Wie ist das Erziehen von einem Kind?

6 Antworten

Es ist komplex....

Erst einmal einen Schritt nach dem anderen. Sich gut überlegen ob man das Kind behalten kann und möchte - oder nicht.

Die Säuglingspflege: Es gibt Bücher zu dem Thema, es gibt Kurse, man kann sich nach der Geburt auf der Wöchnerinnenstation (falls man dort entbunden hat) Ratschläge geben lassen. ...

Insgesammt kann man Kinderpflege und Erziehung zusammenfassen mit:

  • man wächst hinein, die eigenen Belastungsgrenzen erweitern sich nach und nach im Laufe des Älterwerdens des Kindes. Man passt sich an.
  • niemand ist vom ersten Moment an allwissend, unfehlbar, perfekt organisiert.

Mit der Zeit lernt man Ratschläge/ Meinungen anderer gedanklich zu sortieren. Manches nimmt man an, manches schätzt man als überholt ein und lässt es deshalb beiseite.

Es ist eine Lebensaufgabe wie es nur wenige sonst gibt.

Du startest komplett ins kalte Wasser und musst im Fluss schwimmen lernen. Das Kind wächst und entwickelt sich und du wächst und entwickelst dich mit den Aufgaben.

Am Anfang ist meist die Überforderung groß und der Schlafmangel auch. Das gibt sich aber nach ein paar Monaten weitgehend. Bleibt aber die ersten Jahre immer wieder Thema.

Mit der Zeit wird es einfacher und schwieriger zu gleich. Du lernst dein Kind immer besser kennen und es lernt immer mehr sich auszudrücken und wird selbstständiger. Gleichzeitig werden die Anforderungen schwieriger und die Probleme des Kindes größer.

Ist am Anfang eine volle Windel, ein leerer Magen oder Blähungen das größte Problem, geht es später darum Gefühle zu begleiten, Sprache zu fördern, Freundschaften zu fördern und Bruch von Freundschaften aufzufangen, Pubertät, Schule, Ausbildung etc. Das Kind immer mehr loslassen und trotzdem erreichbar bleiben.

Es gibt den Spruch: kleine Kinder, kleine Probleme, große Kinder, große Probleme.

Die Herausforderung ist, dass du die nächsten 18 Jahre für das Kind verantwortlich bist, dich anfangs 24/7 kümmern und Entscheidungen für und über das Kind treffen musst. Dabei wirst du knallhart mit eigenen Prägungen und denen deiner Familie konfrontiert.

Dabei gibt es bei jeder Lebenslage meist mehr Meinungen anderer Leute dazu was richtig ist, als dir lieb sein kann und die meisten Meinungen werden dir ungefragt aufgedrängt. Es gibt Dutzende Ratgeber Bücher und der Großteil davon ist Mist oder für dich unpassend. Leider musst du erst rausfinden welches passt.

Es ist eine riesige konstante Herausforderung aber es lohnt sich auch. Nicht finanziell (ruinös!) aber emotional.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Vater eines Kindes von 2 Jahren

Erziehung ist schwer. Grade in der heutigen Zeit. Ich bin zwar keine richtige Mutter, aber ich bin seit über 20 Jahren Erzieherin und sehe womit sich die Familien so rumschlagen müssen.

Zunächst mal, es gibt keine perfekte Mutter. (Kann ich sagen, weils auch keine perfekten Erzieher gibt) Man will immer das Beste fürs Kind aber es gibt Faktoren die einem das erschweren.

Hüte dich vor Mutter Gruppen, Mutter Foren oder sonstige Social Media Bereiche wo du auf andere Mütter triffst. Du bist in ihren Augen immer eine Rabenmutter und sie sind heilige. Alles was du machst wird in ihren Augen falsch sein und ihr Kinder sind sowieso besser und viel weiter als dein Kind. Es ist immer viel Drama und Verunsicherung in solchen Gruppen.

Schaffe dir ein Netzwerk von Menschen die dir in der Not helfen. Großeltern, Tanten und Onkel, Freundinnen..... es wird die Zeit kommen, da wirst du sie brauchen.

