Was passiert eigentlich wenn ein Fluglotse einen Fehler macht und deswegen etwas schlimmes passiert? Fliegt er dann nur raus oder muss der in den Knast?

4 Antworten

Fehler sind menschlich, jeder macht mal Fehler, mal größere und mal kleine Fehler. In der Luftfahrt gibt es unzählige Sicherheitsnetze. Neben den Menschen (Lotsen und Piloten) gibt es jede Menge Systeme und Computer, die für zusätzliche Sicherheit sorgen. Grundsätzlich arbeiten Lotsen immer zusammen, nur sehr selten ist man mal auf sich allein gestellt. Ein Fehler, der Potential hat eine Katastrophe auszulösen, wird also idealerweise entweder von einem Kollegen, einem System der Flugsicherung, einem Piloten oder einem im Flugzeug verbauten System bemerkt, so dass das schlimmste verhindert wird. Damit wirklich mal eine Katastrophe passiert, die durch einen Lotsenfehler ausgelöst wird, muss schon wirklich vieles in diesen ganzen Sicherheitsnetzen schiefgehen oder Vorsatz dabei sein.

Wenn wirklich alle Stricke reißen und ein großes Unglück auf einen Fehler des Lotsen zurückzuführen ist, stellt sich die Frage, ob es einfach nur fahrlässig oder sogar grob fahrlässig oder vorsätzlich war. Bei einem menschlichen Fehler, der jedem hätte passieren können, gilt in den meisten Flugsicherungen das "just culture" Prinzip. Man gesteht den Fehler ein, meldet den Vorfall und es wird untersucht, wie es dazu kommen konnte, um für die Zukunft daraus zu lernen, damit so etwas nicht wieder passiert und die Luftfahrt einen Schritt sicherer wird. Arbeitgeberseitig hat man bei den meisten Flugsicherungen nichts zu befürchten, wenn es "menschliche" Fehler sind und nichts grob fahrlässiges. Wenn irgendetwas vor Gericht landet, weiß man trotzdem nicht was passieren wird. Wenn ein Richter einen Schuldigen sucht und der Lotse einen Fehler gemacht hat, kommt es einfach auf das Gericht an. Wenn der Lotse aktiv gegen eine Vorschrift verstoßen hat oder wirklich grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat, kann er durchaus verurteilt werden.

Bei den meisten Unfällen in der Geschichte der Luftfahrt, war es immer eine Aneinanderreihung von Fehlern und vielen zusätzlichen Faktoren, die eine Rolle gespielt haben. Ob man bei einem großen Konstrukt von vielen Faktoren nachher einem Lotsen für seinen Fehler die Hauptschuld für ein ganzes Unglück gibt, hängt einfach von den Umständen und dem Gericht ab, das kann man so leicht nicht beantworten. Sehr schwieriges Thema, letztendlich steht man als Lotse immer mit einem Bein im Knast, wie man so schön sagt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fluglotse

Ein Fehler kann halt tödlich enden, aber bei denen gibt es auch sicherlich das 4 Augen Prinzip. (wäre wünschenswert!)

Der Fluglotse, der den Absturz über dem Bodensee (mit) verursacht hat, wurde durch den Großvater eines getöteten Kindes ermordet.

Das kommt auf die Art des Fehlers an. Fürs Gefängnis reicht es nicht, dass es tödliche Folgen hatte. Das wäre bloß bei Fahrlässigkeit der Fall.

Grundsätzlich wird in der Luftfahrt sehr großer Wert darauf gelegt, Menschen fair zu behandeln, damit sie sich dann auch ohne Angst vor unfairer Härte auf ihre Aufgabe konzentrieren und auf die Sicherheit achten. Dies gilt auch für Zwischenfälle und Unfälle, da gerade hier die am stärksten zielführende Unfallverhütungsstrategie identifiziert werden soll.

Wenn keine grobe Fahrlässigkeit vorliegt, dann geschieht ihm nichts. Das Unglück von Überlingen war ein Paradebeispiel dafür was passiert wenn man das Sicherheitsnetz zu weitmaschig spannt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Beruf - Leben - Lernen und viel Erfahrung. Menschenverstand.