Welche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Sicherung des nichtmotorisierten Verkehrs kann ich in einem Planungsgebiet für Wohnen in Betracht ziehen?


28.01.2024, 01:15

Die Straßen sind hauptsächlich Wohnstrassen und -wege. Die Fahrräder fahren hinter den Autos bzw. normal auf der Straße.

2 Antworten

Die Fahrräder fahren hinter den Autos

Eher umgekehrt, weil die Fahrräder meist langsamer sind. Und selbst wenn man als Radfahrer schneller ist als andere Radfahrer ist (man denke auch an Tretunterstützung bis 25km/h), hängt man wenn nur 30km/h erlaubt sind bzw. auch sonst den Autos das Überholen schwer gemacht wird hintendran und wird also ausgebremst.

Ergo sollte man schauen, dass Autos gut überholen können, um den Radverkehr attraktiver zu machen. Seit bei uns auf der Hauptstr. Tempo 30 eingeführt wurde (trotz paralleler Fahrradstr.), ist Radfahren hier in der Stadt noch mehr die Hölle geworden, obwohl's früher hier insb. auf der typ. Radfahrer-Route in die Innenstadt (Tempo 30 mit RvL parallel zur Hauptstr.) keine Probleme gab.

Altersheime und auch Kindergärten haben viele Besucher/Mitarbeiter/Dienstleister von außerhalb. Ergo muss man schauen, dass man in der Nähe Hauptverkehrsstr. hat, die den ganzen dadurch verursachten Verkehr auch aufnehmen können bzw. dass die beiden Einrichtungen den Durchgangsverkehr nicht behindern bzw. dass die weit genug weg von Hauptrouten gebaut wurden.

Bzw. wenn man den Leuten es schwer macht mit dem Auto hinzufahren, werden die sich weniger z. B. um ihre Eltern kümmern (die evtl. nicht ins Altersheim wollen) bzw. denen noch mehr Stress machen, selbst wenn regelm. zusätzl. ein Pflegedienst zu den Eltern kommt (die aber auch nicht eine optimale Route fahren können, weil die Leute unterschiedl. Wünsche bzgl. der Zeiten haben, wo der Pflegedienst kommen soll).

Man braucht auch allg. genug kostengünstige und bürokratielos und zur Not auch über mehrere Tage nutzbare Parkplätze für Handwerker und Leute die privat spontan anderen helfen wollen.

Ich wohne hier in einem größeren Wohngebiet, wo's früher in Fuß-Entfernung mehrere Lebensmittelmärkte gab. Heute gibt's nur noch einen kleineren Markt -> mehr Verkehr wg. einkaufen. Deswegen sollte man dafür sorgen, dass man in diesem Wohngebiet einen ordentl. Supermarkt hat (Netto ist furchtbar), zur Not nur Self-Checkout.

Wir mussten meine Oma viel herumfahren. Aber irgendwann war sie schon aus der Puste, wenn sie die paar Stufen runter zur Haustür gelaufen und dann ins vor der Haustür stehende Auto eingestiegen ist. Ihre Hausärztin ist irgendwann in die Fußgängerzone gezogen. Trotz aller Bemühungen hat meine Mutter keinen Behinderten-Parkausweis für sie bekommen (dort gibt's nur 2 normale Parkplätze direkt vor einem Cafe also immer belegt und einen Behindertenparkplatz).

Irgendwann hatten wir das Riesenglück, dass ihre Hausärztin Hausbesuche gemacht hat. Das sorgt aber auch für viel Verkehr, weil die dabei nicht immer ihre optimale Route fahren kann wg. unterschiedl. Wünsche bzgl. Besuchszeit und weil die Leute öfters ohne vorher was zu sagen von ihr nicht daheim angetroffen werden können.

Offenbar auch weil Auto fahren immer unattraktiver gemacht wird, gibt's u.a. zu wenige (auch freiwillige) KTW-Fahrer. Bei einem Schlaganfall-Verdacht bei meiner Oma (klein, nicht dick, aber sehr dement und muss dauernd auf's Klo) hätte sie 4h(!) vom KH unbetreut auf den KTW warten müssen, weil sie hatte ja dann doch nix nennenswertes.

Hab sie dann mit meiner Mutter (die damals heftige Knie-/Hüftprobleme hatte) nach Hause gebracht. Meine Mutter hat Oma gestützt und ich habe meiner Oma die Füße angehoben. Danach waren wir alle 3 platt.

