Wer ist dein Lieblingsphilosoph?

7 Antworten

Schopenhauer / Nietzsche gleichrangig!

Schopenhauer hat die Welt und die Natur des Menschen so beschrieben, wie beides an sich (ohne Zutaten des Illusionsdenkens) ist, wobei eine ziemliche oder vielleicht auch radikal pessimistische Einstellung als Quintessenz herauskam. Kostproben (manches dem Sinne nach): „Die Welt ist die schlechteste alle nur denkbaren Welten; wäre sie nur ein wenig noch schlechter, könnte sie gar nicht mehr existieren.“ „Wir sollen hier elend sein, und wir sind’s!“ „Homo homini lupus. Wer dies letztere recht ins Auge fasst, erblickt die Welt als eine Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, dass einer der Teufel des anderen sein muss…“ „Und dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehen, dass eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntnis die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, wächst, welche daher im Menschen ihren höchsten Grad erreicht und einen umso höheren, je intelligenter er ist – dieser Welt hat man das System des Optimismus andemonstrieren wollen. Die Absurdität ist schreiend.“ (s. Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)

Nietzsche dagegen, der Schopenhauer zunächst verehrte, gelangt durch seine (Spät)- Philosophie zur einer radikal gegensätzlichen Einstellung zur Welt. Die Welt sei zwar Wille zur Macht und nichts außerdem, jedoch dadurch, dass auch der Mensch Wille zur Macht und nichts außerdem ist, gibt er dem Wort ‘Leben‘ seinen bezaubernden Klang zurück: „Nietzsches Philosophie ist rückhaltlose Lebensbejahung, Lebensvergötterung, Lebensrausch: Dionysos gegen den Gekreuzigten! Sinn des Lebens ist Entfaltung und Steigerung des Lebens. Nicht um Lebensglück und Lebensgenuss handelt es sich dabei, sondern um Größe, Stärke, Freiheit des Lebens, die den Menschen zur Höhe des Übermenschen emporhebt.“ (Franz Sawiki).

Den Preis, den der Nietzsche-Mensch für eine derart radikal positive Einstellung zum Leben zahlen muss, ist der Verzicht auf die christliche Moral. Und durch die Vertreibung Gottes aus seinem Leben verschwindet die Seele, das „Herz“ aus dem Denken und Handeln des betr. Menschen.

Woher ich das weiß:Recherche

Arthur Schopenhauer ist wohl derjenige, auf wem die Wahl hier trifft.

Schopenhauer kommt mit einem nüchternen aber realistischem Weltbild daher. Die Art und Weise, wie er den Menschen und die Welt betrachtet, ohne „die Natur“ des Menschen und der Welt zu vergeistlichen, ist etwas sehr schönes. Er stellt ein solides Gegengewicht zu den philosophischen Idealisten dar.

Genauso wie nicht jeder der philosophischen Idealisten, tatsächliche Idealisten waren sondern wohl eher Zyniker, ist Schopenhauer kein Pessimist im tatsächlichem Sinne, sondern eher ein humoriger Realist.


Tonis9706  02.09.2022, 07:12

Sehr schöner Kommentar. Von Schopenhauer kann man sehr viel lernen.

LG

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Vom Werk her finde ich Kant am besten und wichtigsten, wegen des Kategorischen Imperativs. der Menschenwürde als Handlungsmaxime etc. Das ist relativ "modern" und vertritt hohe ethische Werte.

Antike Philosophen sind natürlich ebenso bedeutsam, wie Platon und Sokrates.

Richard David Precht schätze ich vor allem wegen seiner allgemeinverständlichen Bücher zu Philosophie und nicht minder philosophieträchtigen angrenzenden modernen Wissenschaftsbereichen. Zum Lesen ist er definitiv mein Lieblingsphilosoph, während ich andere wie gerade Kant als unnötig kompliziert und schwer zu lesen finde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Arthur Schopenhauer, denn Keiner hat die Welt so vollständig, aufrichtig, ja sogar humorvoll beschrieben und erklärt, besonders in seinen Nachträgen und Ergänzungen (Parerga und Paralipomena), die aber für ein selbstständiges Werk dastehen.


Rakey269  01.09.2022, 16:50

Dem kann ich nur zustimmen.

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Friedrich Nietzsche