Was ist im Christentum los?

14 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Jesus ist Gottes Sohn und nicht selber Gott. Er trägt Gott in sich darum handelt er wie Gott, mit Gott.

Meiner Ansicht nach hast Du das sehr schön formuliert, volle Zustimmung von mir! :)

Die Kirche hat mich auch schon in vielen Aspekten enttäuscht, man sollte es aber möglichst immer trennen vom "Christentum" im allgemeinen, da gibt es abseits von großen Problemen wie fundamentalistische Christen u. ä., durchaus auch viele positive Entwicklungen bei den Einzelnen.

Was ist mit der Bibel passiert? Wie kann es nur soweit gekommen sein, dass sie mit der Urbibel nicht mehr überein stimmt?

Das größte Problem einer negativen Veränderung bzgl. des Bibelkanons liegt aus meiner Sicht schon sehr, sehr lange zurück, im Zeitraum 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., hier gab es durch die damaligen Kirchenleute sehr krasse Einschnitte und dogmatische Definitionen, da ging es um Macht bzw. Erhalt der eigenen Positionen und nicht um christliche Wahrheiten. In dem Kontext wurden wichtige Texte aus dem Bibelkanon entfernt und es wurden üble Dogmen und eigene "kirchliche" Lehrsätze aufgestellt, die nicht mit dem Urchristentum übereinstimmten. So wie du es richtig erwähntest wurde die Trinität als Lehre hinzugefügt (durch den Bezug zur römischen Trias), auch wurde das Thema Wiedergeburt/Reinkarnation verbannt, was in urchristlichen Kreisen rund um Jesus normal bekannt war und Texte mit stärkerem Bezug zu diesen Gedanken sind aus der Bibel entfernt worden, nur noch kleine (übersehene) Hinweise sind verblieben. Die Kirchen definierten sich damals einfach ihre eigene christliche Lehre und richteten sich dabei in Wahrheit nicht mehr primär nach Jesus, leider wurden aber diese festgelegten Dogmen und Lehren dann "als Tradition" über die ganzen Jahrhunderte im Wesentlichen so weitergegeben und werden kaum hinterfragt.

Eine richtige "Urbibel" in dem Sinne gab es allerdings meines Wissens nicht, sondern einfach urchristliche Textsammlungen, zu Zeiten von Jesus wurde ja ohnehin sehr vieles mündlich weitergegeben, bis die Jünger dann mehr schriftlich festgehalten haben. Die Kirchen haben immerhin die Leistung vollbracht systematisch die christlichen Texte zu sammeln, zu einer Bibel zusammenzustellen und diese bis heute weiter zu geben, das ist schon eine wertvolle Leistung. Aber zugleich haben eben einige der führenden Kirchenleute damals die schwere Sünde begangen manche Texte oder Textstellen gezielt zu entfernen und sie haben in die mündliche kirchliche Lehre die widersprüchliche Idee der Trinität aufgenommen, die so nicht von Jesus vorgesehen waren. Zum anderen gab und gibt es auch Schwierigkeiten bei der Übersetzung aus den alten Sprachen, die zu inhaltlichen religiösen Problemen führten, die man nicht offen/transparent genug behandelt, statt gemeinsamer, offener Diskussion zu einzelnen Inhalten werden (falsche) Dogmen von den Führenden gesetzt.

Last but not least ist zu sagen, dass die Kirchen schon vor langer Zeit überwiegend den Kontakt zu dem spirituellen Wissen verloren haben, dass unter den Jüngern im Urchristentum noch existierte und entscheidend dafür war, dass die Bibeltexte im Einklang mit dem göttlichen Geist niedergeschrieben werden konnten.

Insofern wissen wir jedenfall klar, dass das urchristliche Wissen aus Jesu Lebzeiten nicht unzensiert weitergegeben wurde, sondern vieles des heutigen christlichen Mainstreamwissens entspricht kirchlicher Deutungen und es ist sehr weise sich einen eigenen Weg zu suchen und nicht einfach blind den vorgegebenen Lehren zu folgen. Da stimme ich dir vollkommen zu!

Was haltet ihr von Jakob Lorber?

Kenne ich bisher nicht, ich werde mir aber mal Inhalte von ihm ansehen... ;)


Lijanina 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 09:20

Danke viel mals für deinen langen, guten Kommentar! Du sprichst das alles aus was in mir abgeht, was ich mich frage. Eben Reinkarnation und Inkarnation wird totgeschwiegen wobei ich daran glaube. Lorber spricht das Thema nochmal sehr gut an mit seinen Büchern ,, Die normale Sonne" und ,,Die geistliche Sonne". Damit erklärt er/Jesus der zu ihm spricht das Leben auf der Sonne und auf anderen Planeten auch wenn es einem jetzt total unreal klingt.

