Wieso wandern so viele Polen nach Deutschland aus?

4 Antworten

Ich kenne mich nicht so gut in Polen aus, außer das ein Kumpel immer schön berichtet: günstiger dies und jenes in Polen bekommen, er wohnt günstig an der Grenze. Meine Schwester hatte mal in Polen studiert, nebenbei Geld verdient, ist aber sehr lange her, auch DDR-Zeit noch, aus der ich das weiß.Sicher könnte man gut in Polen leben, wenn man sich da auskennt, die polnische Sprache kann. Tragisch ist deine Familiengeschichte. Oft sieht man schicke Autos mit polnischen Nummernschildern,und? Ist sicher so, das - wie unten auch schon stand in Kommentaren - Arbeiter eben nach Deutschland kommen, hier Geld verdienen und zurück nach Polen fahren, zu ihren Familien. Wieso nicht. Neid muss da auch nicht aufkommen und Redensarten: der eine nimmt dem anderen Arbeit weg, wird so auch nicht stimmen, nicht jeder, der in Deutschland lebt, will arbeiten, dazu könnten auch schwere körperliche Arbeiten gehören?! Oder im Pflegebereich?

Ganz ehrlich. Ich denke der Lebensstandard in Polen ist gleichwertig dem hier. Je nachdem, wo du lebst, lebst du hier in einer Absteige und zahlst ganz schön viel dafür, oder du hast ein Haus in Polen und das wird schön renoviert zu vernünftigen Preisen, statt hier das vielfache zu bezahlen.

Viele der Handwerker die ich kennengelernt habe in der Renovierungsphase unseres Hauses waren Polen. Und sie kamen nur zum Arbeiten oder aushelfen hierher und gingen danach sehr glücklich nach Hause in die Heimat, andere hatten hier eine Firma und lebten in Deutschland und Polen zu etwa gleichen Teilen.

Wenn man Geld hat, ist es in Polen wohl noch viel schöner und man bekommt viel mehr für sein Geld als hier. Wenn Geld keine Rolle Spielt, dann ist es überall schön bzw. man kann es sich schön machen.

Zu meinen Polen hätten kein Geld oder könnten sich nichts leisten ist ganz schön Naiv. Einige leben viel besser als manche hier.

Lavendel311 
Fragesteller
 22.06.2023, 11:01

Sorry, hab aussversehen nicht hilfreich geklickt. Sorry.

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Um was geht es hier?

Um den "schlechten" Vater oder um das Leben in Polen?

Hier hast du mal einen Ländervergleich.

https://www.laenderdaten.info/laendervergleich.php?country1=POL&country2=DEU

Insgesamt steht Deutschland schon besser da und es bleibt doch deinem Vater überlassen wo er wohnt. Den Polen geht es nicht mehr wirklich schlecht, nur die Arbeitslosigkeit ist eben noch höher. Und insgesamt bewegt sich Polen zwar nach vorne, nur profitiert eben auch nicht Jeder davon und die Politik muss man halt auch mögen.

Natürlich ist es nicht schön, dass er die Familie verlassen hat. Nur daran kann man jetzt auch nichts mehr ändern.

Die Auswanderung von Polen nach Deutschland hat eine recht lange Tradition. Im Ruhrgebiet wirst du recht viele polnische Nachnamen finden - Ruhrpolen, die im Kaiserreich aus dem deutsch besetzten Teil Polens kamen, um Arbeit zu finden.

Dann gab es nach dem 2. Weltkrieg etwa 14 Millionen Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten und bis in die 90er viele hunderttausend Spätaussiedler. Von denen waren sicher einige aus zweisprachigen Ehen oder assimiliert. Manche Gebiete wie Masuren, Ostoberschlesien oder Westpreußen waren sehr gemischt. Gesetzlich reicht, glaube ich, schon eine deutsche Großmutter für die deutsche Staatsbürgerschaft nach Heimatvertriebengesetz.

Wie es im Kommunismus war? Wenig Ahnung. Sicherlich schlechter als in der DDR, mit viel Abhängigkeit von Moskaus Gnaden und deren Gas-/Öllieferungen. Ich bezweifle, dass die Grenzen gen Westen außer für Spätaussiedler offen waren.

Soweit mir bekannt, hat sich die wirtschaftliche Lage erst seit dem EU-Beitritt und der Grenzöffnung stark angepasst. Inzwischen gibt es sogar einige Ost-Grenzgänger, etwa um Stettin, Frankfurt-Dammvorstadt oder Görlitz (das sind de facto geteilte Städte).

Aber vor allem in Ostpolen ist nach wie vor der Lebensstandard "niedriger" (BIP, BSP, Kaufkraft, Arbeitszeit pro Brot/Handy/Auto...).

Vor allem in Südeuropa ist Arbeitslosigkeit ein massives Problem.

Auch der Niedergang der Kohleindustrie hat wie in Sachsen sicher ganze Landstriche veröden lassen. Ein Glück für das Klima.

Frag dich lieber: braucht man das? Benötigt man unbedingt das neueste Handy? Ein Auto? Markenkleidung aus den USA? Lohnt es sich nur dafür auszuwandern? In ein fremdes Land, mit fremder Sprache, Kultur, höheren Preisen und gar Rassismus?

Oft ist es eher so, dass nur z. B. der Vater wenige Monate bis Jahre auswandert, um zu arbeiten. Das ist in vielen Ländern von Polen, Bulgarien bis Georgien der Fall. Als LKW-Fahrer, Handwerker, Pflegerin, Erntehelfer oder gar Schlächter. Oft ist das Lohngefälle schon groß genug, um sich davon ein Haus und kleines Auto zu leisten.

Diese ausgewanderten Polen - oft in der 4. Generation - sind heutzutage ein Druckmittel der nationalistisch verbrämten PiS, die unbedingt eine Anerkennung als Minderheit und Polnischunterricht durchdrücken will.

Fazit: die Umstände (notwendiger und überflüssiger Lebensstandard, Volkszugehörigkeit) sind höchst individuell.