Wird man bei Fahnenflucht direkt erschossen von der Bundeswehr oder kommt erst ein Gerichtsprozess?

5 Antworten

Der §16 WStG (Wehrstrafgesetz) sieht lediglich, im Falle von Fahnenflucht, eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor.

Ob im V-Fall das Gesetz geändert wird ist weder bekannt, noch wahrscheinlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung und sehr vielseitige Interessen
Losscomm 
Fragesteller
 06.07.2023, 23:52

Wie sah die Gesetzeslage denn 1939 aus?

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JochenOWL  06.07.2023, 23:58
@Losscomm

Schau dir bitte die sehr gute Antwort von @pendejo an.

Er hat es sehr gut erklärt.

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Losscomm 
Fragesteller
 07.07.2023, 00:01
@pendejo

aha, das war mir doch fast klar!

Dann sage ich mal, dass es nicht bekannt und nicht unwahrscheinlich ist, dass auch im heutigen Deutschland im Kriegsfall ganz schnell das Gesetz geändert wird und dann jeder Bürger erschossen werden kann.

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pendejo  07.07.2023, 00:18
@Losscomm

Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Denn erstens müßte sich dafür im Parlament eine Mehrheit finden, und zweitens wäre dieses Gesetz grundgesetzwidrig, also ungültig.
Und In Artikel 20 Absatz 4 der Verfassung heißt es: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“
Drittens müßte sich jemand finden, der solche Gesetze umsetzt, und da wirst Du weder bei Bundeswehr noch Polizei eine nennenswerte Anzahl an Personen finden, denn so sind wir weder drauf, noch erzogen.
Im Gegenteil: Wer einen rechtswidrigen Befehl gibt oder ausführt, macht sich selbst strafbar.

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Losscomm 
Fragesteller
 07.07.2023, 00:29
@pendejo

jaja... Aber Kriegsverbrechen sind wahrscheinlich.

Und behaupten die in der Ukraine gewiss auch alle. Und? Was sieht man?

Auf beiden Seiten werden abartige Kriegsverbrechen begangen!

Und eine Seite davon feiern wir auch noch ab und beliefern sie mit Waffen, damit das Töten immer weiter geht!

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pendejo  07.07.2023, 00:44
@Losscomm
"Auf beiden Seiten werden abartige Kriegsverbrechen begangen!"

Damit hast Du leider recht.

Ansonsten werde ich jetzt hier nicht in eine Diskussion über Sinn oder Unsinn der Waffenhilfe für die Ukraine einsteigen. Da gibts hier genug Fragen und Diskussionen darüber.

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Von Experte ponter bestätigt

Es ist nicht zweckmäßig, von Filmen über die Wehrmacht oder Waffen-SS auf die Verhältnisse bei der Bundeswehr schließen.

Selbst bei der Wehrmacht war für Fahnenflucht im Kriege als Strafe 5-10 Jahre Gefängnis vorgesehen. Je nach den Umständen konnte diese jedoch bis auf ein Jahr ermäßigt werden.

Erst im Laufe des Krieges wurde nach einer Wehrrechtsreform "in schweren Fällen" die Todesstrafe ermöglicht. Auch da wurde von den Gerichten noch meistens von der Todesstrafe abgesehen, was jedoch nicht im Sinne der Wehrmachtsführung war.

Erst 1944 wurde die Kriegssonderstrafrechtsverordnung erlassen, die Willkür Tür und Tor öffnete. Die aus den einschlägigen Filmen bekannten Standgerichte wurden erst 1945 auf Befehl Himmlers eingerichtet.

Bei der Bundeswehr gibt es, wie zivil auch, keine Todesstrafe. Fahnenflucht wird mit bis zu 5 Jahren Haft bestraft. Siehe hier, §16:

https://www.gesetze-im-internet.de/wstrg/BJNR002980957.html

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Berufssoldat
Losscomm 
Fragesteller
 07.07.2023, 00:09

Ich finde, mit diesen Fakten redet man es sich schön.

Und ich gehe davon aus, dass auch Bundeswehrangehörige im echten Krieg Kriegsverbrechen begehen.

Kann mir das sogar richtig gut vorstellen.

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pendejo  07.07.2023, 00:34
@Losscomm

Was soll daran Schönreden sein? Es war auch so schlimm genug.

