Wieso wollen Menschen aus Asien so oft WEIß sein? (Indien, Naher Osten, Japan)?

8 Antworten

Mein Eindruck ist ehrlich gesagt, dass es eben nicht so sehr um das Kopieren des Lebensstils, sondern wirklich einfach um das körperliche Schönheitsideal heller Haut geht.

Es wird grundsätzlich immer das als schön empfunden, was seltener und schwerer zu erreichen ist. Dass „Schneewittchen“ auch ein Schönheitsideal in Deutschland ist, ist relativ neu, ich bin mit „Du siehst aus wie eine Leiche“ und „Musst mal in die Sonne gehen“ aufgewachsen. Erst in Japan kam die Erfahrung, dass Japanerin en, die nicht einmal ich als braun oder dunkel bezeichnet hätte, ihren Arm an meinen hielten und Hauttonvergleich (das weiblich-japanische Pendant zum Schwanzvergleich) machten, wobei ich immer gewinne. Und zum Thema Indien fällt mir auch gerade ein, sind das nicht die mit den Henna-Hautverzierungen? Und auf heller Haut sieht man Henna-Schmuck besser?

Gut, helle Haut ist objektiv insofern „besser“, als dass sie tendenziell schöner (=weniger Falten, gleichmäßiger Hautton etc) altert, wenn man sie eben lange genug ausreichend vor UV-Licht schützt und mit Nährstoffen pflegt, nicht raucht etc. Dunkle Haut ist dafür widerstandsfähiger, wenn die Natureinflüsse (vor allem halt Sonne) sehr harsch sind, weshalb dunkle Haut evolutionstechnisch eben lange vorherrschend war.

Mit Sicherheit wird es auch Asiaten geben, die den westlichen Lebensstil kopieren und die sind dann natürlich auch in den sozialen Medien tendenziell aktiver als Konservative. Gerade bei Indien habe ich aber das Gefühl, dass die doch sehr stark zum Beispiel an ihren Mann-Frau-Rollenverteilungen im Bollywood-Sinne festhalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

hellere Haut. Nicht "europäisch". Die sehen das ganz und gar nicht als Ziel, "europäisch" auszusehen. Das ist nur der Westen, der sich gerne immer als Referenz für alles nimmt.

Die meisten Asiaten, die eine hellere Haut haben möchten, sehen ihr ganzes Leben lang eine Hand voll Europäer, die denken kaum an "hach, ich möchte so aussehen wie die". Es sind ihre eigenen gesellschaftlichen Schönheitsstandards, das darf man nicht vergessen.

Wie schon oft erwähnt, eines der Hauptgründe ist der Wohlstand. Man muss nicht draussen Arbeiten, sondern kann an einem sicheren Ort arbeiten (oder muss gar nicht arbeiten) wie z.B. an nem Streetfood Stand etc. Früher wollte man z.B. nicht als Bauer:in abgestempelt werden mit dunkleren Haut und wird auch heute noch so in vielen Südostasiatischen Ländern empfunden leider. Das hat sich aber alles ohne Europäer entwickelt. War eher so wie "och ich möchte hellere Haut haben... so wie... wie die Person da! *zeigt auf einen Europäer*" und nicht "ich möchte wie eine europäische Person sein!".

Meine Verwandten aus Asien denken kaum an Westler wenn's um hellere Hautfarbe geht, auch wenn ich mal wieder auf Besuch in Asien bin. Hellere Haut in Asien ist eine eigene Variante, und nicht "die westliche Variante".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In Asien gibt es andere Schönheitsideale. Weiße Haut wird oft mit Wohlstand verbunden und braune Haut eher mit Landarbeit, wo man weniger verdient. So jedenfalls waren die ursprünglichen Gedanken. Aber auch heute herrschen solche Ideen noch vor. Auch wenn nicht mehr so extrem wie früher. Aber trotzdem gilt weiße Haut als schön.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bachelor in Sinologie (HF) und Geschichte (NF)

In anderen Kulturkreisen haben sich eigene Schönheitsideale entwickelt – kulturell geprägt und oft seit Jahrhunderten tief verankert. Dass viele Asiatinnen eine hellere Haut anstreben, ist gewissermaßen das Gegenstück zum westlichen Schönheitsbild, bei dem Bräune für Attraktivität, Freizeit und Wohlstand steht. Während in Europa Menschen freiwillig in die Sonne oder ins Solarium gehen, gilt in Asien dunklere Haut traditionell als Zeichen harter körperlicher Arbeit und niedrigerem sozialen Status.

Das klassische Bild: Der arme Reisbauer, der unter der Sonne schuften muss, wird braun – wer helle Haut hat, zeigt, dass er nicht im Freien arbeiten muss und gesellschaftlich „höher“ steht. Diese Vorstellung existiert in vielen asiatischen Ländern seit Langem – sie hat wenig mit europäischem Einfluss zu tun. Vielmehr überschneiden sich westliche Merkmale zufällig mit bereits bestehenden Idealen, etwa heller Haut oder feinen Gesichtszügen.

Das hat nichts damit zu tun, dass sie westlicher oder europäischer werden wollen. Es ist einfach nur ein Schönheitsideal, so wie wir oft braun werden wollen.

Früher gab es dieses Schönheitsideal auch in Europa, da die weiße Hautfarbe oft als Privileg der reicheren Bevölkerung gesehen wurde, da der Adel nicht auf dem Feld oder dem Bau arbeiten mussten, wo die Menschen der Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren.