Deutschland bleibt wirtschaftlich Schlusslicht. Sind die Prognosen zu negativ?
Laut aktuellsten News bescheinigt die OECD für Deutschland ein weiteres Katastrophenjahr. Während alle Industrieländer ordentlich wachsen, liegt Deutschland auf dem letzen Platz. Sind die Prognosen für Deutschland zu negativ oder hat die OECD ein Problem mit der Ampel?
13 Stimmen
8 Antworten
Darüber entscheidet das nächste Wahlergebnis in DE. Bleibt dieser Kurs bestehen, dann verschlechtert sich die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin negativ.
Nein, wahrscheinlich noch geschönt. Wird Zeit das sich was dreht...
Eher zu positiv. Der Exodus in der Wirtschaft wird weitergehen.
"Katastrophenjahr" und "Desaster-Jahr" sind wohl eher Clickbait als eine seriöse Einschätzung. Was schreiben die denn, wenn es mal wirklich schlecht steht, bspw. wenn ein Rückgang prognostiziert wird? Weltuntergangsjahr?
Deutschland hat ein fundamentales Problem. Die Ursachen sind jedoch stärker in der Aufstellung unserer Volkswirtschaft und Politik verwurzelt, als viele es vielleicht oberflächlich annehmen. Die Taten der Ampel sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Merkeljahre zuvor waren mindestens genauso schädlich.
Deutschlands Geschäftsmodelle sind "legacy". Wir zehren immer noch von den Innovationen aus den 1960er und 1970er Jahren, die insb. im Industriesektor zu verorten sind. Und hier gehen die Wettbewerbsbarrieren immer weiter herunter. Differenzierungsmärkte (Preisgeber) wandeln sich zu Preisnehmermärkten, wodurch massiv Wohlstand schwinden wird. Anders ausgedrückt: Wir geben perspektivisch nicht mehr den Ton an, was qualitativ hochwertige und hochrelevante Produkte angeht, sondern werden mehr und mehr mit Schwellenländern konkurrieren, die zu deutlich niedrigeren Lohnstückkosten eine ähnliche Qualität liefern können.
Den Anschluss an modernste Technologien und Dienstleistungen haben wir im Wesentlichen verpasst (Halbleiter, IT, Software, KI, Plattformökonomie, wissensbasierte Dienstleistungen usw.). Das liegt u.a. daran, dass die Industrie über Jahrzehnte lang nicht investiert hat und gepampert mit politischen Subventionen ihre Cashcows weiter gemolken haben. Alles wurde auf das Exportgeschäft gesetzt, während die Binnenwirtschaft den Bach heruntergeht. Ein Hoch auf den alternativlosen und risikoscheuen Share-Holder-Value Ansatz. Dies wiederrum politisch abgefangen mit dem größten Niedriglohnsektor in Europa und höchste Abgabenlasten für die arbeitende Bevölkerung, sowie Unternehmen, die sich lobbymäßig nicht ausreichend positioniert haben.
Die weitere Folge sind Leistungsbilanzüberschüsse und eine a priori gegebene starke Abhängigkeit vom Ausland, die umso fragiler wird, desto protektionistischer die Welt wird. Wenn große Industriestaaten (USA, BRICS) anfangen, Strafzölle gegen uns zu erheben, können Zehntausende Arbeitsplätze mal eben so den Jordan heruntergehen. Der Anteil der Industrieproduktion am BIP beträgt in Deutschland mehr als 25%. Insb. die energieintensive Industrie war immer ein zentrales Rückgrat unseres Wohlstandes, welches jedoch massiv und wohl unaufhaltsam einbricht. Mit der dilettantischen Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte, wozu auch die äußerst unkluge sowie schädliche Klima- und Energiepolitik gehört, haben wir unser Grab fertig geschaufelt. Heraus werden wir meiner Einschätzung nach nicht mehr kommen, da wir in der Bürokratie ersticken. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Insofern werden viele Unternehmen in den nächsten Jahren vermehrt ihre Standorte wechseln und in Länder verlagern, in denen zu attraktiveren Konditionen produziert werden kann. Trump hat hier schon Angebote verkündet.
Meine Prognose: Wir werden in den nächsten 20 Jahren signifikant an Wohlstand verlieren. Die Lebensverhältnisse hierzulande werden sich denen südosteuropäischer Staaten angleichen. Und den demografischen Wandel sowie das verbundene Rentenproblem habe ich noch gar nicht erwähnt...
Dieser Abwärtstrend ist an diversen relevanten Zeitreihen und Indexkurven erkennbar.
- Fast -20% Rückgang in relevanten Industriezweigen innerhalb von 10 Jahren
- Deutlicher Rückgang in- wie ausländischer Investitionen
- Völlige Konvergierung der Gesamtproduktivität
- usw.
Was viele zudem nicht erkennen oder wahrhaben wollen: Wenn der Gesamtmarkt wächst, ein Akteur wie Deutschland jedoch stagniert (=unter dem Markt performt), dann liegt bereits Schrumpfung aus relativer Sicht vor.
Langfristig ist es schlimmer, ein Wachstum von nur 0,1 % zu haben, während andere Länder 2,5 % erreichen, als wenn alle kurzfristig, z. B. im Zuge einer Krise wie Lehman oder Corona, um 5 % einbrechen.
