Ich (17, cis-männlich) stecke in einer extrem schwierigen Lebenssituation und bitte um ernsthafte, reflektierte Meinungen von Menschen, die entweder selbst Erfahrung mit Trauma, komplexen Beziehungen oder sehr schwierigen Lebensphasen haben.
Zur Beziehung:
Ich liebe meinen Partner (Sadeq) wirklich. Wir haben auch gute Zeiten und ich sehe grundsätzlich Potenzial für eine Zukunft mit ihm.
Allerdings hat er mich emotional betrogen (Sexting mit anderen), schlecht über mich gesprochen (“Shittalking” im Internet) und in Zeiten, wo wir getrennt waren, schnell neue Partner oder Sexualkontakte gesucht.
Außerdem respektiert er meine Grenzen oft nicht: Nach mehreren Trennungen (3–4 Mal) hat er immer wieder neue Wege gefunden, mich zu kontaktieren, obwohl ich den Kontaktabbruch klar kommuniziert hatte. (Neue Gmail-Adressen usw.)
Unsere Beziehung ist voller täglicher Konflikte. Es fühlt sich nicht mehr wie normale Anfangsprobleme an, sondern wie eine dauerhafte Belastung.
Dennoch sehe ich bei ihm auch Veränderungen. Er bemüht sich in einigen Bereichen und zeigt den Wunsch, gemeinsam zu wachsen. Das macht es für mich noch schwieriger.
Zur psychologischen Situation:
Ich habe bereits Bindungstrauma entwickelt durch die ständigen Trennungszyklen und die Tatsache, dass meine klar gesetzten Grenzen nie vollständig respektiert wurden.
Außerdem bin ich in der Beziehung emotional hin- und hergerissen:
• Ich spüre echte Liebe und sehe schöne Seiten und Entwicklungen.
• Gleichzeitig fühle ich mich oft gebremst, kontrolliert und emotional erschöpft.
• Mein rationaler Verstand sagt mir oft, dass diese Beziehung langfristig schädlich ist.
• Mein Herz und meine Angst vor Einsamkeit (vor allem wegen meiner Lebenssituation) halten mich zurück.
Zur sozialen Situation:
Das macht die Sache noch viel komplexer als für viele andere in Beziehungsfragen:
• Ich lebe aktuell in einer WG/Einrichtung.
• Mein Vater weiß nichts davon, kontrolliert aber meine Konten und reagiert mit massiver Wut, wenn ich eigene Wege gehe.
• Meine Familie ist emotional toxisch und hat mich in der Vergangenheit stark belastet. Ich möchte den Kontakt komplett abbrechen, kann das aber erst in 190 Tagen tun, wenn ich 18 bin und rechtlich unabhängig bin.
• Ich habe keine engen Freunde oder ein unterstützendes soziales Umfeld. Niemand versteht wirklich, was ich machen möchte oder wofür ich kämpfe.
• Sadeq ist aktuell der einzige Mensch, mit dem ich über all diese Dinge reden kann.
• Wenn ich ihn verlasse, stehe ich komplett allein vor extremen Problemen, die ich nicht aktiv lösen kann, sondern nur aussitzen muss (Warten auf rechtliche Selbstständigkeit, eigene Wohnung, etc.).
Meine emotionale Lage:
Ich habe gelernt, mit schweren Phasen umzugehen (z. B. Depression, Suizidgedanken), aber ich weiß auch, dass ich in dieser Phase nicht wieder komplett auf mich allein gestellt sein sollte.
Ich weiß auch: Man sollte aus Liebe bleiben, nicht aus Not. Aber es ist schwer, wenn man objektiv keine Alternative zur Not hat.
Ich möchte ihn auch nicht unfair behandeln, indem ich “nur” aus Not bleibe. Aber die realen Umstände lassen aktuell kaum eine andere Lösung zu.
Was mich quält:
Wenn ich die Beziehung beende:
→ Kurzer, starker Schmerz. Rückfallgefahr wegen der Co-Abhängigkeit. Absolut niemand mehr zum Reden. Warten auf 18. Geburtstag in Isolation.
Wenn ich bleibe:
→ Dauerhafte Konflikte, Grenzverletzungen, Unsicherheit. Aber zumindest emotionale Stabilisierung im Chaos.
Ich frage euch:
• Was würdet ihr in meiner Situation tun?
• Gibt es überhaupt einen klugen, psychologisch gesunden Weg?
• Kann so eine Beziehung noch einmal „neu“ beginnen, wenn sich beide bemühen?
• Oder ist Loslassen (wenn auch verschoben) die einzige Lösung?
Ich danke euch von Herzen für jede ernstgemeinte Antwort. Es geht hier nicht um „Jugendbeziehungsprobleme“, sondern um existenzielle Entscheidungen. Bitte keine oberflächlichen Ratschläge. Ich wünsche mir reife Einschätzungen, auch gern von Menschen mit psychologischem oder therapeutischem Hintergrund.