Wieso sollte das intelligenteste oder das bestangepassteste Tier (auch unter anderem die Menschen) in der Evolution seine Gene weitergeben?

3 Antworten

Du darfst der Evolution keine Absicht unterstellen. Evolution ist kein gerichteter Prozess. Sie plant und sie lenkt nicht und sie "will" auch nicht, dass sich nur die am besten Angepassten fortpflanzen und ihre Gene weitergeben. Evolution ist maßgeblich vom Auftreten von Mutationen abhängig und die passieren zufällig. Kein Lebewesen und auch nicht die Evolution kann beeinflussen, wann und in welcher Form eine Mutation auftritt.

Was passiert, ist, dass einige Individuen zufällig besser an ihre Umgebung angepasst sind, deshalb erfolgreicher überleben und infolgedessen eine höhere Fortpflanzungsrate erreichen können. Das heißt nicht, dass die Evolution "will", dass nur die am besten angepassten Individuen sich vermehren. Das Gegenteil ist der Fall. Alle Individuen sind bestrebt, ihre eigenen Gene weiter zu geben, auch die weniger gut angepassten. Das gelingt ihnen aber nicht so erfolgreich. Ein Beispiel: manche Damhirsche haben ein weißes Fell statt eines braunen Fells. Auch ein weißer Hirsch will sich fortpflanzen und wenn man ihn lässt, tut er das auch. In der Natur ist ein weißes Fell aber auffälliger, sodass ein weißer Hirsch wahrscheinlich eher von einem Beutegreifer entdeckt und erbeutet wird und ein weißer Hirsch wird es im Magen eines Wolfes nun mal sehr schwer haben, seine Gene noch weiter zu geben. Ein brauner Hirsch ist besser getarnt und wird deshalb eher überleben und sich fortpflanzen. Manchmal gelingt es einem weißen Hirsch aber doch zu überleben und dann wird er sich fortpflanzen. Gründe dafür können vielfältig sein. Etwa könnte der weiße Hirsch seinen Nachteil ausgleichen, indem er wachsamer ist oder in eine Region abwandert, wo es weniger Raubtiere gibt. Oder die Umwelt ist so gestaltet, dass es kein Überlebensnachteil ist, wenn man weißes Fell hat. Wenn der Hirsch z. B. auf einer raubtierfreien Insel geboren wird, ist es egal, ob er weiß, braun oder grün mit roten Punkten ist. Solange kein Selektionsvorteil besteht, wird das betreffende Merkmal nicht aussortiert werden, sondern bleibt in der Population erhalten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
jsixt 
Fragesteller
 12.05.2023, 14:36

Wieso geht es aber um fressen und gefressen werden?

Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz und das kann man jederzeit beobachten, sonst wären wir immer noch Einzeller

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Darwinist  12.05.2023, 14:50
@jsixt
Wieso geht es aber um fressen und gefressen werden?

Weil Lebewesen Nahrung aufnehmen müssen, sonst sterben sie. So ist das nun mal bei thermodynamisch offenen Systemen.

Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz und das kann man jederzeit beobachten, sonst wären wir immer noch Einzeller

Nein, tut sie nicht. Evolution strebt nach gar nichts. Weder nach höherer Intelligenz, noch nach höherer Komplexität oder Fortschritt. Einen angeblichen Evolutionstrend in diese Richtungen kann man in der Natur auch nicht beobachten. Einzeller gibt es schließlich immer noch auf der Erde und sie sind bis heute erfolgreich.

Man darf hier nicht den Fehler begehen isolierte Linien zu betrachten. Nur weil in unserer Evolutionslinie tatsächlich die Intelligenz zunahm, gilt das nicht für das Leben allgemein. Das. Ergebnis der Evolution ist keine gerade Linie, die vom Einzeller zum Homo sapiens führt, sondern ein weit verzweigter Baum mit schätzungsweise 8 Mio. Ästen, die alle ganz unterschiedliche Entwicklungsverläufe nahmen. Ich könnte dir auf Anhieb sogar mehrere Evolutionslinien benennen, bei denen das Gefenteil passiert ist, also dass die Komplexität wieder abnahm. Höhlenfische verloren ihre Augen, Bandwürmer haben ihren kompletten Verdauungstrakt wieder abgeschafft, manche Vögel wie der Strauß haben das Fliegen wieder aufgegeben, es gibt sogar einige einzellige Eukaryoten, die sekundär ihre Mitochondrien verloren haben. Aber auch diese Beispiele kann man nicht isoliert sehen. Das Bild der Evolution ist und bleibt ein Baum, bei dem kein allgemeiner Entwicklungstrend erkennbar ist.

