Welche Religion hat das Kind, wenn die Eltern unterschiedliche Religionen haben?

10 Antworten

Ich bin ein Kind aus genau einer solchen Konstellation; Vater Muslim, Mutter Christin. Meine drei Geschwister und ich wurden weitgehend gott- und religionsbefreit erzogen. Dies war eine sehr bewusste Entscheidung meiner Eltern, weil sie uns nicht indoktrinieren oder in Konflikte bringen wollten.

Faktisch waren wir also Atheisten und religionslos. Das gilt für jedes Baby aus einer solchen Konstellation solange, bis die Eltern etwas anderes entscheiden. Muslimische Väter leben in dem Glauben, sie hätten das Recht und die Pflicht ihre Kinder muslimisch zu erziehen. Dieses Recht endet in Deutschland jedoch jäh genau dort, wo das Recht der Kindesmutter beginnt.

Laut § 2 RelKErzG darf kein Elternteil ohne Zustimmung des anderen über einen Wechsel der Religionszugehörigkeit entscheiden, was dazu führt, dass das Kind keiner Religion angehört, solange sich die Eltern nicht einigen können. Hat jedoch nur die Mutter das Sorgerecht, so kann sie hier auch entgegen dem Willen des Vaters entscheiden. Mit 14 endlich kann das Kind selbst frei entscheiden. Sind die Eltern z.B. nur islamisch verheiratet, liegt das Sorgerecht ausschließlich bei der Mutter.

Dass ich mich mit 10 dem Islam zugewandt hatte, hatte seinen Grund in meiner Liebe und Faszination meinem Vater gegenüber, der uns eine unendliche Güte und Liebe für alle Menschen vorlebte (und dies auch heute noch so lebt). Damals dachte ich noch, dass der Quell dieser Liebe der Islam sein müsse, heute weiss ich, dass diese Liebe aus seinem Herzen kommt und dort nicht durch sondern trotz des Islams erblühte.

Inzwischen sind wir alle religionslos und atheistische Agnostiker.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
LieberKiffer  30.12.2021, 02:04

Tolle Schilderung Deiner liberalen Familie. Genau soetwas würde ich mir sehr viel öfters wünschen. Auch die Weitsicht Deiner Eltern Euch Kinder nicht indoktrinieren zu wollen finde ich großartig! So können Religionskonflikte abnehmen, und das hat die Welt bitter nötig. Ich bin davon überzeugt, dass es einen Weltfrieden nur mit einem Religionsfrieden geben wird.

Ich selbst bezeichne mich seit einiger Zeit selbst nicht mehr als Atheist. Eher als pantheistischer Agnostiker. Pantheist, weil für mich Gott = Natur bzw. Natur = Gott ist. Einen persönlichen, kreationistischen Gott lehne ich ab. Woher soll der denn kommen, wer hat ihn erschaffen usw.? In der Natur "geht es mit rechten Dingen zu". Gott kann nicht auserhalb der Natur leben und schon gar nicht gegen die Naturgesetze verstoßen. Nicht Gott hat die Menschen erschaffen sondern die Menschen haben sich selbst ihre Götter erschaffen ;-).

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Als Christ gibt man die eigene Religion nicht automatisch via Geburt an den Nachwuchs weiter. Evangelisch oder Katholisch wird das Kind erst durch die Taufe. Heißt, bis zur Taufe ist es konfessionslos.

Welcher Religion das gemeinsame Kind angehören soll müssen die Eltern zusammen entscheiden.

Das Kind kann irgendwann selbst entscheiden...

Glaube kann man sowieso niemandem aufzwingen, da Glaube immer auf einer persönlichen Entscheidung des Einzelnen beruht.

Nach deutschem Recht entscheiden BEIDE Elternteile welcher Konfession das Kind amtlich angehören soll.

Was den Glauben des Kindes angeht, kommt es darauf an, wer sich bei der Erziehung durchsetzen kann oder ob in der Richtung überhaupt was unternommen wird.

Nach islamischem Recht, müssen die Kinder eines moslemischen Mannes moslemisch erzogen werden. Es kommt immer darauf an, wie ernst es den Eltern beim Glauben ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zuerst gar keine, dann die, die seine Eltern ihm beibringen, und schließlich die, für die es sich selbst entscheidet.