Wieso wird Hitler als Rechtsextrem bezeichnet?

5 Antworten

Die klassische Einteilung von rechts und links ist die Unterscheidung in Konservativen, rein der Erhaltung oder der Wiederherstellung früherer Zustände dienlichen Strömungen (=rechts) und progressiven, dem Fortschritt verpflichteten Strömungen (=links). Eine zweite klassische Unterteilung ist die zwischen dem Streben nach einer Gleichheit der Gesellschaft (=links) und einer mit bewusst herbeigeführten Unterschieden und Hierarchien (=rechts).

Insofern befindet sich Hitler mit seinen Ansichten zunächst klar auf der rechten Seite, denn er war ganz eindeutig einer, der klare Hierarchien bevorzugte (Herrenmensch-Denke und ganz viel mehr) und der alte Zustände wiederherstellen wollte. Er war keinesfalls einer, der eine Gleichheit herstellen wollte zwischen allen Menschen.

Hitler hat übrigens ganz vieles gesagt und trotzdem das Gegenteil davon gemacht. Er hat den Kapitalismus vorangetrieben und ausgenutzt für seine Kriegsvorbereitungen. Er war ganz weit davon entfernt, wirklich im kommunistischen Sinne zu handeln. Ganz weit.

Ansonsten war es für Hitler schlichtweg eine Diktatur. Nicht mehr, nicht weniger. Diktaturen kann man nicht typisch links oder recht einordnen, da sich Diktaturen auf allen Seiten wiederfinden und irgendwie in allen extremistischen Strömungen.

Der Neoliberalismus wurde erst unter Ronald Reagan erfunden.

Einen "schlanken" Staat - sprich einen schwachen Staat der Unternehmen maximale Freiheit gewährt wollte Hitler ebensowenig wie Stalin.

Egal ob linke oder rechte Diktatur: Ein starker Staat ist ein Wesensmerkmal totalitärer Systeme - jedenfalls zur damaligen Zeit und heute noch in China und Russland zu sehen.

Das alleine macht Hitler und die Nazis aber ganz bestimmt nicht links, auch wenn sie sie NationalSOZIALISTEN nannten.

Sozialismus hat immer auch mit internationaler Solidarität zu tun. Das Proletariat und die Arbeiterbewegung waren immer eine internationale Bewegung.

Der Nationalsozialismus war hingegen völkisch und damit diametral dem Sozialismus entgegengesetzt. Das Wort "...Sozialismus" war also Etikettenschwindel, auch wenn die Politik der Nazis nach innen einige soziale Wohltaten und Zuckerbrot wie das "Kraft durch Freude"-Programm enthielt, dass es Arbeiterfamilien ermöglichte erstmals Urlaub zu machen.

Und Parteimitgliedern zu ermöglichen Wohnungen von geflohenen Juden für 'nen Appel und ein Ei zu kaufen ist auch kein sozialer Wohnungsbau, sondern eher damit zu vergleichen wenn eine Räuberbande das Diebesgut aufteilt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
Winterbiene  27.01.2024, 00:25

Die Grundlage der nationalsozialistischen Weltanschauung ist die Ungleichwertigkeit der Menschen, die schließlich zum Rassenwahn des NS-Regimes geführt hat. Das ist das genaue Gegenteil des linken Gleichheitsideals.

Es geht hier um einen nationalen oder "deutschen" Sozialismus. Daraus erschließt sich das Problem, dass der Nationalsozialismus eben NICHT dazu gedacht war, eine gewisse Gruppe, soziale Schicht o. ä. anzusprechen, sondern das gesamte “Volk”, das sogenannte „Volksganze“. Seine „Zielgruppe“ waren also nicht primär die Arbeiter, die Monarchisten, die Eliten oder wer auch immer. Sondern alle „Deutschen“ (oder genauer, alle, die der „arischen“ Rasse angehörten).

