Wieviel kostet eine gute Mechanik Uhr die das Leben lang hält?

8 Antworten

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Gute mechanische Uhren müssen nicht viel kosten.

Wenn man in der Vergangenheit schaut, dann sind das natürlich immer mechanische Uhren, die bis heute überlebt haben. Wie oft findet man eine 100 Jahre alte Taschenuhr auf dem Speicher, dreht an der Krone und sie fängt fast immer sofort an zu zappeln.

Die Voraussetzung für eine Uhr, die lange halten soll ist:

  • hochwertige Materialien
  • Lange Ersatzteilverfügbarkeit. Da kann es bei ETA bald eng werden. Swatch Group gibt immer weniger Teile raus.
  • Allgemeine Nutzungsfrequenz: so wenig wie möglich tragen oder innerhalb der Vorgaben warten lassen (3-5 Jahre). Äußerlich pflegen
  • eine verschleißarme Mechanik

Je komplizierter eine Uhr ist, desto mehr kann auch kaputtgehen.

Handaufzug: Wenn du also auf eine ganz einfache Handaufzugsuhr setzt, wirst du unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien, eine lange Freude haben.

Die Frage ist halt auch, was an einer Uhr zu einem erhöhten Verschleiß führt? Und das ist bei mechanische Uhren primär alles um das Federhaus herum. Hier herrscht die höchste Kraft. Danach folgt die Automatik. Bei Handaufzuguhren dreht man häufiger an der Krone, was neue Probleme schaffen kann. Selten liegt es an den vollsynthetischen ölen, die nicht mehr verharzen. Trotzdem muss das Öl sauber sein und muss überhaupt vorhanden sein.

Schweizer: Gerade die schweizer Uhren, die ein 2824 in sich haben sind reparaturbedürftiger als man denkt:

  • butterweiche Zapfen der Zahnräder
  • hoher Verschleiß der Klinkenräder der Automatik
  • ...

Hinzu kommt eine hohe Schlagzahl von 28.800 Halbschwingungen/Stunde was eben zu mehr Verschleiß führt.

Japaner: Die Japaner lassen es da etwas ruhiger angehen und haben von vorneherein nur 21.600 Halbschwingungen/Stunde. Aus diesem Grund beobachtet man immer, dass Uhrwerke von Seiko oder Miyota für einen Bruchteil des Preises eines Schweizers, deutlich länger ohne Wartung laufen und dabei genauso ganggenau.

Das bezieht sich aber wirklich auch nur auf Seiko. Alles andere was in dem Preissegment rumschwirrt ist nicht empfehlenswert.

Aber: Leider findet man aber immer mehr Kunststoff in Uhrwerken der Japaner. Das steht dann nicht mehr für eine lange Lebensdauer.

Trend: Letztendlich leben wir heute in einer Gesellschaft wo primär der günstigste Preis zählt. Darauf haben sich die Hersteller eingestellt mit dem Resultat, das immer mehr an Qualität auf der Strecke bleibt.

⇨ Es herrscht eine Wegwerf-Mentalität und deshalb trägt man Uhren aus dem unteren Preissegment so lange, bis sie nicht mehr geht, dann wird neu gekauft.

Fazit: Also macht es tatsächlich Sinn an der Stelle so wenig wie möglich auszugeben für eine neue Uhr.

Hier meine Empfehlungen:

  • Seiko 5 mit Uhrwerk 7S26 ab 80,- €: Laufen 12 und mehr Jahre, danach Neukauf. Kein Handaufzug bedeutet auch weniger Verschleiß...
  • Schweizer Uhrwerke: Ein 2824 in der Rohversion kann genauso gut laufen wie ein voll finisertes 2824.
  • Uhren von Rolex ab 3000,- €: Sind sehr hochwertig und laufen seeehr lange. Nicht ohne Grund hat jetzt Rolex die Wartungsintervalle für eine komplette Revision, gleichzusetzen mit einem Ölwechsel und Inspektion beim Auto, von alle 3-5 Jahre auf 10 Jahre angehoben.

Und hier kommt jetzt ein Manko: Ersatzteile können nur von zertifizierten Verkäufern erworben werden, komplette Revisionen werden nicht selten direkt zu Rolex eingeschickt.

⇨ Das machen die Betriebskosten einer Rolex sehr teuer und frisst jede mögliche Rendite auf, wenn es um eine Wertanlage geht.

Präzision: Was die Präzision angeht, wird diese immer im Alter leiden. Sofern die Uhr anfängt nachzugehen oder sogar stehenzubleiben, obwohl sie voll aufgezogen wurde, ist es an der Zeit die Uhr in den Service zu geben.

Revision: Es könnte nämlich sein, dass das Uhrwerk verschmutzt ist oder nicht mehr genug Schmieröl aufweist, was zu Verschleiß und nachhaltigen Schäden führen kann. Die Revision wird teurer je länger man dann eine Revision hinauszögert. Zu bedenken ist, dass heutige vollsynthetischen Öle nicht mehr verharzen.

