Herrscht in der "Queer-Community" ein toxisches Bild von 'Tops' und 'Bottoms'?
Ich habe öfter das Gefühl, dass unter schwulen Männern (besonders innerhalb der "Queer-Communnity") eine krasse Fixierung auf die Labels "Top" und "Bottom" herrscht. Was eigentlich nur sexuelle Vorlieben beschreiben sollte, ist mittlerweile für viele fast schon eine Art Identität geworden, die mit allen möglichen Stereotypen und Klischees verbunden wird.
Was mich persönlich stört: Ich selbst habe beide Rollen schon eingenommen, je nach Situation, Stimmung oder Partner. Ich ordne mich also keinem dieser Labels zu. Ich habe das aber Gefühl, dieser Einstellung wird oft mit Skepsis begegnet. Als ob "Vers" nur eine Art Übergangszustand sei oder man sich nicht „entscheiden“ könnte. Auch in den sozialen Medien bekommt man so etwas öfter mit. Oft liest man z.B. Kommentare der Art "Du bist bottom, aber willst es nicht wahrhaben" oder es wird bei Paaren auf Social Media wild darüber spekuliert, wer welche "Rolle" einnimmt und dass ohne dass es die betroffenen Personen jemals zum Thema gemacht haben.
Es wird meiner Meinung nach suggeriert, dass eine präferierte Position beim Geschlechtsverkehr mit den Charaktereigenschaften eines Menschen zusammenhängt und mit einer bestimmten "Rolle", die in einer Beziehung eingenommen wird.
Warum ist das so oft so? Gerade Menschen, die sich als Teil der "Queer-Community" sehen, profilieren sich doch gerne damit, dass sie sich Stereotypen und Klischees einer heteronormativen Gesellschaft nicht beugen müssen, nur um dann... eigene zu erfinden?
Mich würde da eure Meinung und Erfahrung interessieren. Erlebt ihr das ähnlich? Etabliert die "Queer-Community" fragewürdige Rollenbilder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen?
16 Stimmen
12 Antworten
Ich sehe das hauptsächlich online. Hatte noch nie wirklich ein Problem damit IRL.. eher auf Seiten wir Grindr etc...
bin selbst vers/switch. Die einzigen male das ich bottom oder dergleichen in einem "negativen" Kontext verwende ist wenn ich späße mache weil ein Kumpel z.b. sehr anhänglich ist. (Da wissen wir aber beide das es spaß ist)
Ja, das stimmt. Deswegen bin ich auch froh, dass ich meinen Freund außerhalb der Szene oder irgendwelchen Apps kennengelernt habe. Das hätte das nur kaputt gemacht.
- Es gibt keine eine homogene queere Community, sondern viele einzelne, die teils ganz unterschiedliche Vorstellungen und Meinungen vertreten.
- Einige der schwulen Communities verfolgen sicher toxische Rollenvorstellungen, aber lange nicht alle.
Naja toxisch vielleicht nicht, aber ich finde diese Einteilung schon ziemlich seltsam und viele scheinen sie extrem ernst zu nehmen und sich vollkommen über ihre Rollen beim Sex zu definieren. Da findet meiner Wahrnehmung nach eine sehr starke Einteilung statt, als wären "Tops" und "Bottoms" vollkommen verschiedene Spezies oder so, wie man es manchmal in konservativen Kreisen über Männer und Frauen hört. Und sowas finde ich ehrlich gesagt gleichermaßen dumm.
M, 25: Ich habe so das Gefühl, dass die Frage Top oder Bottom eher für Heteros von großem Belang ist, denn damit beantwortet sich für sie die Frage, ob man „der Mann“ oder „die Frau“ in der Beziehung ist.
Aber eigentlich weiß doch jeder Schwule, dass man Tops und Bottoms braucht, weil es sonst nicht klappt. Sicherlich gibt es Männer, die vielleicht auch lieber Heteros wären, die stolz darauf sind, noch nie penetriert worden zu sein, und schlecht über Bottoms reden. Dennoch müssen sie auch zugeben, dass sie ohne Bottom nur „Fünf gegen Willy“ spielen könnten.
Wenn ich spontanen Sex habe, bin ich ausschließlich aktiv. Mit einem festen Partner bin ich versatile, weil ich bei ihm gern meinen Arsch hinhalte, um seinen Schwanz in mir zu spüren. Das Verlangen habe ich bei ONS nicht.
Danke für deinen Kommentar. Ich denke, das ist eine Eigenschaft jeder Bewegung oder Community. Selbstverständlich ist das Meinungsbild gegenüber solchen Themen nicht homogen. Aber ich habe zunehmend das Gefühl (selbstverständlich als subjektive Wahrnehmung), dass mehrheitlich solche Meinungen in der Queer-Community vertreten werden. Dem würdest du also widersprechen?