Liebe Grüße :D

ksa01  19.09.2024, 11:18

PS - Ergänzung: Ich habe mir einmal einiges über Lorber angesehen und ich würde schon sagen, dass er einige gute Einsichten bieten kann, wie mit spirituellem Wissen erkennbar ist, es ist schade und kurzsichtig, dass die orthodoxen Mainstreamsichtweisen im Christentum solche Eingebungen sehr verfrüht verwerfen oder sogar verdammen. Die christliche Mytik hatte einmal einen wichtigen Stellenwert, aber den großen Kirchen ist schon seit langem zunehmend der Zugang zu spirituellem Wissen verloren gegangen. Schwierig bei Lorber finde ich allerdings die schiere Masse an Textmaterial, Aussagen über das Gesamtwerk zu machen und entsprechende qualitative Bewertungen im Detail würden ein sehr, sehr langes Studium erfordern. Ich hätte mir diesbezüglich gewünscht, dass er ein gut erkennbares einzelnes Grundlagenbuch zur kompakten Essenz seiner Lehre verfasst hätte, das wäre sehr wertvoll gewesen. Dennoch denke ich, dass sich durchaus gute christlich-spirituelle Impulse aus seinem Werk ziehen lassen könntent, genau kann ich es so aber nicht beurteilen.

man darf sie nicht hinterfragen.

Doch, darfst du. Du darfst auch die Jungfräulichkeit von Maria hinterfragen und sogar die Auferstehung von Jesus.

Es geht in der evangelischen Kirche doch nicht darum, auf Teufel komm raus an Dogmen festzuhalten, die sowieso keiner versteht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Lijanina 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 09:14

Das ost richtig, danke

Zum Thema Dreieinigkeit:

Wichtig ist dabei das Verständnis der Trinität (Dreieinigkeit) Gottes: Gott als Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist (Gott als 3 Personen und doch eins; also Christen glauben an einen einzigen Gott).

Man kann das vielleicht ein klein wenig mit drei Kreisen vergleichen, die sich in der Mitte überschneiden.

Bereits im ersten Vers der Bibel steht: "Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde" (1. Mose 1,1). Das Wort für "Gott" ist hebräisch Elohim, das ist die Mehrzahlform von Eloah und wird von nicht wenigen Auslegern als erster Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes gedeutet bzw. darauf, dass Gott aus mehreren Personen besteht.

In Römer 8,8-9 wird der Geist Gottes mit dem Geist Jesu gleichgesetzt: "Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein."

Insgesamt geht es einfach darum, dass der Vater, Jesus und der Heilige Geist in der Bibel als Gott bezeichnet werden. Erklärt und mit vielen Bibelstellen belegt, wird das z. B. hier:

Die Dreieinigkeit Gottes findet sich schon im Alten Testament, wie der messianische Jude Dr. Arnold Fruchtenbaum erklärt: 

Wer die Bibel schrieb:

Über 40 Autoren wurden von Gott beim Schreiben der Bibel inspiriert.

Mehr dazu z. B. hier: Wer waren die Autoren der Bücher der Bibel?

Ob die Bibel verfälscht wurde:

Die Bibel wurde nicht verfälscht! Es gibt kein antikes Buch, das auch nur annähernd so gut überliefert ist wie die Bibel. Zweifelt man die Bibel an, muss man erst recht daran zweifeln, ob es Cäsar, Kleopatra, Alexander den Großen usw. überhaupt gegeben hat.

Deshalb: Die Bibel ist das bestbelegte historische Dokument überhaupt. Die heute vorliegenden Übersetzungen in den großen Verkehrssprachen sind praktisch fehlerfrei und sinngemäß identisch.

Das AT (Alte Testament) wurde von Manuskript zu Manuskript mit äußerster Sorgfalt abgeschrieben. Es gibt zahlreiche gut erhaltene Handschriften, die bis auf winzige unwesentliche Abweichungen genau übereinstimmen. Sie reichen bis ins Jahr 900 n. Chr. zurück. Das liegt u.a. daran, dass das Volk Israel das AT sehr genau abgeschrieben hat. Beim Abschreiben wurden die Worte aller Manuskripte auf unterschiedlicheWeise gezählt. Sie zählten z. B. bei einem ihrer verschiedenen Tests die Zahl aller Wörter in einer neu angefertigten Abschrift. Wenn die Kopie nicht die richtige Zahl hatte, war das Manuskript unbrauchbar und wurde vergraben. Eine neue Abschrift musste angefertigt werden. Solche Maßnahmen sollten verhindern, daß nicht ein einziges Wort der Heiligen Schrift hinzugefügt bzw. weggelassen werden konnte. Auf diese Weise wurden die Schriftrollen der hebräischen Bibel von einem Jahrhundert zumnächsten sorgfältig und genau überliefert.