⇨ So kostet eine Revision beim ETA 2824 ab 140,- €. Für den Preis bekommt man eine neue Seiko 5, die dann im besten Fall wieder mind. 8 Jahre läuft. Rolex Revision fängt bei 700,- € (Preistrend steigend) und es kommen immer weitere Kosten hinzu...

Auch darf man den Neupreis einer Uhr mit 2824 nicht außer Acht lassen= ab 400,- € aufwärts.

Weiterhin: Neben dem Uhrwerk sollte man bei Uhren auch immer auf ein unzerkratzbares Saphirglas setzen in Verbindung mit einer Wasserdichtigkeit ab 10 bar (schwimmen, duschen, baden kein Problem). Metallarmband hält länger als Lederarmband (sollte jährlich getauscht werden).

Gute Marken sind Junghans, Tag Heuer, Sinn, Rainer Brandt, Omega...

Fazit: Ich würde mir eine Uhr kaufen, die zu meinem Geldbeutel passt. Danach entscheiden, ob es eher eine Wegwurf- oder eine Nobelmarken-Uhr wird.

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
U7rmacher  21.12.2019, 17:44

Danke für den Stern ;-)

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Blindipop  22.12.2019, 20:20

Ja, super. Mein Vater trug das ganze lange Leben seine Konfirmationsuhr von Junghans. Ging sie nicht mehr, wurde sie gereinigt, Handaufzug, schwarzes Blatt.

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Blindipop  22.12.2019, 20:29

"Ich-mit-meinen-Russen" habe alte Dinger aus den 40er und 50er Jahren, die sehen aus, als ob sie schon xmal in der Hosentasche in der Waschmaschine oder auf dem Rubbelbrett waren, die hatten vielleicht nie eine Revision und gehen immer noch 1a.

Aber das gibts nur bei alten Russen, davon habe ich viele sammeln können, weil sie so mitgenommen aussehen, Zifferblattfarbe schon lange ab, von "drüben" meistens. Aber Werke haben die - sowas hatten wir nie. Unfaßbar . .

Regen sich jetzt wieder alle auf? Gerne!

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Blindipop  22.12.2019, 20:48

Ist Citizen tatsächlich weniger gut als Seiko? Vom Werk, Gang her. Du meinst ja, Seiko. Aber ich sehr gute, auch alte Citizen und wolltemal deine Meinung hören.

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U7rmacher  22.12.2019, 20:56
@Blindipop

Naja, was soll ich sagen, du wirst deinem russischen Liebhaber-Ruf wieder mal gerecht. Das meine ich lustig und nicht böse!!! Auch rege ich mich nicht!!!;-)

Man kann nicht alle Citizen Produkte unter einem Kamm scheren. Es gibt billige wie höherwertige Uhrwerke und Uhrenmodelle. Sowas gibt es bei Seiko nicht, die haben eher eine konstant gute, für den Preis, Qualität.

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Blindipop  23.12.2019, 11:26
@U7rmacher

Ja, leider wird das gute Automatikwerk von Citizen nurmehr für diese häßliche "Taucheruhr" verwendet. Das war früher anders

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VortexDani  24.12.2019, 21:12
@Blindipop

meinst du die Promaster "Godzilla/Aschenbecher"? :D Wie wäre es mit einer Seiko Tuna? :P

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VortexDani  24.12.2019, 21:26
Schweizer: Gerade die schweizer Uhren, die ein  2824 in sich haben sind reparaturbedürftiger als man denkt:
butterweiche Zapfen der Zahnräder
hoher Verschleiß der Klinkenräder der Automatik
...

Ich hatte schon einen Verdacht, dass der "Panzer" gar nicht so beständig ist ^^ Habe eine Tissot mit entweder Standard oder Elaboré, aber scheint ja keinen Unterschied dafür zu machen - ein leichter Sturz und schon stehen geblieben - etwas hatte sich gelockert - nach zwei Vorfällen und gebrochenem recht dünnem Glas (Seastar) zurück zur alten Quartz Vic Maverick, die seit fast 10 Jahren jede Verbrechen gegen den Umgang mitmacht (inklusive häufiger Saunagänge, keine Revision etc.). Nur ein Batteriewechsel war nötig und ein Mal vor 6 Jahren hat ein schwerer Stahlträger die Lünette getroffen, die war Monate lang verklemmt, dann hat sich das aber wieder gelöst. Ist mir bis heute ein Rätsel, wie die das überstanden hat, womöglich den idealen Winkel getroffen.

Die Sinn U2 S (von 2006) ist bei einem Stoß gegen einen Tisch stehen geblieben, hatte auch irgendwelche ZB Kinderkrankheiten die scheinbar schon gelöst wurden. Da lob' ich mir die elegantere und weniger robust daher kommende 103 St Sa, die bisher entweder Glück hatte oder den Missbrauch besser abkonnte. ^^

Sind die ETA 2824 und ETA 2824-1 aus den 70ern und frühen 80ern genau so bedürftig?

