Werden Wölfe in Bayern alle gejagt?

7 Antworten

Von Experte myotis bestätigt

Hallo,

Wenn, dann geht es darum, die für jeden Abschuss in begründeten Einzelfällen notwendige Einzelanordnung zukünftig leichter zu erteilen.

https://www.google.com/amp/s/www.br.de/nachrichten/amp/bayern/ein-riss-reicht-bayern-erleichtert-den-abschuss-von-woelfen,TcQqKOj

Ob das so durchgeht wird sich noch zeigen. Vielleicht überschreitet ein Bundesland da seine Kompetenzen auch etwas, vielleicht sogar bewusst, weil solche Ankündigungen bei manchen Wählern gut ankommen...

Wenn man endlich alle Wölfe jagen würde, wäre ein Problem aus der Welt!

Erlegen muss man sie ja, gar nicht. Ausreichen vergrämen, so das sie sich von Siedlungen und Nutztieren fernhalten reicht.

Als Nutztierhalter, kann ich die Kosten die ein Wolf verursacht nicht umlegen. Die zahlt weder der Endverbraucher, noch sind die Entschädigungen auskömmlich. Es fehlt schlicht an Personal und dieses könnte man auch nicht mal gut entlohnen.

Einzelabschüsse von Schadwölfen sind ein Albtraum! Auf der einen Seite die Notwendigkeit seine Viehbestände oder eben die der Kollegen zu schützen, auf der anderen Seite die Sorgen das irgendein ÖKO-Hansel einem mal wieder die Autos anzündet. Dabei handelt es sich bei allen Abschüssen von Wölfen, nicht um Ersttäter, nein es sind in der Regel Gewohnheitstäter. Die leider auch oft noch Nachwuchs führen und diese auch gleich mit auf den Geschmack bringen.

Ich kann gut damit leben, wenn ein Lamm zurückbleibt und der Wolf sich das Tier schnappt, dringt der Wolf jedoch in den Pferch ein wird mir anders, überwindet er Zäune hat er eine Grenze überschritten.

Herdenschutzhunde, funktioniert nur begrenzt, wir haben einige Weiden, wo die Herdenschutztiere nicht eingesetzt werden dürfen. Diese Hunde gehen auch gegen Gasihunde vor, die sich den Schafen nähern. Nicht wenige Hunde und noch viel mehr Hundehalter, können den großen Herdenschutzhunden nichts abgewinnen, die echt nicht gut drauf sind, wenn fremde Menschen oder gar Hunde sich den Schafen nähern. Das Theater ist groß, wenn mal wieder einer der Herdenschutzhunde, den Jack Russel auf links zieht, weil der in den Pferch gelaufen kommt.

Nichts ist so dumm wie das Argument des Weidetierschutzes für die Bekämpfung von Wölfen.

Die Weidetierhaltung ist mindestens 11000 Jahre alt, wahrscheinlich noch einige Jahrtausende älter. Immer gab es Wölfe und andere Raubtiere. Immer. Bis auf die letzten 100 Jahre, seit der Mensch die Raubtiere ausgerottet hat. Weniger als 1% der Zeit seit Erfindung der Weidetierhaltung. Nie haben Raubtiere die Weidetierhaltung verhindert. Nie. Weil der Mensch von Anfang an Mittel und Wege erarbeitet hatte, seine Tiere effektiv zu schützen. Es hat immer funktioniert. Heute funktioniert es nicht mehr, weil der Mensch so dumm ist, innerhalb von nur 100 raubtierfreien Jahren ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das landwirtschaftliche Produktion so niedrig vergütet, dass wirksamer Herdenschutz heute unbezahlbar ist. Finde den Fehler.

Pomophilus  26.04.2023, 13:38

Allerdings wurden in den ersten 10000 Jahren der Weidetierhaltung die Raubtiere auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln scharf bejagt und haben in dieser Zeit die Erfahrung gemacht, dass es für sie riskant ist, sich dem Menschen und seinen Herden zu sehr zu nähern...

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Pomophilus  26.04.2023, 13:46
@eieiei2

Stimmt, aber ich denke, dieses Ziel hat damals auch niemand ernsthaft verfolgt. Es reichte, wenn eine gewisse Scheu erhalten blieb, sich dem Vieh oder dem Menschen selbst allzu dreist zu nähern.

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eieiei2  26.04.2023, 14:15
@Pomophilus

Diese Scheu wäre auch heute noch durch klassischen Herdenschutz zu erhalten. Nur ist der nicht mehr finanzierbar, weil alle Gewinne aus landwirtschaftlicher Produktion vom Handel abgegriffen werden und den Produzenten nichts bleibt. Ein weiteres Grundprinzip des Kapitalismus ist auch im Weg. Um sein Geld wert zu sein, muss man sein Arbeitsergebnis nachweisen. Ein Hirte, der pro Nacht einen Wolf vertreibt, wird vielleicht als wirtschaftlich sinnvoll betrachtet. Aber was, wenn er 2 Monate lang keinen Wolf sieht? Dann wird doch sofort diskutiert, ob sein Job überflüssig ist.