Wovon Du ausgehst, oder was Du Dir "sogar richtig gut vorstellen kannst, und auf welcher Grundlage, entzeiht sich meiner Kenntniss.

Tatsache ist, daß mir keinerlei Kriegsverbrechen von Bundeswehrsoldaten in Bosnien, Kosovo, Afganistan oder sonstwo bekannt sind.
Es ist nie auszuschließen, daß jemand, wenn er Macht und Gelegenheit hat, dies ausnutzt. Das ist letztendlich eine Frage der Persönlichkeit, als auch des "Korpsgeistes" der Einheit. Bei uns fördern das jedoch weder die Strukturen, noch die Erziehung. Im Gegenteil.

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Losscomm 
Fragesteller
 07.07.2023, 00:40
@pendejo

Es wird gerade bei den Jüngeren genug geben, die Situationen ausnutzen werden. Besonders junge Frauen. Die, die sonst immer klein gehalten wurden können dann endlich ihre Gewaltfantasien an Zivilisten oder eben an Feinden ausleben.

Ich weiß doch wie Menschen ticken.

Alle Soldaten der Welt haben nichts aus der Geschichte gelernt.

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pendejo  07.07.2023, 01:20
@Losscomm

Ja, wenn Menschen plötzlich Macht und auch noch eine Waffe haben, kann das Schlechte in ihnen zum Vorschein kommen. Aber noch mehr können Emotionen eine Rolle spielen, wenn man schlimmes erlebt hat.
Wenn Du mal gesehen hättest, wie das aussieht, wenn eine Sprengfalle eine Familie in ihrem Garten zerrissen hat, oder den Körper eines 6-jährigen Buben, der als Bombenkurier mißbraucht wurde, ohne es zu wissen, oder verstümmelte Leichen Deiner Kameraden, dann verstündest Du vielleicht, daß es manchen dananch schwer fällt, den Feind noch als Mensch wahrzunehmen.

Es wird aber dann sehr auf die Kameraden und insb. die Vorgesetzten ankommen, ob jemand eskaliert, wenn er die Gelegenheit dazu hat, oder wieder in die Spur kommt.

Und Du denkst, Du bist schlauer als andere, insbesondere Soldaten?

Daß, wenn man immer nur friedfertig und gerecht ist, es trotzdem Leute gibt, die Gewalt als legitimes Mittel und Friedfertigkeit als Schwäche ansehen, kann man mitunter schon auf dem Schulhof lernen.

Und wenn Du glaubst, die Verhältnisse hier in Deutschland bzw. Mitteleuropa, die Du vermutlich nur kennst, seien repräsentativ für die ganze Welt, dann liegst Du falsch. Ich konnte das live und in Farbe erfahren, wie es ist, wenn Krieg realität ist, und was sich Menschen gegenseitig anzutun in der Lage sind, wegen irgend einem Scheiß. Da wurde mir erst klar, wie gut wirs eigenlich haben, und daß das keinesfalls selbstverständlich ist.

Und deshalb bin ich Soldat geworden: Ich hasse Krieg, ich verstehe es nicht, warum man einen anfängt oder provoziert, aber ich will, daß es hier so bleibt, wie es ist. Niemand hat das Recht, einem anderen Staat oder Volk seinen Willen aufzuzwingen, es zu schickanieren oder gar zu vernichten. Und wenn er das versucht, dann soll er einen hohen Preis dafür bezahlen.

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ManuelMeiste416  07.07.2023, 11:53

Also ich gehe jetzt auch nicht davon aus dass es dann massenerschießungen von eigenen Soldaten gibt weil sie vor feindlichen Panzern weggerannt sind.

Dennoch halte ich es nicht für ausgeschlossen das sowas vorkommt, egal ob durch ein dann neues Gesetz gedeckt, oder ohne rechtliche Grundlage.

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Kommt auf den Krieg an, ich würde nicht ausschließen dass das dann vorkommt.

Im zweiten Weltkrieg wurden zehntausende Männer wegen Desertation oder Wehrdienstverweigerung hingerichtet. Ich glaube etwa 20.000 bis 30.000

In der Sowjetunion waren es noch mehr. Da waren es glaube ich 150.000 oder so.

Nach derzeit geltenden Recht wird man auch im Kriegsfall nicht erschossen

Ich denke nicht, dass in D irgendjemand erschossen werden darf.