Würdet ihr eine Ausbildung zum Lokführer machen wenn ihr nichts anderes gefunden habt?

18 Antworten

"Nichts anderes" ist ja eine harte Einschränkung. Es würde keine Alternative geben und ich müsste genau so eine Ausbildung machen, oder gar nichts.

Ich persönlich würde keine Lokführerausbildung machen:

  • Mir ist der Beruf sehr wahrscheinlich zu langweilig, auch wenn ich da keinen genauen Einblick habe. Aber ein großer Teil wird das Fahren mit dem Zug sein und das möchte ich nicht.
  • Wie lange benötigen Züge noch Lokführer? Fahren in 10 Jahren noch Züge mit menschlichen Lokführern? In 20 Jahren? Ich müsste den Job ja eine ganze Weile machen, oder?

Ich würde heute auch schon kein Taxifahrer, Busfahrer oder LKW-Fahrer werden. Wer meint, dass die Dinger in 20 Jahren noch bezahlte Fahrer haben? Natürlich werden die menschlichen Fahrer sofort aus dem System gestrichen wenn die Möglichkeit dazu besteht.

Gruß

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ichbinich2000  09.08.2019, 09:57
 Wer meint, dass die Dinger in 20 Jahren noch bezahlte Fahrer haben?

Ich. Ich glaube nicht daran, dass sich das so schnell flächendeckend etablieren wird. Dass quasi ganz Deutschland autonom fahrende Bahnen (und auch Autos) haben wird. Und die Spezialfälle wird immer der Mensch übernehmen müssen.

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AldoradoXYZ  09.08.2019, 10:04
@ichbinich2000

Spezialfälle? Selbst wenn, wie viele Fahrer braucht man für diese Spezialfälle? Wie viele Fahrer gibt es aktuell? Können die ihren Job für Spezialfälle behalten? Nein.

Und was heißt schnell? 20 Jahre sind doch ewig viel und die ersten Fahrzeuge sind bereits komplett autonom über die Dörfer gefahren. Wie viel Zeit wird wohl noch nötig sein?

Aber ja, wie so oft im machine learning sind die 99% schnell geschafft, aber das letzte Prozent ist hart. Und die letzten 0,1% sind so richtig, richtig hart.

Wir reden aber von 20 Jahren. Realistisch haben wir in den nächsten 5 Jahren autonome Fahrzeuge auf der Straße. Meinst Du das wird nicht wirtschaftlich genutzt um die teuren Fahrer los zu werden?

Aber ja, interessant ist schon, dass das bei Zügen nicht längst gemacht wird. Technisch wäre das wesentlich leichter. Ich sehe schon die autonomen Fahrzeuge eher auf der Straße als auf dem Schienennetz. Wieder ein Grund warum die Schiene weiter veraltet.

Wer heute eine Ausbildung in dem Bereich macht muss auch nicht nur 20 Jahre sehen, sondern evtl. auch noch etwas mehr. Wobei man auch sehen muss, dass ein Lokführer heute wohl nicht bis 65, 70 Jahre Zug fahren wird, oder? Der sitzt bestimmt irgendwann am Schreibtisch, oder? - Kenne mich da bei der Karriere nicht aus.

Mein Rat - Finger weg von solchen Jobs, besonders dann, wenn man grad erst mit der Ausbildung anfangen will. Das große Aber ist natürlich: Auch wenn die Fahrer durch Technologie ersetzt werden, wird es Alternativen geben. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass selbst bei disruptiven Technologien das Leben einfach weiter ging. Das wird auch in Zukunft ziemlich sicher so sein.

Gruß

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ichbinich2000  09.08.2019, 10:16
@AldoradoXYZ
Wir reden aber von 20 Jahren. Realistisch haben wir in den nächsten 5 Jahren autonome Fahrzeuge auf der Straße. Meinst Du das wird nicht wirtschaftlich genutzt um die teuren Fahrer los zu werden?

Korrekt. Erstens wird das sicher nicht binnen fünf Jahren flächendeckend verfügbar sein und zweitens wird das auch sehr stark mit dem Widerstand der Gesellschaft zu kämpfen haben. Es gibt genug Leute, die gerne selber fahren statt sich einer Blackbox anzuvertrauen und so lange Mensch und Maschine auf den Straßen koexistieren, kann das nicht reibungslos funktionieren. Zudem bleibt die Frage, ob wir das wirklich brauchen.

So billig kommt die Umstellung auf komplett autonomes Fahren auf der Schiene auch nicht. Mit dem aktuellen Rollmaterial ist das nicht einfach machbar, man braucht komplett neues Material mit komplett neuer Technik, die man entwickeln und prüfen muss - alles sehr kosten- und materialaufwändig.

