Werden Biodeutsche nun zu Wurzel-Deutschen?
Der von Cem Özdemir seinerzeit durchaus positiv gestzte Begriff des Biodeutschen ist nun durch die Sprachpolizei der Unwort-des-Jahres-Erfinder als rassistisch eingestuft worden. Was kommt jetzt als Ersatz? Brauchen wir Ersatz?
In Frankreich bezeichnen sich die französischen "Ureinwohner" inzwischen gerne als "Francais de source", also Wurzel-Fanzosen.
Wurzel-Deutsche - wäre das was für uns?
11 Antworten
Werden Biodeutsche nun zu Wurzel-Deutschen?
'Wurzel-Deutscher' als Qualitätsbegriff - hmmm.
Ich fürchte, dieser Begriff könnte schon wieder Spott anziehen und der Verballhornung ausgesetzt sein. Schon vom Klang her kommen mir da Assoziationen zu komischen, kauzigen Erscheinungsformen in den Sinn...
Während bei Schnurzel, Putzel, Hutzel, .. mit 'u' die Anmutung in Richtung skurril geht, driftet das Ganze mit 'e' leichter ab und fördert gefühltes Ausarten: Hetzer, Gemetzel, ... ¡Das würde ich schön sein lassen! ☆
Was hieltest du von "Français de souche" (= 'gebürtiger Franzose') sowie der entsprechenden Übernahme des deutschen Begriffs?
Ich meine, je weniger man uns mit Ausnahmewörtern zur skurrilen Minderheit macht, desto mehr lässt sich erreichen, dass nicht allein Features wie das Vermehrungsverhalten eine Rolle bei der Wahrnehmung unserer Existenz spielen.
Mir ist in diesem Zusammenhang 'de souche' geläufiger als 'de source'.
Überhaupt liefern unsere Nachbarn mir öfter mal Impulse, wie man pfiffig sein Recht und seine legitimen Interessen vertritt: sprachlich eröffnen sich da neutrale, da abstrakte Denkmuster und wertfreie Begriffe, die gegenüber dem Deutschen mit seinen direkten, anschaulichen Begrifflichkeiten punkten. Auf die Trennschärfe sprachlicher Mittel lasse ich nichts kommen! 😀
Ein mentales Modell vom gallischen Dorf zu verinnerlichen wäre auch gut, um sich klar zu werden, was man will und was keinesfalls. Insofern waren die Jahre, die ich in Frankreich gelebt habe, recht fruchtbar.
Leider ist die EU in puncto "Was machen die Nachbarn besser?" total gescheitert.
Stimmt! Das kommt daher, dass EU Personal nicht ausreichend in einem anderen Land gelebt/gearbeitet haben und nicht interkulturell orientiert sind.
NICHT SO WIR: wie es sich als Reingeschmeckte im Ländle anfühlt, habe ich auch durch *lach
"Biodeutsch" ist nicht als rassistisch eingestuft worden. Es wurde lediglich ausgesagt, dass dieses Wort verstärkt auf diese Weise verwendet wird. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass es andere Arten der Verwendung dafür gibt. Es geht also explizit um die Verwendung als rassistischen Ausdruck, um keine andere. Das kann man hier nachlesen: https://www.unwortdesjahres.net/unwort/das-unwort-seit-1991/2020-2029/
Beim nicht ironischen Einsatz von Begriffen wie "biodeutsch" oder "wurzelfranzösisch" denke ich persönlich jedenfalls als nächstes an den "Ariernachweis". Oder wie viele Generationen braucht man, um sich "Biodeutscher" oder "Wurzelfranzonse" nennen zu dürfen?
Gern kann sich jeder als biodeutsch oder wurzeldeutsch oder sonstwasdeutsch bezeichnen. Mir ist das egal. Als Liebhaber der deutschen Sprache sind mir alle diese kruden Wortschöpfungen zuwider. Und ich sehe auch keinen Grund, meine deutsche Abstammung (sofern sie das denn in aller Konsequenz wirklich ist, ich betreibe keine Ahnenforschung, und die meisten, die diese Begriffe nutzen vermutlich erst recht nicht), irgendwie zu präzisieren und von anderen abzugrenzen.
lg up
Hallo JogyJogy,
es gibt keine "Sprachpolizei".
Es ist schlicht geboten, dümmliche Wortschöpfungen wie "biodeutsch" der Lächerlichkeit preis zu geben und zu hinterfragen wozu es einen Begriff wie diesen überhaupt gibt.
In einer Welt frei von Rassenlehren braucht es kein "biodeutsch".
Nein wir brauchen keinen Ersatz für rassistische Begriffe.
Wurzeldeutsch ist genauso wie Biodeutsch. Rassistisch, kleingeistig, beschränkt und ein Begriff im Sammelsurium Rechtsextremer Kreise. Ein passendes Unwort.
Weg mit allen Nazis!
Brauchen wir hier nicht!
Ich lebe als Reingeschmeckter im Land des Hutzelmännleins, da hatte ich beim Begriff WURZEL-Deutscher auch entsprechende Assoziationen. Deine Hochachtung für die Franzosen wegen ihres Umgangs mit der Sprache teile ich. Leider ist die EU in puncto "Was machen die Nachbarn besser?" total gescheitert. LG Jochen