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jsixt 
Fragesteller
 12.05.2023, 15:01
@Darwinist

Ja aber was soll dann das Ganze hier?

Verstehe den Sinn einfach nicht.
Auch, wenn es rein physikalisch alles abläuft aber ein wenig Sinn müsste es doch im Universum geben.

Wieso soll es uns geben und wieso gibt es immer wieder radikale Mutationen die alles tun um zu bestehen sodass riesige hochkomplexe Tiere (wie damals auch Dinosaurier) entstehen? Unsere Zellen sind quasi am kämpfen und sehr bewusst was aus tun, auch eine Spinne kämpft um ihr Leben um nicht zu sterben. Sehr komisch alles

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VanLorry  13.05.2023, 15:07
@jsixt
Verstehe den Sinn einfach nicht.

Es gibt keinen. "Sinn" würde ein geplantes Vorgehen, ein Ziel voraussetzen.

Unsere Zellen sind quasi am kämpfen und sehr bewusst was aus tun,

Nein, nicht "bewusst" und auch nicht wirklich zielgerichtet. Du meinst vermutlich den Überlebensinstinkt, den es bei Individuen von höheren Lebewesen gibt? Auch das ist wohl nur zufällige Evolution. Irgendwas hatte sich irgendwann in gefahrensituationen so verhalten, dass es eher überlebt hatte. Alle anderen sind halt umgekommen. Also hat sich die Eigenschaft "hat Überlebensinstinkt" durchgesetzt - weil es eben beim Überleben einen Vorteil bietet.

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jsixt 
Fragesteller
 13.05.2023, 15:20
@VanLorry

Ja aber wieso wollen sie überleben, wieso gibt es diesen Instinkt sowie Mutationen ständig und Sektionen? Das doch mal zu beantworten wäre doch interessant als immer das gleiche zu wiederholen

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VanLorry  13.05.2023, 15:24
@jsixt

Das "Überleben wollen" ist im Prinzip genauso eine zufällige Eigenschaft, wie jede andere auch. Aber im Gegensatz zu z.B. "den ganzen Tag schlafen wollen" hilft sie dabei besser, nicht so schnell gefressen zu werden.

Und "im Prinzip" deshalb, weil allein schon das "wollen" eine gewisse Evolution des Nervensystems/Hirns voraussetzt.

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VanLorry  13.05.2023, 15:28
@jsixt

Ergänzung zu "Überleben wollen" - es gibt bestimmte Hirnverletzungen, die beim Menschen quasi den Überlebensinstinkt abschalten. Diese Menschen erkennen Gefahren nicht, bzw. bewerten sie nicht (bzw. neutral). Dieses Gehirnareal hat sich durch die Evolution in dieser Weise entwickelt - es ist im Prinzip nur eine bestimmte "Software Funktion", die sich als nützlich herausgestellt hat.

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jsixt 
Fragesteller
 13.05.2023, 16:09
@VanLorry

Ja die Funktion dahinter ist verständlich aber wieso gibt es sowas in der Natur? Wieso Mutationen und wieso entwickelt sich sowas damit andere erst überleben?

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VanLorry  13.05.2023, 16:19
@jsixt

Mutationen entstehen aufgrund der Physik: durch Strahlung (Kosmische Strahlung, (natürliche) Radioaktivität) oder durch simple DNA Kopierfehler wird die Erbsubstanz verändert. In den meisten Fällen beleibt das folgenlos und in vielen Fällen stirbt die neue Zelle einfach ab. Aber manchmal verändern sich halt dadurch Eigenschaften. Passiert das über Generationen hinweg ausreichend oft, hat man irgendwann vielleicht komplett neue Eigenschaften.

Das ist alles. Wenn diese neuen Eigenschaften einen Vorteil bieten und die Individuen nicht so häufig sterben - dann können solche neuen Eigenschaften an folgegenerationen weitergegeben werden. Wenn diese Eigenschaften keinen Vorteil bieten oder gar negativ sind, sterben statistisch solche Individuen eher und die Chance auf Fortpflanzung und somit auf Weitergabe der Eigenschaft, wird geringer.