Wer nicht dazugehören durfte, genoss nicht einmal die gleichen Rechte. Man nannte dies höflich ausgedrückt "Gesellschaft kollektiviert", faktisch eher Rassenideologie. Diese Form der Staatsbildung und auch Legitimation des Staates aufgrund von Rassenideologie war komplett neu. Sozusagen Hitlers „Erweiterung“ im Vergleich zu Mussolinis Faschismus.

Als die Nazis noch nicht an der Macht waren, existierte in der Tat ein Flügel, der sich antikapitalistisch und revolutionär gab. Man wollte auf diese Weise die Linke für sich gewinnen. Um die Annäherung der NSDAP an die DNVP nicht zu gefährden, bemühte sich Hitler um 1930, die Vertreter des Strasser-Flügels aus der Partei hinauszudrängen. Nach mehrmaliger gezielter Diskreditierung seiner Person veröffentlichte Otto Strasser am 4. Juli 1930 den Aufruf „Die Sozialisten verlassen die NSDAP“.

Hitler ließ die Leitfigur, Gregor Strasser, aber 1934 liquidieren. Und das bedeutete auch das Ende dieser linken Strömung.

 Nach der Machtübernahme wollte Hitler "sein Volk" selbstverständlich bei Laune halten – auch durch soziale Gefälligkeiten. Diese Wohltaten änderten aber nichts an dem grundsätzlich rechtsextremen Charakter des Regimes. Die Reichstagswahl im März 1933 war die letzte wirkliche Wahl des deutschen Reichstags. Das heißt die letzte Wahl, an der mehr als eine Partei teilnahm.

Die NSDAP hatte im Vorfeld dafür gesorgt, dass für die ernsthaften Konkurrenten des linken politischen Spektrums der Wahlkampf erheblich erschwert bis unmöglich gemacht wurde. Die NSDAP holte schließlich 43,91 % der Stimmen. Damit war sie zwar der Wahlsieger, das erhoffte Ergebnis von 50%+ (nötig für die Alleinherrschaft, die Hitler anstrebte) wurde aber verfehlt – man brauchte also einen Koalitionspartner Rechnerisch möglich waren eine Zweierkoalition mit SPD (19,1 %), KPD (12,32 %), Zentrumspartei (11,25 %) sowie der „Kampffront Schwarz Weiß Rot“, einem Bündnis aus der nationalistischen DNVP und deren bewaffnetem Arm „Stahlhelm“.

 Wäre die NSDAP „links“ oder gar „sozialistisch“ gewesen, hätte sie sicherlich die Koalition mit einer der ersten beiden Parteien gesucht – zum einen wäre ja dann die inhaltliche Nähe groß gewesen (immerhin sind SPD und KPD unzweifelhaft links), andererseits wäre auch die Mehrheit mit ca. 60% besonders groß gewesen. Doch die NSDAP koalierte letztendlich mit der „Kampffront“ – die inhaltlich in etwa in der Nähe des heutigen „Flügels“ der AfD oder tendenziell noch weiter rechts stand. Das spricht ja wohl klar gegen eine „linke“ Ausrichtung.

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vanOoijen  27.01.2024, 00:43
@Winterbiene

Klasse Ergänzung.

Wer nicht dazugehören durfte, genoss nicht einmal die gleichen Rechte. Man nannte dies höflich ausgedrückt "Gesellschaft kollektiviert", faktisch eher Rassenideologie. Diese Form der Staatsbildung und auch Legitimation des Staates aufgrund von Rassenideologie war komplett neu. Sozusagen Hitlers „Erweiterung“ im Vergleich zu Mussolinis Faschismus.

Ich erkenne heute auch Strömungen in der AfD, die z.B. Transferleistungs-Empfängern das Wahlrecht aberkennen wollen. Da stimmt sogar Friedrich Merz ein, wenn er sagt: "Bürgergeld-Empfänger dürfen sich nicht als vollwertige Bürger fühlen".

Die AfD geht noch einen Schritt weiter und hat die Agenda die Leute angeblich wählen zu lassen Subventionen oder Transferleistungen zu beziehen, oder ihr Wahlrecht auszuüben.

Ein Mitteloser hat da natürlich keine Wahl. Er kann auf die Stütze nicht verzichten und somit soll er nicht mehr wählen dürfen.

