Ich kenne sehr viele Christen, die sehr vernünftig mit der biologischen Wissenschaft umgehen und warum auch nicht? Klar, es gibt diese fanatischen Kreationisten, die z. B. Biologiebücher in der Schule ablehnen und stattdessen wollen, dass man nur die Bibel liest. So etwas ist absolut unvernünftig, es steht aber nur für manche Christen, dogmatische Hardliner. Das ist in meinen Augen auch kein richtiges Verständnis der Schöpfung, denn wissenschaftliche Methodik einzusetzen, um tiefere Geheimnisse der Natur zu entschlüsseln ist eine wertvolle Tätigkeit und kein Gegensatz zur Bibel. Die Errungenschaften der Wissenschaft sind generell ein sehr wichtiger Fortschritt für die Menschheit.
Der große Fehler vieler Atheisten ist aber, dass sie aus vermeintlichen wissenschaftlichen Gründen gleich zur pauschalen, unreflektierten Ablehnung jeglichen christlichen Glaubens neigen, was nach meiner Erfahrung viel mehr mit ihren persönlichen charakterlichen Schwächen zu tun hat, als mit Vernunft.
Es gibt hier keinen fachlichen Widerspruch: Das biologische Vererbung sich z. B. auf verschiedene Hautfarben, Augenfarben usw. auswirkt, ist einem modernen, aufgeklärten Christen einfach klar und die Bibel sagt nichts gegenteiliges. Warum auch es ist ja die Wahrheit. Es gibt biologische Evolution, ja! ABER man muss nun aufpassen mit der Biologie und auch sehen, dass etliches nur "Theorie" ist, die nicht vollständig belegt ist! Die Evolutionstheorie Darwins muss man >nicht< einfach vollständig annehmen, sondern kann die aus guten Gründen differenziert verwenden, mit ihren Stärken und ihren Schwächen sinnvoll umgehen. Es ist ein Arbeitsmodell und es gibt starke Indizien, dass dieses auch Fehler aufweist, bei Weitem ist es nicht perfekt! Darwin selbst hat übrigens nie behauptet, dass diese Theorie schon perfekt sei, einiges davon funktioniert, anderes eher nicht so gut.
Ein guter, seriöser Wissenschaftler ist hier nicht dogmatisch (so wie auch religiöse Hardliner), sondern weiß, dass die heute gängigen Theorien unzureichend sind und über die Jahre verändert werden müssen. Das anzuerkennen erfordert eine Größe, die viele an sich rationale Menschen leider nicht haben, denn ihr Hochmut sagt ihnen, dass >alles< was die Wissenschaft >jetzt< sagt, richtig sei und nichts könnte falscher sein - die Wissenschaftsgeschichte hat uns klar gelehrt, dass das Wissen sich immer wieder wandelt, weil wir so vieles noch nicht richtig verstanden haben. Es gibt z. B. eine größere, internationale Gruppe mit vielen Forschern namhafter Hochschulen, die gemeinsam ein paar Kritikpunkte genannt haben, um klar zu benennen, dass der derzeitige Theoriestand der Evolutionstheorie aus ihrer Sicht noch fehlerhaft ist ( https://dissentfromdarwin.org/resources-for-students/why-is-darwinian-evolution-controversial/ ). Leider wird dies im Mainstream kaum diskutiert und man tut so als ob das alles nicht ernstzunehmen sei, das ist für mich sehr unehrlich und hat auch viel mit Politik, materialistischen Weltbildern usw. zu tun. Aber das tut hier auch nichts zur Sache im Detail, wichtig ist einfach, dass generell mehr Offenheit und weniger Dogmatismus notwendig sind, um sich wirklich der Vernunft zu verschreiben. Es ist komplett sinnlos sich auf ein falsches Verständnis von Adam und Eva zurückzuziehen, aber es ist auch dogmatisch und viel zu kurzsichtig, wenn man glaubt der aktuelle Stand der Biologie habe das entscheidende Wissen über die Natur bereits voll erfasst. Der nächste Paradigmenwechsel wird wieder kommen, vielleicht dauert es noch ein paar Jahrzehnte, aber allein Ergebnisse aus der Quantenphysik und vielen anderen Bereichen deuten klar an, dass noch viel gearbeitet werden muss am heutigen gängigen wissenschaftlichen Weltbild...