Was sind Unterschieden der Parteien der Weimarer Republik und heute?

5 Antworten

A) Das politische System war anders. Auch kleinere Splitterparteien hatten Chancen ins Parlament zu kommen.

B) Viele Parteien hatten noch nicht ihre ganz klare Linie gefunden. Es gab immer wieder Streit und radikale Ecken spalteten sich ab. Parallel dazu hatte Deutschland noch wenig Erfahrung mit dieser Art der Demokratie. Die Gesellschaft war eher instabil. Dazu kamen die Krisen, wie die Weltwirtschaftskrise. Alles kein gutes Pflaster und das färbte ab.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass es damals keinen Verfassungsschutz gab. Deswegen konnten sich radikale Parteien wie die NSDAP oder die Kommunisten so austoben. Eine dermaßen radikale Partei wie die NSDAP würde man heute sofort verbieten.

Die Verfassungsschutzbehörden sind als Reaktion auf die Erfahrungen der Weimarer Demokratie und ihres Zerfalls entstanden. Als erste freiheitliche Verfassung Deutschlands war die Weimarer Reichsverfassung vom idealistischen Demokratiemodell der "reinen Toleranz" geprägt. Jede politische Strömung sollte die Möglichkeit haben, sich durchzusetzen, soweit sie nur die erforderliche Mehrheit im Parlament erreichen konnte. Man ging davon aus, dass sich die Demokratie im freien Spiel der Kräfte als die beste denkbare Staatsform von selbst durchsetzen werde.
Deshalb hat man auf effektive Instrumentarien gegen Verfassungsfeinde verzichtet. Diese Toleranz der Weimarer Verfassung wurde von Beginn an von Links- und Rechtsextremisten missbraucht. Sie bekämpften die Republik mit allen erdenklichen Mitteln und nutzten dabei ganz gezielt diese Schwäche der Verfassung.
So äußerte sich Goebbels in seiner Eigenschaft als Reichspropagandaleiter der NSDAP in einem Artikel der nationalsozialistischen Berliner Parteizeitung "Der Angriff" vom 30. April 1928 ganz offen zu der Zielsetzung seiner Partei, die Demokratie zu zerstören:
"Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahm zu legen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freikarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache. Wir zerbrechen uns darüber nicht den Kopf. Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht, den Zustand von heute zu revolutionieren."
Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Nationalsozialisten ihr offen erklärtes Ziel ohne größere Widerstände verwirklichen konnten. Sie haben die Demokratie zerstört und eine eigene nationalsozialistische Diktatur errichtet. In ihrer zwölfjährigen Zwangsherrschaft verübten sie in Deutschland und von deutschem Boden ausgehend beispiellose Verbrechen gegen die Menschen, die aufgrund ihrer Religion, Herkunft oder Weltanschauung verfolgt wurden. Schließlich stürzte ihr Terrorregime die Welt in einen verheerenden Vernichtungskrieg, der über viele Länder und Millionen von Menschen unendliches Leid und Zerstörung brachte.

Quelle: https://www.verfassungsschutz-mv.de/verfassungsschutz/entstehungsgeschichte/

Zudem war die katholische Zentrumspartei damals stärker als heute. Mittlerweile befürworten katholische Bürger die Union, die Zentrumspartei hat extrem an Relevanz verloren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Partei wieder gegründet. Auf Grund der Konkurrenz durch die CDU als überkonfessioneller Sammlungspartei konnte sie an frühere Wahlergebnisse nicht mehr anknüpfen. Bis 1957 war sie noch mit wenigen Abgeordneten im Deutschen Bundestag vertreten, bis 1958/59 in den Landtagen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Sie ist seitdem als Kleinpartei aktiv, vor allem aber in der Kommunalpolitik. Durch Übertritte war sie von Januar bis August 2022 wieder im Bundestag, von Juni 2022 bis September 2023 auch im Europäischen Parlament vertreten.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Zentrumspartei

Was war noch anders? Etwa die SPD. Die stand damals weiter links als heute.

Es gab auch noch Parteien, die der Kaiserzeit nachtrauerten.

Die Parteien waren damals viel stärker auf bestimmte Wählergruppen ausgerichtet und verstanden sich als Interessenvertreter bestimmter sozialer Schichten oder Berufsstände. Der Gedanke heutiger Volksparteien, ein Programm anzubieten, in dem sich verschiedenste Bevölkerungsgruppen wiederfinden können, war damals noch nicht so verbreitet.

Es gab keine Volksparteien: wer Facharbeiter war, wählte die SPD. Wer Arbeiotasloser war, wählte die KPD. Wer Katholik war, wählte das Zentrum. Wer Großgrundbesitzer war die DNVP. Großkapitalisten die DVP. Die erste Partei, die so etwas wie eine Volkspartei war, war ausgerechnet die NSDAP.