Die Nationalsozialisten machten Rechte an der Rasse fest - aber nicht nur.

Politische Dissidenten und Behinderte waren ebensowenig wenig wert wie "Minderrassige".

Und heute ist es eben der Unterschied zwischen arbeitend und nicht arbeitend und zwischen arm und wohlhabend.

Das die AFD sagt: "Wir werden einen gewissen Teil der Bevölkerung verlieren...", deutet für mich auf eine ähnliche Agenda hin.

Natürlich werden heute keine Vernichrungslager geplant - Vernichtung geht heute viel subtiler.

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Als er an der Macht war in Deutschland, verstaatlichte er alle Unternehmen, trieb kleine Unternehmen in den Bankrott

nein und nein.

nichts davon stimmt.

Der Nationalsozialismus ist eine radikal antisemitischerassistischeultranationalistischevölkischesozialdarwinistischeantikommunistischeantidemokratische und antipluralistischeIdeologie

Die meisten Berührungspunkte hat er somit mit anderen faschistischen Diktaturen und nationalistischen Bewegungen der Zeit.

Es gab wohl bei ihm allenfalls Spurenelemente linken Denkens im heutigen Sinne.

Deswegen durfte seine Partei wohl auch den Anhang NationalSOZIALISTEN tragen. Wobei der soziale/sozialistische Gedanke aber nur für seine ach so nachweisbar arischen Anhänger gelten sollte.

Ich würde jedenfalls nicht bestreiten, daß er den Stempel Rechtsextrem zu Recht bekam. Seine Politik, egal wo sie wurzelte, gilt heute als das größte Fallbeispiel für Rechtsextremismus.

Ich maße mir nicht an, dies in Frage zu stellen.

-Hitler sagte, dass er den Kommunismus hasste. Und nein, er verstaatlichte so gut wie kein Unternehmen. Die blieben fast alle in privater Hand. Sozialleistungen wurden schon vorher eingeführt, sogar unter Bismarck und der war kein Sozialist. Er hat Marx verachtet und ihn in erster Linie als Juden gesehen und damit als Feind

-sicher sind nicht alle Konservative rassistisch, aber solche gibt es halt auch; die Linken machen keine rassistische Politik, denn rassistisch bedeutet immer, die eigene Gruppe der anderen Gruppen als überlegen darzustellen und nicht umgekehrt oder innerhalb der eigenen Gruppe...dafür müsste ein anderer Begriff gefunden werden. Vielleicht kannst du ja einen solchen entwickeln.

-außerdem: bei Sozialismus geht es nicht um Rassen, sondern um Klasse und Klassenkampf, während es bei Rechtsextremismus um Herkunft geht (und ich spreche nicht von Rechtskonservatismus, welches rechts von der Mitte ist und nicht weiter rechts(außen) von der Mitte, also rechtsextrem)

Hitler befürwortete keine isolationistische Politik, sondern ein expansive Politik, schließlich hat er sehr viele Länder angegriffen. Isolationisten tun so etwas nicht. Und ob das Patriotismus ist, ist auch sehr fragwürdig. Jeder Mensch sieht Patriotismus anders und Patriotismus ist mehr auf Verteidigung angelegt, was aber Hitler nicht getan hat mit seinen Angriffskriegen. Richtig ist, dass es sich bei ihm um eine Extremform von Nationalismus handelte und er Extremist war, aber mit so gut wie keinen linken Merkmalen.

Außerdem war er Sozialdarwinist (welches man in keiner Form von Sozialismus findet) und zu sehr Individualist, um reiner Kollektivist zu sein. Er hat sich lediglich manchmal bestimmter Formen des Kollektivismus bedient, um seine sozialdarwinistischen und individualistischen Ziele (Wettbewerb der Individuen innerhalb der Gesellschaft gegeneinander um Macht und den Überlebenskampf und nicht nur zwischen Nationen) zu verfolgen...genauso wie er und sein Vorgänger den Namen Sozialismus in seinen Parteinamen aufnahm, um auch um die Arbeiter zu werben.