Lege dir Nummern zurecht.
Notruf, Polizei, Giftnotruf; WochenendPraxis
Wo ist das nächste Krankenhaus
Hausarzt, Kinderarzt
Psychologe/Seelsorge

Ich kann dir nicht sagen was eine gute Mutter erfüllen muss, aber ich kann dir sagen, was ein Kind braucht.

Ein Kind braucht Zuwendung, Zärtlichkeit, investierte Zeit. Ein Kind braucht Grenzen und Regeln und Konsequenzen. Ein Kind sollte auf Augenhöhe angesprochen werden und nicht von oben herab. Es sollte eine Erziehungspartnerschaft geben. Sei dir im klaren, dass dein Kind nicht dir gehört. Es ist ein eigenständiger Mensch der irgendwann dein Haus wieder verlassen wird. Ermögliche diesem Kind dass es sein Leben in Zukunft bestmöglich alleine bewältigen kann. Mache mit dem Kind auch mal ungewöhnliche Sachen. Sachen die nicht kindtypisch sind (wenn es älter wird) aber doch lehrreich. Ein Ja sollte immer ein Ja bleiben und ein Nein sollte immer ein Nein bleiben. Hüte dich vor Ausnahmen. Denn die wird das Kind dann immer einfordern. Wenn das Kind in der Lage ist zu sprechen, solltest du das Kind an möglichen Regeln und Konsequenzen beteiligen. Wenn das Kind etwas macht das nicht OK ist rede mit dem Kind drüber. Findet gemeinsam eine Regel und eine mögliche Konsequenz was passiert wenn die Regel nicht eingehalten wird. Erst wenn das Kind die Konsequenz kennt kann es sich selber entscheiden, ob das Kind diese Grenze überschreiten will oder nicht. Manchmal überschreitet das Kind dann doch die Grenzen, weil es sehen will wie weit es gehen darf. Die Konsequenz darf danach nicht als Ausnahme weggelassen werden, denn genau da weiß das Kind das es dort bei dir ansetzen kann. Nicht wundern wenn dein Kind zuhause über Tisch und Bänke geht und in der Kita und Schule zum Musterknaben wird. Das bedeutet, du hast das Kind gut erzogen. Zuhause kann sich das Kind fallen lassen und Blödsinn machen ohne dass es verurteilt wird, oder sich lächerlich macht. Das Kind weiß, zuhause ist eine sichere Basis. Es weiß auch, dass man sich in einem gewissen Rahmen zusammenreißen muss wenn man wo anders ist und das woanders nicht zuhause ist. Gedanken solltest du dir machen wenn es andersrum der Fall ist.

Mutter und Vater und weitere Betreuungspersonen der Familie müssen auf einem Nenner sein. Alle müssen den selben Stand haben was Regeln und Konsequenzen betrifft weil sonst wendet sich das Kind an die Person die einknickt und die anderen sind dann abgeschrieben.

Wovor du dich auch hüten solltest sind Mütterratgeber. Jeder hat Ideen was gut ist viele sagen aber Gegenteiliges aus und warnen vor anderen Ideen weil das ja falsch sein könnte. Das kann mitunter mürbe machen und verwirrend sein.

Jedes Kind ist einzigartig. Was bedeutet, es gibt kein Patentrezept. Selbst das was ich geschrieben habe kann in Teilen anders sein. Wenn ich jedes Jahr neue Kinder bekomme dauert es immer eine Zeit lang, bis ich erkenne, was das Kind braucht und wo es hinsteuert. Es ist aber eine andere Ebene als die Ebene zwischen Mutter und Kind. Ich muss das Kind nur an den Rahmen "Kita" gewöhnen. Das mit den Regeln was ich oben geschrieben habe, das übernehme ich in der Kita 1 zu 1. Das heißt, die Kids wissen bei mir immer woran sie sind und wie weit sie gehen können. Das lernen sie meist schon im ersten Kitajahr. Kleines Beispiel dazu ist das Einkaufen.