Evolution hat kein "Ziel" und schon gar nicht "das Überleben" als Ziel. Leben ist einfach da und wenn es in einer bestimmten Umwelt existieren kann, überlebt es. Wenn es das nicht kann, naja, dann stirbt es.

Evolution ist kein aktiver Prozess. Sie ist das Ergebnis von Prozessen in der Umwelt.

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Darwinist  13.05.2023, 16:27
@jsixt
Ja aber wieso wollen sie überleben,

Wollen die Lebewesen das? Manche Spezies vielleicht, es gibt aber viele Beispiele dafür, dass dem nicht so ist. Was die Lebewesen wollen, ist die eigenen Gene weiter zu geben. Denn was im Reich des Lebens "unsterblich" ist, sind die Gene. Du hast deine Gene von deinen Eltern und du gibst sie irgendwann an deine eigenen Kinder weiter. Die Weitergabe der Gene zählt, nicht das Überleben des Körpers. Lachse und viele andere Fische sterben nach der Ablage der Eier, es gibt sogar Spinnenarten, die sich vom eigenen Nachwuchs auffressen lassen.

wieso gibt es diesen Instinkt sowie Mutationen ständig

Instinkte sind nichts anderes als genetische Verhaltensprogramme. Über sie "zwingen" unsere Gene uns in gewisser Weise dazu, alles für ihre Ausbreitung zu tun. Siehe hierzu Richard Dawkins' Theorie der egoistischen Gene.

Mutationen sind nicht planbar, sie geschehen zufällig. Eine Ursache ist, dass unsere DNA-Polymerase beim Kopieren der DNA (DNA-Replikation) manchmal Abschreibfehler macht; in etwa so wie wenn du dich hin und wieder beim Abschreiben eines Textes verschreibst. Auch Strahlung und Gifte können die DNA chemisch verändern. Und schließlich spielen die Effekte der Quantenmechnik (Protonen-Tunneln) noch eine Rolle.

und Sektionen?

Du meinst Selektion? Selektion ergibt sich ganz einfach dadurch, dass bestimmte Mutationen in einer ganz konkreten Umwelt vorteilhafter sind. Dahinter steckt kein Plan. Machmal tritt bei einer hypothetischen Tierart z. B. eine Mutation auf, die das Fell etwas länger werden lässt. Wenn das Klima kälter wird, ist die Mutation ein Vorteil weil ihre Träger eher überleben als solche mit kurzem Fell.

In der Jungsteinzeit sorgte eine Mutation des Lactasegens dafür, dass ihre Träger im Erwachsenenalter weiterhin Milchzucker verdauen konnten. Das hatte vorher keine Rolle gespielt, weil Milch bei den Jäger-Sammler-Vorfahren keine Rolle spielte. Nun begann der Mensch aber mit Ackerbau und Viehzucht und plötzlich war die Mutation ein echter Vorteil. Es brauchte nur 120 Generationen, bis sich die Mutation im gesamten europäischen Raum ausgebreitet hatte. In Europa haben je nach Region etwa 70 bis 95 % der Bevölkerung diese Genmutation in sich.

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jsixt 
Fragesteller
 13.05.2023, 16:38
@Darwinist

Ja alles macht Sinn aber wie kann durch Mutationen riesige Tierarten entstehen (Dinosaurier oder der Mensch z.b) und warum sollte sowas entstehen? Die Zellen/Gene/Selektion und Mutationen..? Was soll das alles? Hat es vielleicht was mit Entropie im Universum zu tun? Die Theorie dissipativer Struktur? Alles im Universum strebt dem Zustand maximaler Entropie zu oder was? Hab ich mal im Unterricht gehabt

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jsixt 
Fragesteller
 13.05.2023, 16:38
@VanLorry

Ja alles macht Sinn aber wie kann durch Mutationen riesige Tierarten entstehen (Dinosaurier oder der Mensch z.b) und warum sollte sowas entstehen? Die Zellen/Gene/Selektion und Mutationen..? Was soll das alles? Hat es vielleicht was mit Entropie im Universum zu tun? Die Theorie dissipativer Struktur? Alles im Universum strebt dem Zustand maximaler Entropie zu oder was? Hab ich mal im Unterricht gehabt

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Darwinist  13.05.2023, 17:16
@jsixt
und warum sollte sowas entstehen?

Weil es entstehen kann. Es muss nicht passieren, aber es ist möglich.

Was soll das alles?

