Wieso scheinen manche Menschen nach einer Trennung so fremd?
Warum ist ihr Charakter plötzlich komplett verändert? Von einer Minute zur Nächsten erkennt man diese Person nicht wieder. Ist euch das mal so ergangen oder ward ihr selbst die Person, die dann so ganz anders war?
11 Antworten
Ich denke, dass sich beide Seiten nach einer Trennung verändern. Auch kommt es darauf an, von was für einem Menschen man sich getrennt hat.
In meinem Fall war ich diejenige, die sich getrennt hat.
Mir war von vornherein klar, dass er, ein narzisstischer Psychopath, diese Trennung und meinen Auszug nicht akzeptierte und einfach so hinnahm. Vernünftige Gespräche waren mit ihm ohnehin nie möglich/möglich gewesen, er war voller Wut und Hass, was er mit seiner überheblichen Selbsteinschätzung immer wieder dem Jugendamt bzw. meinem Anwalt wie auch dem Gericht mitteilte. Während einem Telefonat zwischen mir und dem verhandelnden Richter (Ich wollte den anberaumten Termin verlegen lassen), sprach dieser sich dahingehend aus, dass „wir hier nicht von einem normalen Menschen reden, wenn wir von ihrem Mann reden“. Hauptsache er konnte seine Sicht der Dinge ohne Rücksicht auf sein Kind und Verluste durchsetzen.
Es folgten unzählige Klagen wegen angeblichem Diebstahl, Sorgerecht, Umgangsrecht, Aufenthaltbestimmungsrecht, Unterhaltszahlungen usw.
Er ließ meine Tochter und mich eine Woche lang durch Privatdetektive observieren, was ich jedoch bereits am zweiten Tag bemerkt hatte.
Ich wiederum war in kleinster Weise an etwaigen Auseinandersetzungen interessiert, denn ich wollte mit meiner Tochter einfach nur in Ruhe leben.
Dieses „Spiel“ lief 13 Jahre so. Mittlerweile sind wir seit 24 Jahren getrennt, seit 21 Jahren geschieden, aber in meinen Gedanken ist alles noch so realistisch, als ob es gestern gewesen wäre.
Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein, denn es macht einen riesen Unterschied ob z.B.:
...man einen Tag zusammen war und sich entschuldigt für ein Versehen
... man nach vielen Jahren mit der besten Freundin durchbrennt und die Kinder mitnimmt ohne ein Wort dazu zu sagen
Im zweiten Beispiel ist es absolut nachvollziehbar, wenn sich der Charakter Beider, insbesondere der Verlassenen, verändert.
Worauf beziehst du dich? Geht's um den Blick auf den Ex-Partner oder den Blick als Außenstehender auf einen frischen Single?
Bei erstem liegt es daran, dass in jeder Beziehung irgendwann die rosarote Brille verschwindet und man den Partner klarer sieht. Zudem verstellen sich Menschen gerade am Anfang der Beziehung noch und lassen ihre wahres Ich erst nach und nach durchsickern. Und viele verändern sich in der Beziehung auch, vor allem wenn diese lang st.
Hinzu kommt, dass der Grad zwischen Liebe und Hass sehr schmal sein kann. Gerade im Fall einer Trennung, die ja meist nunmal nicht grundlos erfolgt, wird dieser Grad manchmal überschritten. Entweder, weil man sich so weit auseinandergelebt hat oder so unschöne Dinge vorgefallen sind, dass man sich nicht mehr riechen kann - oder weil man all die Ängste, Zweifel und Co. die man während einer Trennung durchlebt, auf den ehemaligen Partner projektiert.
Im zweiten Fall liegt das daran, dass man sich nach einer Trennung oft neu erfindet. Vor allem, wenn dieser eine lange Beziehung vorausging. Oft war man im dieser Zeit so verwoben mit dem Partner, dass es das alte vor-der-Beziehung-ich so nicht mehr gibt. Und wie gesagt, man entwickelt sich nunmal auch weiter, gerade durch negative Erfahrungen wie es unglückliche Beziehungen sein können.
Oft beendet man diese ja nicht sofort, man hält daran fest, auch wenn man unglücklich und hilflos dabei zusehen muss, wie alles um einen herum zerfällt. Was man oft erstmal versucht zu verleugnen und zu verheimlichen. Sowas geht nicht spurlos an einem vorrüber. Man geht da oft praktisch in Scherben raus und muss sich wieder neu zusammensetzen.
Der innerliche Rückzug ist eine Schutzreaktion, ein Mechanismus, um den Verletzungen und Enttäuschungen entgegenzustehen, und sich nicht sehr verletzlich zu zeigen.
Deshalb passiert oft eine 180 Grad Wende, um den Partner nicht mehr Zugang zu seinem Inneren zu verschaffen und auch um Abstand zu gewinnen.
Sie sind mit sich und der Trennung beschäftigt, und distanzieren sich oft auch von ihren Umfeld, bis sie die Trennung verarbeitet haben.
Das ist nicht selten weil mit der Trennung die rosarote Brille wegfällt und man diese Menschen zum ersten Mal wirklich klar sieht.
Manche fühlen sich auch befreit und verhalten sich so wie sie sich als Single immer verhalten oder so wie sie sich in der Beziehung nicht verhalten konnten (was sie dann nachholen wollen).