Wir gehen im neuen Kitajahr irgendwann vor Weihnachten Einkaufen um Plätzchenteig zu machen. Ich gehe mit der gesamten Truppe. 19 Kinder. Du hast sicherlich schonmal Kinder beim Einkaufen erlebt. Ich erlebe das jedes Jahr einmal und zwar meistens von einem Kind, dass zuhause keine Grenzen gesetzt bekommt und meint sie in der Kita austesten zu müssen. Ich erkläre den Kindern vor dem Laden: Wir sind leise, die anderen Leute wollen in Ruhe einkaufen. Keiner rennt durch den Laden, weil man sich selber, irgendwelche Gegenstände oder andere Menschen verletzen kann. Wir schauen mit den Augen, nicht mit den Händen. Wenn jemand anfängt zu plärren oder betteln gehen wir.

Das sind die Regeln. Jedes Jahr gibt es mindestens ein Kind, welches im Laden anfängt zu Plärren und zu betteln oder sich hinzuwerfen. Mit den Kollegen des Ladens ist meine Aktion schon abgesprochen. Ich komme jedes Jahr. Die Kids wissen von meiner Ansprache, wenn das passiert, dann gehen wir aus dem Laden und kaufen nicht ein. Und genau das passiert. Wir gehen wieder zurück und der Vormittag ist vergeudet. Denn der Einkauf ist von mir so getaktet, dass man hinterher nicht mehr spielen kann, sondern das man sofort ins Mittagsband über geht. Die Gruppe erzieht sich danach selbst und die Regeln wird behalten. Denn was passiert danach? Die Kids sind sauer. Es wurde nichts für den Plätzchenteig geholt. Wir gehen ohne Einkauf zurück und die Kids haben danach nicht mal mehr Zeit zum Spielen und es ist die Schuld dieses einen Kindes. Die Gruppe wendet sich nach dem Essen vom Kind ab und die sind sauer. Klingt erstmal hart, aber das Kind kommt so ins Nachdenken. Beim nächsten Einkauf wird dieses Kind das erste sein welches die Hand hebt wenn ich nach den Regeln frage.

Sie wissen woran sie bei mir sind und wissen aus dieser einen Sache, dass ich auch andere Konsequenzen wahr machen werde, wenn etwas schief läuft. Dadurch habe ich eine Gruppe, die zwar mal den Gruppenraum im Chaos hinterlässt, aber sonst händelbar ist. Und das gute ist, wenn ich ausfalle (Urlaub/Krankheit) dann übernimmt eine Kollegin und da gelten die selben Regeln. Es wird also keine Ausnahme geben wenn ich nicht da bin.

Hab keine Angst, zieh dein Ding durch und sei immer auf Augenhöhe und liebevoll, dann bist du auf einem guten Level. Und lass dich von anderen nicht verrückt machen. Du weißt jetzt, es gibt keine Perfekten Mütter, keine Patentrezepte, also Augen zu und durch.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

flunra39  20.04.2025, 14:46

Leider schreibst du viel zu oft: "man muss"(..das und das tun) oder: "alle müssen"(..übereinstimmen) oder: "so ist es immer" oder: "so sind die Regeln" usw.

Die Realität ist differenzierter: Man kann - und sollte ! -sich immer auch für eigene Entscheidungen nach eigenen Überzeugungen offen halten.

HarmonyZ  20.04.2025, 03:10

Die FS ist 15 und ohne Partner

Es ist herausfordernd, es wird dich zeitweise immer mal wieder an deine Grenzen bringen und hinterher fragst du dich, wie du das alles überhaupt gestemmt hast. Dann kommt die rosarote Brille und rückblickend wirst du dich für immer an die schönsten und lustigsten Momente erinnern.

Versuche ein gutes Vorbild zu sein, Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmung und benutze deinen gesunden Menschenverstand beim Grenzen ziehen. Konsequent sein ist das schwerste, aber so wichtig. Ansonsten finde deinen individuellen Weg, eine allgemein gültige Anleitung gibt es dafür leider nicht.