Auf der Schiene gibt es autonomes Fahren schon. U-Bahn Nürnberg zum Beispiel, dort fahren zwei Linien autonom. Wien glaube ich hat das mittlerweile auch. Aber U-Bahn ist eben keine Fernverkehrsstrecke durch ganz Deutschland. Und auch ich steckte schon mal in einer solchen Bahn fest, die sich weigerte weiterzufahren oder die Türen zu öffnen. Kommen musste - ein Mensch des Verkehrsbetriebes und das Ding manuell zur Vernunft bringen.

Der sitzt bestimmt irgendwann am Schreibtisch, oder? - Kenne mich da bei der Karriere nicht aus.

Als Triebfahrzeugführer führt man Triebfahrzeuge - sein ganzes Berufsleben lang, wenn man nicht zwischendurch mal umsattelt. Ansonsten hast du die Erlaubnis für bestimmte Baureihen und auf denen wird man eben eingesetzt. Einen reinen Schreibtischjob wird man da nicht haben, warum auch.

Mein Rat - Finger weg von solchen Jobs, besonders dann, wenn man grad erst mit der Ausbildung anfangen will

Das ist aber auch ein Problem - das Abraten von solchen Berufen, obwohl die Alternativen noch Jahrzehnte in der Ferne liegen. Das führt dazu, dass wir heute noch weniger Triebfahrzeugführer haben - trotz ohnehin schon herrschendem Lokführermangel und den daraus resultierenden Problemen bei so ziemlicher jedem Verkehrsunternehmen. Und meckernden Fahrgästen, weil Züge ausfallen.

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AldoradoXYZ  09.08.2019, 10:53
@ichbinich2000
Erstens wird das sicher nicht binnen fünf Jahren flächendeckend verfügbar sein und zweitens wird das auch sehr stark mit dem Widerstand der Gesellschaft zu kämpfen haben. 

Es muss nicht flächendeckend sein, noch muss jedes Fahrzeug autonom fahren. Hast Du mal eine autonome Fahrt gesehen? Dem Fahrzeug ist völlig egal ob und wie die anderen Fahrzeuge gesteuert werden.

Hier mal ein Beispiel von 2016 damit wir von der selben Sache reden: https://www.youtube.com/watch?v=VG68SKoG7vE

Die anderen Fahrzeuge die Du siehst fahren nicht autonom, natürlich nicht.

 kann das nicht reibungslos funktionieren.

Warum?

ob wir das wirklich brauchen

Brauchen? Es geht nicht um "brauchen" es geht darum, dass es günstiger ist. Der Taxiunternehmer der vor der Wahl steht: Autonome Flotte von Fahrzeugen (wo jedes Fahrzeug 5k mehr kostet), oder 20 Fahrer mit Gehalt, Sozialversicherung, etc.

Der Unternehmer, der weiter auf menschliche Arbeit setzt wird unwirtschaftlicher Handeln als die Konkurrenz und das Nachsehen haben. Am Ende bleiben die wirtschaftlicheren Unternehmen übrig.

alles sehr kosten- und materialaufwändig

Alte Technis ablösen hat immer Geld gekostet. Trotzdem wurde es immer wieder gemacht? Warum? Weil es mittelfristig und langfristig günstiger ist. Geld ist und bleibt der treibende Faktor.

Kommen musste - ein Mensch des Verkehrsbetriebes und das Ding manuell zur Vernunft bringen.

Ja, Sonderfälle wie Reparatur bleiben sicherlich noch einige Zeit Aufgabe von Menschen. Aber muss ich dafür tausende Leute beschäftigen, welche die ganze Zeit mit dem Fahrzeug unterwegs sind? Oder lasse ich die im Bedarfsfall ausrücken? Was kostet weniger?

Einen reinen Schreibtischjob wird man da nicht haben, warum auch.

Wer also heute im Alter von 20 (oder weniger) so eine Ausbildung macht, der soll also noch 45 Jahre, oder mehr, so ein Fahrzeug fahren? In 40 Jahren fahren garantiert keine Züge mehr von Menschenhand, außer vielleicht Museumsstücke. Warum sollte sich jemand diese Mehrkosten leisten wollen? Zumal ein autonomes Fahrzeug in allen Belangen besser fahren wird als ein Mensch es jemals könnte.

Das Ding wird nicht müde. Hat die Rundumsicht. Kann schneller reagieren als ein Mensch. Ist niemals unaufmerksam. Kennt die gesamte Verkehrssituation (evtl. vom ganzen Netz). Kostet kein Gehalt. Bekommt keine psychischen Probleme wenn es leider zu "Unfällen" kommt (arme Lokführer heute).

