Ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen - und ich kann auch dich verstehen. Vor meinem Forststudium war ich derselben Ansicht, ja sogar eigentlich auch Jagdgegner. Auch ich war der Meinung, die Natur würde das schon selbst regeln. Tatsächlich aber haben wir zu sehr eine Kulturlandschaft, als dass das funktionieren würde.
Ich habe damals gesagt, ich werde nie den Jagdschein machen, denn ich hatte auch Angst vor allem, was dazugehört - mal ein Tier ausnehmen beispielsweise. Die nächste Stufe war dann "Ich mach den Jagdschein, aber jagen geh ich nie" (denn wie Pomophilus schon schrieb, ist der Jagdschein in vielen Fällen auch eine Einstellungsvoraussetzung)... und heute bin ich dann doch Jäger. Es läuft sicherlich vieles falsch in der Jagd, aber überflüssig ist sie nicht.
Es ist also grundsätzlich die Frage, welchen Beruf du ergreifen willst.
Ich empfehle dir aber: Unabhängig davon, ob du selbst einmal jagen gehen willst, bringt dir der Jagdschein sehr viel Wissen und sehr viel Verständnis über die Zusammenhänge zwischen Wald, Wild und Mensch. Das Wissen muss man auch haben, wenn man Forstwissenschaft studiert hat, denn das ist essentielles Grundwissen. Also mach den Jagdschein :)
Je nachdem, wo du studierst, ist er im Studium sogar inklusive bzw. nur mit einigen wenigen Zusatzmodulen zu dem regulären Studienplan erreichbar. An den beiden Hochschulen in Freising etwa ist der Jagdschein im Studium zu kriegen.
Später im Berufsfeld schadet der Jagdschein nicht. Sollte man ihn auch nicht zwingend als Einstellungskriterium brauchen, so ist es doch durchaus hilfreich, wenn man bei anderen Forstleuten und Jägern mitreden kann. Sonst kann es durchaus sein, dass man nicht ernstgenommen wird oder einfach fachlich einen Nachteil hat.
Wer Wald bewirtschaftet, sollte schon wissen, welche Effekte Jagd hat und wie man sie einsetzen muss und wo man auch Schaden damit machen kann. Wenn man selbst jagt, kommt dazu auch noch sehr viel Erfahrung. Und je nachdem, wo man beruflich landet, kann auch die Organisation, Koordination und Durchführung von Jagd und Gemeinschaftsjagden dazugehören - da sollte man schon wissen, was man tut.
Wenn dich das Berufsfeld interessiert, dann ergreife das Studium! Es ist unglaublich vielseitig, es steckt sehr viel Naturwissenschaft drin, aber auch Betriebwirtschaft, Recht und Dinge wie Kommunikation, Gesellschaftsanalysen und Öffentlichkeitsarbeit gehören dazu, ebenso wie die IT-Felder in der Branche immer bedeutender werden. Da ist wirklich für fast jeden etwas dabei. Und es ist schon schön, den Wald zu verstehen.
Alles Gute!
ichbinich2000