Etwas das nicht zur Scheu vor Menschen beiträgt, ist ihnen tief im Wald von Ansitz aufzulauern. Das ist für die Tiere eine diffuse Gefahr, die nicht mit bestimmten Verhaltensweisen in Verbindung gebracht werden kann und deswegen nicht durch Verhaltenanpassung vermeidbar ist. Diese Form der Jagd ist zum Nahrungserwerb notwendig und richtig und selbstverständlich auch zur Kontrolle der Wildschweinbestände, die de facto keine natürlichen Feinde mehr haben. Um Wölfe dazu zu erziehen, Menschen zu meiden, ist sie ungeeignet. Scheu vor Menschen und menschlicher Infrastruktur erzeugt man, indem man die direkte Annäherung spürbar gefährlich macht.

Die meisten Wolfsrudel sind heute klein, oft sind es sogar nur Einzeltiere. Sie kennen ihre Schwäche, sie sind vorsichtig. Letztlich ist diese Schwäche der Wölfe auch die Ursache der meisten Probleme. Sie ist der Grund, warum die Wölfe sich auf wenig wehrhaft Beute wie Schafe konzentrieren. Gegen Wildschweine haben sie in zu kleinen Rudeln keine Chance, sie versuchen es erst garnicht.

Auch bei der Weidetierhaltung werden Anpassungen nötig sein. Die ist heute darauf ausgelegt, möglichst wenig Arbeit zu verursachen. Große Herden werden gern geteilt, um seltener auf andere Weiden wechseln zu müssen, weil Weidewechsel arbeitsintensiv sind. Auch Kleinstgruppenhaltung im Nebenerwerb oder als Hobby ist weit verbreitet und soll möglichst nichts kosten. Eine Zusammenfassung zu größeren Herden, wie sie auch in der Vergangenheit weit verbreitet war, ermöglicht einen viel wirtschaftlicheren Herdenschutz. Die Identifikation der Tiere innerhalb der Herde ist heute so einfach wie nie zuvor, jedes Tier kann seinem Eigentümer zugeordnet werden.

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Aylamanolo  26.04.2023, 14:40
@Pomophilus

allen zur Verfügung stehenden Mitteln scharf bejagt

du bist also für die erneute Ausrottung?

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Pomophilus  26.04.2023, 14:51
@eieiei2

Erst einmal fällt mir auf, dass wir beide hier ein Thema etwas kontroverser diskutieren, nachdem wir in letzter Zeit, wenn ich mich richtig entsinne, oft ähnliche Ansichten hatten. Und deine Expertise schätze ich durchaus! Wäre schön, wenn wir das gut über die Bühne bringen, unabhängig davon, ob wir zu einem Konsens kommen oder nicht!

Also zurück zum Wolf!

Etwas das nicht zur Scheu vor Menschen beiträgt, ist ihnen tief im Wald von Ansitz aufzulauern

Nun ja, das steht ja momentan auch nirgends zur Debatte! Es geht um Einzelabschüsse von Wölfen, die auffällig wurden. Auch frage ich mich, was der von dir ins Spiel gebrachte Hirte, der Nachtwache bei einer Großherde hält ausrichten soll, gegen ein Rudel intelligenter Wölfe, das die Riesenherde von verschiedenen Seiten attackiert, insbesondere wenn die Wölfe seit Generationen gelernt haben, dass er ihnen sowieso nichts tun darf.

Das Zusammenlegen aller Tierbestände zu großen Herden führt auch zu Konflikten mit dem Naturschutz, der möglichst kleinteilige Strukturen, differenzierte Beweidungskonzepte etc erhalten möchte, was schon heute kaum noch zu realisieren ist und umso schwerer wird, je größer die Herden werden.

Es gibt einfach Konflikte, wenn man in einer Kulturlandschaft lebt, und dort versucht, mehrere Ziele unter einen Hut zu bringen. Der Erhalt der Tierart Wolf hier bei uns ist für mich eines dieser Ziele. Aber, genau wie bei anderen Zielen auch, muss man dies ohne Tabus angehen. Konflikte treten auf, Kompromisse müssen gefunden werden. Ein ausnahmsloser Ausschluss jeglichen Abschusses von Wölfen wird auf Dauer nicht funktionieren.

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Pomophilus  26.04.2023, 14:55
@Aylamanolo

Quatsch, wie kommst du darauf? Ich habe lediglich festgestellt, dass der Mensch 10000 Jahre lang alle ihm damals zur Verfügung stehenden (sehr viel beschränkteren als heute) Mittel nutzte, um Wölfe von seinen Herden fernzuhalten. Über die Gegenwart steht in dem Satz nichts. Inzwischen habe ich in diesem Thread auch diesen Satz geschrieben:

Der Erhalt der Tierart Wolf hier bei uns ist für mich eines dieser Ziele. 
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Werden dann ALLE Wölfe in Bayern abgeschossen oder wie wird das da geregelt?

Nein. Das ist nach wie vor verboten. Es werden nur die Tiere erlegt, die entsprechend auffällig geworden sind. Jede Entnahme muss von der Regierung genehmigt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger