Was versteht man unter „Klassenkampf“ in unserer Gesellschaft?

2 Antworten

Seit dem Altertum sind die Gesellschaften in Klassen gespalten, also in Gruppen von Menschen mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Stellung. Dabei gibt es herrschende Klassen, wie Sklavenhalter oder Adel, und beherrschte, arbeitende Klassen, wie Sklaven oder Leibeigene, die durch die herrschende Klasse ausgebeutet und unterdrückt werden.

Die verschiedenen Klassen haben aufgrund ihrer Stellung unterschiedliche Ziele und Interessen, also z.B. die eigene Herrschaft abzusichern und auszubauen oder die eigene Unterdrückung zu überwinden. Diese unterschiedlichen Ziele führen zum ständigen Konflikt zwischen den Klassen, eben zum Klassenkampf.

In unserer Gesellschaft ist die Klasse der kapitalistischen Unternehmer herrschend und die Klasse der Lohnarbeiter beherrscht. Eine offensichtliche Form des Klassenkampfes ist z.B. der Streit um Löhne und Arbeitsbedingungen. Die Kapitalisten wollen ihre eigenen Kosten gering halten, die Arbeiter wollen höhere Löhne und erzwingen diese durch Streiks oder Werksbesetzungen. Der Staat ist dabei kein neutraler Akteur, sondern greift stets aufseiten der Kapitalisten ein.

Abseits von Kämpfen um höhere Löhne wird Klassenkampf auch auf politischer und ideologischer Ebene geführt. Einer der größten Erfolge des Klassenkampfes von oben in den letzten Jahrzehnten war es, die Vorstellung von Klassen aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen bzw. sie als Relikt der Vergangenheit abzutun.

Dadurch fehlt es den Lohnarbeitern von heute größtenteils an Bewusstsein für ihre Klassenzugehörigkeit, sie sind vereinzelt und unorganisiert und deshalb dem Abbau von Sozialsystemen und den neoliberalen Reformen ziemlich schutzlos ausgeliefert.

Gibt's nicht mehr.

Früher wurden Arbeiter ausgebeutet, heute sind das "Arbeitnehmer", die den "Arbeitgeber" ausbeuten. Der soziale Wohlstand macht's möglich. Darauf hatten auch die Arbeiter & Bauern der DDR offenkundig mehr Lust als auf Klassenkampf.