viel Freizeitfläche, so und soviel Nutzfläche (Gemüse und Obst).
Was früher als spießig bezeichnet wurde, weil akkurat und ggf. mit Gartenzwergen verziert, wird heutzutage eher als Geschmackssache angesehen. Oftmals steht auch ein wenig Neid dahinter, weil man selber so einen Garten nicht bewerkstelligen kann oder will.
Vor vielen Jahren bin ein Dorfmensch mit eigenem Grundstück geworden. So ein Grundstück ist halt meist größer als ein Kleingarten oder Neusiedlungsgrundstück. Im Garten mit Wohnhaus ganzjährig leben, mit "Schöngarten", Nutzgarten und Tierhaltung, muss man mögen. Es macht Arbeit, wie jeder andere Garten auch. Doch es ist mehr Bereicherung als Last.
Wer es als spießig bezeichnet, wenn man eine Scholle im gegebenem Rahmen nutzt und noch davon durch frisches Obst und Gemüse profitiert, hat ganz andere Probleme.
Hätte ich nicht einen Garten an meinem alten Haus, wäre ich sicher Kleingärtner. Sowas haben wir sogar schon mal angedacht.
Und weil ich ein bisschen was vom Vereinsrecht verstehe, könnte ich mich wahrscheinlich nicht einmal vor der Mitarbeit drücken. Das Kleingartengesetz hat ja auch schon etliche Jahre auf dem Buckel und man kann sicherlich versuchen, es hier und da in den Auswirkungen etwas abzumildern! Prepper sind nichts schlimmes, solange sie's nicht übertreiben.
Ich bin auf jeden Fall für Kleingärten: Zum Abschalten, für die Natur und die Gesundheit! Wenn dann noch der Wildtierschutz beachtet wird: Super!
Ich hatte mal einen Kleingarten etwa 6 Jahre lang. (Musste ich aus persönlichen Gründen dann abgeben).
Ich fand das total toll und habe die Arbeit dort auch geliebt. Mein eigentlicher Job ist sehr kopflastig, da war es ein toller Ausgleich dort mit den Händen zu arbeiten.
Ja, ich kam mir manchmal ein bisschen wie ein Spießer vor. Aber ein stolzer Spießer 😅
Als ich 8 Jahre alt war, bin ich mit meinen Eltern in ein Hochhaus gezogen. Mein Vater hat dann für 10 Mark im Jahr Pacht ein Gartengrundstück gepachtet. Das war damals noch unerschlossen. Wir mussten roden, Drainagen verbauen, um das Grundstück trocken zu legen, wie haben einen Zaun gebaut, ein Gartenhäuschen errichtet, Beete angelegt, ein Gewächshaus gebaut, und, und, und. Für mich war das damals eine tolle Zeit, die ich mit meinem Vater verbracht habe. Ich hab auch viel gelernt. Dazu frisches Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten, eine tolle Gemeinschaft mit den anderen Gartenbesitzern und die Möglichkeit offenes Feuer zu machen und zu grillen.
Gerade für Familien mit Kindern, ist das eine tolle Möglichkeit, wenn man ansonsten keinen Garten hat. Natürlich gibt es Vorschriften und man muss gewisse Vorgaben einhalten. Sei es die Größe des Gartenhauses oder den Anteil von Anbaufläche. Aber am Ende gibt es immer Einschränkungen und es kommt halt darauf an, was man selbst daraus macht.
Für mich selbst, kam das später nie infrage. Denn es ist natürlich auch Arbeit und Zeit, die man reinstecken muss. Für Leute die nur in der Hängematte liegen wollen und Grillen, ist das nicht das Richtige. Ich denke, darin liegen auch häufig die Probleme begründet, dass Pächter die Arbeit unterschätzen, die so ein Kleingartengrundstück mit sich bringt.
Aber beispielsweise mein älterer Bruder, hat später selbst eine Parzelle dort gepachtet, für seine Familie.
Genau richtig!
Es sind von März bis November 6-10 Stunden Arbeit die Woche und selbst im Winter 2-3 Stunden die Woche. Wenn man da keinen Spaß dran hat, ist so ein Garten schnell eine Last.
Leider gibt es immer mehr Familien, die den Garten nur als Freizeitgrundstück verstehen und nicht ackern, anbauen und ihren Kindern was beibringen.
Die Hauptsache ist für die meisten heute für die Kinder spielgeräte aufbauen,ob sinn oder nicht sinn,das Naturverständnis bleibt auf der strecke. Ich erlebe immer wieder das den Kindern beigebracht wird ,das alles was Beeren hat giftig ist. Das ist absoluter Quatsch. Da werden dann schonmal Cotoneaster mit ihren schönen roten Beeren einfach so gerodet. Oder die alte schöne Bienen,-Hummelnutzpflanze Mahonie,mit ihrem süßlichen duft. Früher wurde aus den Beeren Marmelade gemacht,heute sind sie giftig. Ein Naturverständnis anstatt Schaukel und co beibringen ,ist heute undenkbar. Da hilft es auch nicht wenn einige Kitas oder Grundschulen sich für eine Stunde auf die wiese setzen und zeichnen.....
Ich habe einen eigenen Garten am Haus.
Ich habe ein Problem mit Rehen, werde noch meinen Schutz verbessern.
Dann haben wir noch einen Community Garden, wo ich ein kleines Beet habe, geschuetzt von Rehen
Im eigenen Garten will ich bald den Rehschutz wieder reparieren

"Stolzer Spießer" merke ich mir!