Gibt es deiner Meinung nach marxistische Klassen?
Wir beobachten: Immer mehr Linke distanzieren sich den Linksliberalen (auch "progressive Mitte" genannt) insofern, dass sie den Klassenkampf ausrufen und beim Internationalismus angekommen sind.
Dass es verschiedene soziale Klassen in der Soziologie gibt, ist unbestritten.
Hierbei soll es darum gehen, ob du an ein dichotomes Klassenverständnis im marxistischem Sinne glaubst. Sprich glasklar 2 Klassen, die im Antagonismus zueinander stehen.
Die Besitzenden und die Besitzlosen. Die, die Produktionsmittel wie z.B Fabriken besitzen und die, die lohnabhängig bei diesen gezwungen seien, zu arbeiten.
Begründe jeweils deine Ansicht.
17 Stimmen
5 Antworten
Doch die ist nicht mehr eins zu eins ansetzbar Marx konnte die weiter Entwicklung der Welt schlichtweg nicht vorhersehen nach heutigem Verständnis sind Multiinternationale Unternehmen und die Superreichen die oberste Klasse sie sind unglaublich mächtig und ihr Vermögen ist unglaublich schlecht verteilt der normale Menschen heißt Arbeiter und Arbeitsgeber sind immer noch die Unterschicht
Die Welt hat sich seit Marx sehr verändert.
Es gibt jetzt nicht mehr nur Arbeiter, die in Blaumänner gekleidet schwere körperliche Arbeit verrichten, und sich dabei vom großindustriellen Fabrikbesitzer ausbeuten lassen, mit der Angst, sonst ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Es gibt nun auch "white collar worker", die mit Zeitarbeitsverträgen im Home Office sitzen und fürchten müssen, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird und in der Regel nicht gewerkschaftlich organisiert sind.
Das Prinzip vom Zusammenwirken im Lohnarbeitsverhältnis, wie es von Marx skizziert wird, bleibt dabei aber trotz der veränderten Umstände weiterhin gültig.
Ich selbst bin übrigens Mitglied der Partei Die Linke und finde das Gerede vom "Klassenkampf" oder der "Revolution" unzeitgemäß.
Um den Menschen ihre Situation zu verdeutlichen, braucht man nicht auf abgedroschene Begriffe zurückzugreifen - man will sie schließlich auch erreichen.
"Marxistische" Klassen gibt es nicht. Wenn Du meinst, ob es Klassen gibt, wie Marx sie beschrieben hat, dann ist es freilich etwas anderes. Marx unterscheidet die Klassen aber nicht nach den Eigentumsverhältnissen, sondern nach ihrer Funktion im kapitalistischen Produktionsprozess. Der kapitalistische Produktionsprozess zeichnet sich dadurch aus, dass Geld eingesetzt ("investiert") wird zu dem Zweck, am Ende mehr Geld zurück zu bekommen. Geld, dass diese Vermehrung durchläuft, ist "Kapital". Da das Geld als totes Ding nicht selber auf diese Reise gehen kann, muss irgendein Mensch die Funktion übernehmen, das Kapital zu investieren. Das ist dann der Kapitalist. Der Kapitalist spielt also nur eine bestimmte notwendige Rolle, er ist eine "Charaktermaske". Soweit die Kapitalisten dieselben Zwecke verfolgen, bilden sie gemeinsam die Kapitalistenklasse.
Geld kann sich aber nicht von selber vermehren, sondern es bedarf zu diesem Zweck der Anwendung von Lohnarbeit. Die Geldvermehrung passiert dadurch, dass die Lohnarbeit einen höheren Wert erzeugt, als ihre eigenen Kosten (Lohn). Auch die Lohnarbeit ist also eine notwendige Funktion im Kapitalismus. Spiegelbildlich zum Kapitalisten üben auch die Lohnarbeiter nur eine bestimmte Funktion im Kapitalismus aus, auch sie sind eine "Charaktermaske". Diejenigen, die diese Lohnarbeit ausüben, bilden die Klasse der Lohnarbeiter.
Beide Klassen stehen sich einerseits antagonistisch gegenüber - die Seite der Kapitalisten versucht, den Lohn zu senken und die Produktion mit immer weniger Lohnarbeitern auszuführen, umgekehrt versuchen die Lohnarbeiter ihren Lohn zu erhöhen -, andererseits sind beide Klassen aber auch sozusagen "Komplizen". Denn die Kapitalisten können das Kapital nur durch die Lohnarbeit vermehren, und umgekehrt kann der Arbeiter nur dann ein höheres Geldeinkommen erzielen, wenn die Kapitalvermehrung "seines" Kapitalisten gut klappt.
Beide Seiten, also sowohl Kapitalisten als auch Lohnarbeiter, bilden gemeinsam das Kapitalverhältnis als besonderen gesellschaftlichen Prozess, den man "Kapitalismus" nennt.
De unterschiedlichen Eigentumsverhältnss sind nicht die Basis des Kapitalismus und auch nicht dessen Grundübel. Vielmehr folgen die Eigentumsverhältnisse der Logik der Produktionsweise. Der Arbeiter bekommt für seine Arbeit den gerechten Lohn (zumindest kann man das theoretisch voraussetzen), und der Kapitalist bekommt die Vermehrung seines Kapitals. Der Kapitalismus lässt sich nicht einfach durch eine Änderung der Eigentumsverhältnisse beseitigen, sondern nur dadurch, dass man die Ursache für diese Eigentumsverhältnisse beseitigt. Und diese Ursache ist die kapitalstische Produktionsweise, also die Faktoren Kapital und Lohnarbeit. Marx hat deswegen nicht nur gegen das Kapital gewettert, sondern auch gefordert "Nieder mit der Lohnarbeit!".
Die Gesellschaft und Arbeitswelt ist heute viel komplexer. Es gibt auch Beamten, Angestellte im öffentlichen Dienst, Freiberufler und Kleinunternehmer. In vielen Berufen wird nichts Materielles produziert. Der Besitz der Produktionsmittel befindet sich meist nicht mehr in der Hand von einzelnen Privatpersonen, sondern von Aktiengesellschaften, Genossenschaften u. a , an denen sich auch der abhängig Beschäftigte beteiligen kann. Dieser kann auch Führungsfunktionen übernehmen und Wohlstand erreichen etc.
Das ist keine "Theorie", sondern wissenschaftlich vielfach belegt. Dazu gibt es auch eine eigene Disziplin innerhalb der Soziologie. Nennt man Elitenforschung.
Ansonsten ist die materielle Analyse von Machtverhältnissen, wie im Marxismus beschrieben wissenschaftlich ebenso anerkennt. Lässt sich auch kaum leugnen, wenn 2 Deutsche so viel Vermögen besitzen wie 50% der Bevölkerung.
Hallo, könnten Sie mir marxistische Theorie zur Ökonomie empfehlen, wenn man sich nicht gleich ans Kapital ran trauen will?