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Das ist durchaus möglich. Bei preiswerten (wenn auch wirklich guten) Werken wie die 4R36- oder 6R15-Serie von Seiko bzw. Citizen/Miyota 8000er oder 9000er ist es bei Defekt nach vielen Jahren kaum sinnvoll, zu reparieren oder einen Service machen zu lassen. Eher sollte man da einfach ein Ersatzwerk einsetzen lassen, welches die preiswerteste Lösung darstellt. Ebenso bei einfachen ETA 2824-2 oder baugleich.

Lebenslang haltbar und zum Vererben gut wären Uhren, die beim Hersteller regelmäßig alle paar Jahre zu einem Service gehen, mit anschließender Garantie. Bei Luxusherstellern wie Rolex oder Breitling kostet das um die 600 €. Für den Werterhalt ist das sowieso notwendig. Zusätzlich zum Zerlegen, Säubern, Ölen und Regulieren des Werks nebst Austausch diverser Teile wird auch Gehäuse und Band ggf. aufgearbeitet. Somit hat man dann immer eine neuwertige Uhr. Das geht bei Rolex über viele Jahrzehnte schon so. Kostet halt aber auch viel Geld. Auch bei Glashütte kann man alte Uhren schätzen und aufarbeiten lassen, die haben da eine extra Abteilung für.

Wenn dir eine schonende Behandlung wichtig ist, reicht es auch, das Innere zu pflegen und zu warten. Das kann man auch bei Steinhart oder anderen Micro Brands machen lassen, ist jedoch auch davon abhängig, wie lange eine solche Marke existiert. Steinhart ist bspw. eine recht zuverlässige Adresse, andere wie früher Roland Kemmner (1-Mann-Firma) brauchten sehr lange für einen Service und sind jetzt in Rente.

Standardwerke wie ETA oder Unitas etc. kann man auch bei freien Uhrmachern einem Service unterziehen, das reicht auch. Kostet jedes Mal - sofern nichts weiter außer Teilzerlegung, Reinigung und frische Öle anliegt und paar frische Dichtungen - um die 150 €.

Bei Steinhart geht das Angebot bei etwa 400 € los, die meisten Uhren bis 620 €. Darin sind top ETA oder Sellita verbaut. Die sind von jedem versierten Uhrmacher zu warten oder eben bei Steinhart. Preis/Leistung ist hier absolut okay.

Bei Luxusmarken bezahlt man eben den Status bzw. die Marke mit, allen voran Rolex. Alternativ: Omega, Breitling, Sinn... Je nach Geschmack und Geldbeutel.

Handaufzug oder Automatik? Schlicht oder sportlich? Preislimit? Präferenzen?

Gute Uhren gibt es viele. Und kaputt kriegt man sie alle. Wenn Du eine Uhr regelmäßig warten lässt, bleibt die wie neu.

Also erkundige Dich nach den Laufwerken in den Uhren. Damit steht und fällt die Geschichte. Wenn Du die 5 gängigsten kennst, erkennst Du oft schon an der Zeigeranordnung, wer welches Standardwerk verbaut.

Ab einer gewissen Preisklasse, die sehr weh tut, gehört es natürlich zum guten Ton, dass die Werke hausgemacht sind.

DerMeister773 
Fragesteller
 19.12.2019, 20:22

Automatik am besten . Ich hätte gerne eine ohne Metall Armband also Leder

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mendrup  19.12.2019, 20:24
@DerMeister773

Chronograph oder klassisch? Mir fällt spontan Glashütte ein, traditionsreich und ziemlich understatement.

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mendrup  19.12.2019, 20:27
@mendrup

Aber was quatsch ich. Geh mal zum Uhrmacher, der berät Dich perfekt.

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Wichtig ist auch, wie Du damit umgehst.

Regelmäßige Revisionen alle 5 Jahre sind auch notwendig. Die Uhr muss dann gereinigt, geölt und neu justiert werden. Eventuell sind auch einzelne Teile zu ersetzen. Das ist so ähnlich wie bei einer Auto-Inspektion.

Gute Mechanik-Laufwerke kommen meist aus der Schweiz. Ein ETA 2824-2, auch als "Panzerlaufwerk" bezeichnet, läuft bei guter Pflege ein Leben lang. Es gibt aber auch gute deutsche Hersteller.

Jede wirklich gute Uhr hält ewig, aber nur wenn man sie alle 2 bis 5 Jahre zur Inspektion bringt. Was bei Premium Marken soviel wie eine Autoinspektion kostet.

Lederarmbänder sind beim täglichen Tragen schon nach einen Jahr abgewetzt .. mit Sport und Schweiss auch schneller. Darum für mich recht ungeeignet.