Noch einmal: nichts. Evolution plant nicht und hat kein Ziel. Sie passiert einfach. Punkt.

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Die Evolution "will" nichts. Das ist etwas passiert, als Resultat dessen, dass jedes Lebewesen vor sich hin lebt.

Jedes Lebewesen versucht zu überleben und pflanzt sich so gut fort, wie es unter den gegebenen Bedingungen und mit der gegebenen Anpassung daran eben möglich ist. Dass dabei die besser angepassten Lebewesen erfolgreicher sind und sich gegenüber den weniger gut angepassten durchsetzen, ist die logische Konsequenz daraus. Und diese Konsequenz ist die Evolution.

Es gibt auch kein perfekt angepasstes Lebewesen. Weil sich die Umweltbedingungen mitsamt Fressfeinden und Nahrungsangebot ständig ändern. Was heute noch eine perfekte Anpassung ist, kann morgen das Überleben gefährden.

jsixt 
Fragesteller
 12.05.2023, 14:37

Wieso geht es aber um fressen und gefressen werden? 

Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz und das kann man jederzeit beobachten, sonst wären wir immer noch Einzeller

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RedPanther  12.05.2023, 14:43
@jsixt
Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz

NEIN!

Die Evolution strebt nirgendwohin!

und das kann man jederzeit beobachten, sonst wären wir immer noch Einzeller

Erzähle doch mal, woran du beobachten kannst, dass die Evolution etwas bewusst steuert oder anstrebt. Bitte.

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RedPanther  12.05.2023, 14:59
@jsixt
Wieso geht es aber um fressen und gefressen werden?

Ganz einfach: Wer ausreichend Nahrung findet und nicht vorzeitig von einem Fressfeind gefressen wird, wird über seine Lebensspanne eine Reihe an Paarungsakten haben und sich dementsprechend erfolgreich fortpflanzen.

Und wer bei der erstbesten Nahrungsknappheit einfach verhungert oder vom erstbesten kleinen Raubtierchen gefressen wird, bevor er auch nur einen einzigen Paarungsakt vollzogen hat, der vererbt seine Gene halt nicht weiter.

Das Resultat daraus ist, dass die Tierarten, deren Individuen reihenweise zu dumm zur Nahrungssuche sind oder die einen hungrigen Säbelzahnztiger mit einem Plüschtier verwechseln, aussterben. Und die Tierarten, deren Individuen solche Dummheiten nicht begehen, sich immer weiter vermehren und verbreiten. Das ist Evolution.

Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz

Auch nicht unbewusst.

Schaue dir mal die Arten an, die schon am längsten in genau der Form existieren:

  • Quallen: ca. 600 mio. Jahre alt.
  • Pfeilschwanzkrebse: ca. 440 mio. Jahre alt.
  • Haie: ca. 350 mio. Jahre alt.

Alles keine besonders intelligenten Lebewesen. Aber: Es gibt sie schon 1000x so lange wie den Menschen...

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Die Evolution soll nichts und will nichts.

Die Evolution findet statt so lange es Leben gibt auf diesem Planeten und hat kein Ende und kein Ziel.

Herausragende Intelligenz ist eine Mutation.

jsixt 
Fragesteller
 12.05.2023, 07:15

Anscheinend geht es um fressen und gefressen werden also „will“ die Natur dass der beste weiterkommt und sich weiterentwickelt, sonst gäbe es heute nicht so große hochkomplexe Tiere

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14Loki18  12.05.2023, 07:53
@jsixt

Nein, da ist kein "Wille".

Es finden permanent Mutationen statt. Wenn diese Mutation das Überleben in der derzeitigen Umwelt erleichtert wird sich der Mutant stärker vermehren und seine Mutation weitervererben bis sie zur Norm wird. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Inselverzwergung. Sie ist bereits seit den Saurier nachgewiesen, ist heute nachweisbar und es gab sie auch bei uns Menschen, den Homo florensis.

https://de.wikipedia.org/wiki/Inselverzwergung

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jsixt 
Fragesteller
 12.05.2023, 14:37
@14Loki18

Ja aber Wieso geht es aber um fressen und gefressen werden? 

Die Evolution strebt trotz dessen unbewusst immer schon nach höhere Intelligenz und das kann man jederzeit beobachten, sonst wären wir immer noch Einzeller

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14Loki18  12.05.2023, 14:39
@jsixt

Das ist schlicht Unsinn. Egal ob Du das begreift oder nicht.

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