Auch der Vorwurf, bestimmte Prophetien seien erst nach den Ereignissen geschrieben, also gefälscht, erwies sich selbst als falsch: Vor wenigen Jahren wurden in Qumran am Toten Meer Jesajaschriften gefunden, die aus der Zeit 200-100 v. Chr. stammen. Es war nahezu eine Sensation, dass sie, obwohl 1000 Jahre älter als die bis dahin vorliegenden Manuskripte aus dem Jahr 900 n. Chr., mit diesen völlig übereinstimmen! Alle auf Jesus weisenden Prophetien sind bereits in ihnen enthalten.

Vom NT (Neuen Testament) liegen etwa 5000 Manuskripte vor, die z.T. bis in die Zeit 350 n. Chr., Auszüge gar bis 150 n. Chr. zurückgehen. Sie weichen nur äußerst geringfügig in einem Tausendstel des Textes untereinander ab!

Zum Vergleich die Daten einiger nichtbiblisch – historischer Werke: Julius Cäsar, „Der Gallische Krieg“: nur 10 guterhaltene Manuskripte aus der Zeit 900 Jahre nach Cäsars Tod! Die „Geschichte“ und die „Annalen“ des Tacitus: nur 2 Manuskripte aus der Zeit 1000 Jahre nach seinem Tod usw. Beides sind allgemein anerkannte geschichtliche Werke, die weitaus weniger gut belegt sind als die Bibel (vgl. Josh McDowel, Bibel im Test, Hänssler-Verlag 1988).

Zu Jakob Lorber:

Die Lehren von Jakob Lorber widersprechen der Bibel.

Empfehlenswert dazu ist die folgende Seite von Johanna Böhm: Jakob Lorber - Eine kritische Durchsicht


Epilz  18.09.2024, 17:39

Sehr guter Beitrag💪🏼

Ich denke, die Dreieinigkeit lässt sich von der Bibel herleiten, und zwar bereits vom Alten Testament. Im neuen Testament ist sie dann kaum zu übersehen. "Und das Wort war Gott. "(Johannes Kapitel 1)

Ich schätze Genesis ist aus Geschichten entstanden die sich die Israeliten über Generationen hinweg erzählt haben. Irgendwann wurden sie aufgeschrieben. Wir wissen nicht von jedem biblischen Buch wer es wann geschrieben hat, besonders wenn es ums AT geht, aber Mittelpunkt des Christentums ist schließlich die Kreuzigung und Auferstehung. Und hier haben wir die Informationen.

Beim Neuen Testament haben wir viele frühe Abschriften und können uns sehr sicher sein, das was dort drinsteht fast völlig gleich geblieben ist. Beim Alten Testament sind die Dinge unklarer, aber das AT das wir besitzen, ist dasselbe wie es in der Tanach zu Zeit Jesus war. Und diese hat Jesus anerkannt, also können wir sie auch anerkennen.

Die Trinität existiert nicht in der Bibel,

Und doch existiert sie nur aufgrund der Bibel.

Was ist mit der Bibel passiert? Wie kann es nur soweit gekommen sein, dass sie mit der Urbibel nicht mehr überein stimmt? I

Eine Urbibel hat es nie gegeben.


Lijanina 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 20:23

Natürlich. Die unveränderte alte Bibel. Und bitte gebe mir Verse die ich prüfen kann zur Trinität. Danke im Vorraus :D

BillyShears  19.09.2024, 07:31
@Lijanina
Natürlich. Die unveränderte alte Bibel.

Hat es nie gegeben.

Und bitte gebe mir Verse die ich prüfen kann zur Trinität.

Die Trinität ist die Konsequenz aus der Systematisierung aller Bibelstellen zum Verhältnis von Vater, Sohn und Geist.

Lijanina 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 12:34
@BillyShears

Sehe ich nicht, dass diese 3 ein und die selbe Person sind. Bei jeglichen Versen nicht.

Lijanina 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 09:13

Was macht dich mit der Trinität so sicher? Und weißt du überhaupt was ich mit der Urbibel meine?

BillyShears  19.09.2024, 10:18
@Lijanina
Was macht dich mit der Trinität so sicher?

Ich habe mir alle Bibelstellen zum Verhältnis von Vater, Sohn und Geist angeschaut. Die Trinität mitsamt der Zwei-Naturen-Lehre und der Wesensgleichheit ist die einzige Möglichkeit das alles unter einen Hut zu bringen ohne Bibelstellen gegeneinander auszuspielen.

Und weißt du überhaupt was ich mit der Urbibel meine?

Tatsächlich meinen viele Leute damit ganz Verschiedenes. Meistens herrscht da jedoch eine Vorstellung vor, dass die Bibel irgendwann mal "abgeschlossen" und "fertig" gewesen wäre, irgendjemand seinen Stempel drunterfesetzt hat und damit das "Original" fest stand.

So etwas oder etwas ähnliches hat es nie gegeben. Die Texte der Bibel waren über viele Jahrhunderte im Fluss, insbesondere die Schriftpropheten wurden immer wieder aktualisiert und neu gedeutet, so wie es für die jeweilige Situation der Israeliten grad als angebracht empfunden wurde.