Warum sollte man einen Menschen noch fahren lassen? Weil es früher so war? Weil es immer so war? Das hat neue Technik noch nie aufgehalten. Vielleicht verzögert, aber für wie lange denn?

Das ist aber auch ein Problem

Selbstverständlich ist das ein Problem. Aber auf der anderen Seite hat der Auszubildende dann das Nachsehen wenn er entlassen wird. Wird er dann gefragt wie es ihm geht? Wird ihm dann Hilfe angeboten? - Ich hoffe mal ja.

Es gibt keine Garantien im Leben. Niemand kann einem sagen ob es den ausgeübten Beruf in 10,20, 40 Jahren noch gibt. Die Chancen sind sehr hoch, dass dem nicht so ist. Man kann sich nur die aktuelle Entwicklung ansehen und für sich selbst überlegen ob der Job eine Zukunft hat.

Riesen Sorgen, dass wir morgen nicht mehr genug Taxifahrer, oder Lokführer, oder LKW-Fahrer haben, mache ich mir allerdings auch nicht. Es gibt immer Leute die sich für sowas ausbilden lassen und die Zukunft anders, oder eben gar nicht einschätzen. Wer heute sagt "die nächsten 100 Jahre wird kein Fahrzeug autonom fahren", der kann auch ganz beruhigt seine Ausbildung antreten. Naja fast, es gibt ja noch 100 andere Vorfälle die zum Arbeitsplatzverlust führen.

Gruß

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Hallo,

nachfragen, ob man als Lokführer, U-Bahnfahrer etc. ein Praktikum machen kann. Wenn man sich dann mit der Tätigkeit anfreunden kann, passt es. Jeder Beruf hat seine Besonderheiten: z.B. alleine arbeiten - manche finden es gut, andere sind unglücklich. Wenn das der Nachteil ist, schauen, ob dann Busfahrer passt. Aber manche Busfahrer sind durch die Fahrgäste genervt.

Am besten eine Liste anlegen zu den einzelnen Berufen: Was ist, was ist schlecht? Was erwarten Ausbildungsbetriebe von den Bewerbern? Kann ich diese Erwartungen an die Bewerber in der Region erfüllen? Gespräche auf Jobmessen mit gezielten Fragen können hilfreich sein. Auf der eigenen Liste Plus- und Minuspunkte vergeben und mit den Berufen mit den meistenPluspunkten intensivst beschäftigen und Bewerbungen starten.

Gruß

RHW

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ja, da ich mich grundsätzlich ziemlich für Bahnen interessiere.

Hätte aber mehr Spaß als Tramfahrer, da kürzere Haltestellenabstände (=mehr los, mehr Stress, mehr Abwechslung).

Ich mag Berufe, in welchen man gefordert wird. Bei der Bahn habe ich eher die Befürchtung, dass der Beruf mit der Zeit eintönig wird (auf Signale achten, Geschwindigkeit anpassen, warten...; so ist das mir bei vielen Führerstandsmitfahrten herübergekommen).

So was sollte man aber echt nur machen, wenn man daran Spaß hat.

LG CHSLB

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da derzeit viele Lokführer, die noch von der Deutschen Bundesbahn bzw. Reichsbahn eingestellt wurden, das Renten- bzw. Pensionsalter erreichen, und in den letzten Jahren anscheinend nicht genug neues Personal eingestellt und ausgebildet wurde, werden Lokführer heute dringend gesucht und können sich ihren Arbeitgeber praktisch aussuchen.

Man muss aber natürlich auch mit den Nachteilen von Schichtdienst und ungünstigen Arbeitszeiten, Wartezeiten auf abgelegenen Bahnhöfen usw. zurechtkommen. Wenn man nicht mit einer gewissen Leidenschaft dabei ist, hält man das vermutlich nicht lange durch.

Jein. Bei mir war das als Alternative durchaus denkbar, weil ich ein ziemlicher Bahnfreak bin und da schon etwas Ahnung habe und es mich halt auch interessiert hätte.

Denn das Interesse ist auch die Voraussetzung. Es gibt heute so viele Leute, die nur irgendetwas machen, weil sie nichts anderes finden, obwohl es sie nicht interessiert und nur weil es jemand anderes cool findet. Es gibt Leute, die beginnen da Ausbildungen oder Studiengänge und stellen nach drei Monaten fest - Ups, is ja gar nichts für mich.

Wenn es dich interessiert und die Chance besteht, dass du aus ganzem Herzen Eisenbahner wirst, dann mach es auf jeden Fall. Wenn du aber an der Bahn kein Interesse hast, dann lass es besser und such dir etwas, was dir Spaß machen kann.