Woher kommt das, wenn Jugendliche vermehrt zuschlagen? Kein Respekt, hat Gewalt schon zu Hause einen anderen Stellenwert als in Deutschland?


03.08.2023, 17:08

Es gilt auch das Thema Migration und Gewalt in anderen Kulturen anzuschauen, dass Sarah Tacke extra im Zusammenhand dazu erwähnt und sie sagt auch, daß selbst wenn man sie Pandemie weglässt ,die Zahlen trotzdem gestiegen sind.

9 Antworten

Also ich selber bin in dem Alter und es ist halt vermehrt das jungendliche oft Vorbilder bei delaer Rappern und alles haben und auch oft auf dir mütter töten usw gehen und wenn so was passiert ist halt der andere sehr gereizt und schlägt zu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
  • Nachwirkungen von Covid-19 - gemäss Studien für Jugendliche eine enorm harte Zeit.
  • Soziale Medien - Gewalt kommt immer mehr vor
  • Musik - Verherrlichung von Gewalt vor allem bei Rappern
  • Die Welt ist viel stressiger geworden.
  • Gefahren, die man nicht richtig einschätzen kann, sind gestriegen - wie der Ukraine-Krieg.
  • Eltengespräche drehen sich um Dinge wie Lebenerhaltungskosten, Energieknappheit, unbezahlbarer Wohnraum, Klimakrise, Einwanderung...alles Themen, welche auch die Jungen stark treffen können. Erwachsene können auf Resilienz früherer Ereignisse zurückgreifen, was den Jugendlichen oft fehlt.
  • Gewalt beginnt in der Kinderstube. Schon als Kleinkind lernen manch spätere Erwachsene, dass Schläge zum Alltag gehören.

Das soll keine Stigmatisierung, sondern schlicht eine Plausibilitätsüberlegung sein:

Jahr für Jahr flüchten mehr Menschen zu uns.

Wovor flüchten die? - Überwiegend vor Gewalt.

Was kennen die also als "normales Kommunikationsmedium aus ihrer Heimat"? - richtig: Gewalt!

Ist es nicht erwartbar, dass wenn der Prozentsatz der Menschen aus gewaltffinen Gesellschaften steigt, dass auch die Gewaltanwendung steigt?

Elementarer  03.08.2023, 18:13

Hast du deine Plaibilitätsüberlegung einem Realitätscheck unterzogen?

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IdlewildSouth  03.08.2023, 18:31
@Elementarer

Hätte ich gerne: Im Columbiabad in Berlin!

...kam aber nicht rein, da geschlossen! (wer weiß warum;) - Es soll aber Menschen gegeben, die dort den Realitätscheck gemacht haben:)

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Elementarer  03.08.2023, 20:47
@IdlewildSouth

Nun die Frage war ja nach vermehrt zuschlagen. 

Dass irgendwo, z. B. in einem Bad zugeschlagen wird, wird ja wohl niemand anzweifeln.

Aber vielleicht hast du die Frage einfach nicht genau gelesen.

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IdlewildSouth  03.08.2023, 20:55
@Elementarer

Die Frage hat m.E. 2 Komponenten: Mehr Jugendliche - also ein höherer Prozentsatz an Jugendlichen schlägt zu

Sowie: Jugendliche, die ohnehin ab und zu zuschlagen, tun das häufiger.

Ich bezog mich auf beide Aspekte

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Unsere Filmproduzenten machen es vor: Es gibt kaum einen Film wo es Keinen gibt der eines für die "Birne" bekommt. Dort ist das beste Mittel die Gewalt.

Das wird ja in der Beschreibung schon erwähnt - das Gefühl, für andere wertlos zu sein und keine Chance zu haben und dann das Machtgefühl, wenn man aggressiv wird und schlimmstenfalls dadurch die Bestätigung von der falschen Seite, von der Clique. Dazu möglicherweise eben Eltern mit wenig Zeit, die selbst gestresst sind und den Kindern kein Gehör und keine Wertschätzung schenken und schlimmstenfalls auch die Kinder abwerten, anschreien oder sogar schlagen, herumschubsen etc. Der Jugendliche hat dann schon sehr oft von jeder Seite gehört, dass er stört, nichts wert ist, dass sich keiner für ihn interessiert.

Addiere dazu schlechte Schulnoten oder eine stigmatisierte Schulform, so dass auch hier Perspektivlosigkeit vermittelt wird.

Und dann Gruppendynamik, in der vermittelt wird, wer mobbt, zuschlägt etc. ist stark, wird hier anerkannt.

Die andere Gruppe innerhalb dieser betroffenen Kinder wird nicht gewalttätig, sondern zieht sich zurück, wird Opfer, gibt auf, nimmt das Stigma des Versagers, der nichts besseres verdient hat, an, passt sich zu Hause an, versucht, die Eltern so gut es geht zu unterstützen, nicht aufzufallen, nicht zu stören.

Es gibt Eltern, die dann die Kinder auffangen können, ihnen doch Wertschätzung und Selbstvertrauen vermitteln können, Verwandte organisieren, die bei den Hausaufgaben helfen oder für die Schule unterstützen. Denen passiert das dann normalerweise nicht.

Und es gibt auch "gutsituierte" Kinder, die eigentlich gute Noten schreiben, aber in solchen Gruppen mitmachen, weil doch irgendwo irgendetwas fehlt und sie sich dann stark fühlen.

Das Grundproblem ist eine überforderte Gesellschaft mMn: Jeder bekommt Druck, viele geben den Druck weiter, irgendwann kann man nicht mehr, hat keine Kapazität mehr für seine Kinder, fürs Liebsein, für die Schule, fühlt sich ausgebrannt, abgestellt und ignoriert.

Parallel sieht jeder ständig in den Medien das perfekte Leben, das er zunehmend nicht mehr haben kann aufgrund verschiedener Faktoren (Druck, Inflation, Angst durch Medienberichte von Krieg etc., unverarbeitete Stresssituationen bspw. durch die Pandemie, keine Pause zum Luftholen, keine Aussicht auch baldige Besserung usw.). Da wird dann der Druck von Person zu Person verschoben und irgendwann bleibt sie am Jugendlichen hängen, der sich dann eine Gruppe sucht, in der er verstanden wird und gemeinsam die aufgestaute Aggression raus lässt.

Nicht, dass mann das deshalb akzeptieren sollte, aber eine Lösung müsste oft ALLE betreffen, nicht nur Jugendliche, auch Lehrer, Eltern, Kollegen, Chefs etc. - die alle den Druck irgendwie weitergeben.

Gestern sah ich eine Doku über Pflegeschüler. Dort gibt es eine Szene, in der eine Schülerin zur Betreuerin geht und weint, weil sie von einer Pflegekrat angeschrien wurde und überfordert wurde (zu viele Aufgaben, die sie nicht parallel abarbeiten konnte). Die Schülerin wurde dann getröstet und es wurde erklärt, dass die schreiende Pflegekraft es nicht böse gemeint habe, aber aufgrund von Unterbesetzung selbst so im Stress wäre, dass Schreien nun mal der Weg des Stressabbaus wäre.

Ich denke, so etwas gibt einen guten Erklärungsansatz zu der Gesamtlage.