Habe mir leider schon mehrfach in dem Zusammenhang menschenverachtende Sprüche anhören müssen wie warum wir nicht einfach ein Taxi nehmen (statt eigenem Auto).

Ganz einfach: Auch im Taxi gibt's keine Krankentrage, man muss auch ewig warten (hab das kürzl. erst wieder bei einer älteren Frau mitbekommen, die vor dem Supermarkt stand und fast 1h auf das Taxi warten musste) und es ist nicht gesagt, dass ein Taxi kommt, in das sie gut einsteigen kann. Deswegen haben meine Eltern ein Auto auch passend zu den Anforderungen die sich durch meine Oma ergeben haben gekauft.

Kurz: Zuerst dafür sorgen, dass man keinen zusätzl. Verkehr verursacht z. B. durch nicht vorhandene oder unbrauchbare Einkaufsmöglichkeiten. Zudem Kfz-Verkehr auch aus Lärmschutzgründen bündeln, das aber nicht zu grobmaschig. Und trotzdem darauf achten, dass man nicht dafür sorgt, dass keine mehr in dieses Gebiet will. Freiwillige Feuerwehren bzw. KTWs haben so schon genug Probleme Leute zu finden, weil man überall der Arsch ist, auch wenn man im Privatauto wg. einem Einsatz zur Wache fahren muss. Vllt. weigern die und vorher noch Handwerker/Lieferdienste sich in Gebiete zu fahren, wo man Autofahrer zu sehr drangsaliert.

Oder es finden sich deswegen keine Angestellten für Kiga und Altersheim, wodurch diese schnell geschlossen werden müssen oder gar nicht eröffnet werden.

notting

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
annabelladirk 
Fragesteller
 28.01.2024, 15:36

Ich danke Ihnen wirklich! Das sie zudem auch ihre Erfahrung mitgeteilt haben, sodass ich besser planen kann :)

Ergo sollte man schauen, dass Autos gut überholen können, um den Radverkehr attraktiver zu machen. 

Ich habe in der Wohnstraße eine Fahrbahn von 6 Meter vorgegeben bekommen. Wär das trotzdem möglich?

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notting  28.01.2024, 16:41
@annabelladirk

Musst du selber ausrechnen. Ist halt der Kompromiss mehr Platz um Radfahrer besser überholen zu können oder Parkplätze...

notting

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annabelladirk 
Fragesteller
 28.01.2024, 16:55
@notting

Alles klar! :)

Eine Frage, was meinen Sie damit:

Zudem Kfz-Verkehr auch aus Lärmschutzgründen bündeln, das aber nicht zu grobmaschig. 
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notting  28.01.2024, 17:03
@annabelladirk

Man sollte die Autos durch höhere Tempolimits als im 30er-Nebenstr.-Bereich dazu verlocken hauptsächl. auf Hauptverkehrsstr. zu fahren, damit der Rest des Gebiets weniger Lärm abbekommt. Aber wenn das Hauptverkehrsstr.-Netz zu grobmaschig ist, fahren die Leute doch wieder viel durch die Nebenstr., was nicht so optimal ist.

Weniger als 30km/h werden viele Radfahrer nicht akzeptieren wg. Tretunterstützung bis 25km/h.

notting

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30er Zonen.

Keine normalen Straßenübergänge sondern Zebrastreifen damit die Autos halten müssen.

Verkehrsberuhigte Bereiche mit Schrittgeschwindigkeit da wo viel Fußverkehr ist.

Wenn die Straßen breit genug sind extra Fahrradspuren damit Fahrräder und Autos genug Platz haben.

Möglichst viel rechts vor links damit an nicht einsehbaren Kurven langsam gefahren wird.

Durchfahrtsbeschränkungen wie zum Beispiel Anliegerstraßen.

Straßen pflastern damit Autos langsamer fahren. Das gerappel bei 50 tut sich keiner an und ist für das Auto auch nicht sonderlich gesund.

Das sind so Dinge die mir spontan einfallen.

Nichts für ungut aber wenn du im Planungs/Bauamt der Stadt oder dergleichen arbeitest hoffe ich doch das du dir deine Infos nicht nur von Gutefrage.net holst sondern auch ein bisschen aus dem Studium mitbringst.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung