Was haben deine Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern im 2. Weltkrieg erlebt?

19 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Eine Großmutter war als Kind in Pommern und hat die Flucht von dort und im Keller hockend den Kampf um Berlin erlebt; die andere war Schneiderlehrling und hat Bombenangriffe auf die Stadt, aber auch eine Fliegerattacke gegen Zivilisten erlebt.

Die Großväter - beide aus dem Inland - waren bei der Marine. Einer 17-jährig im Uboot, hat dort nach eigenen Angaben den ganzen Tag Kartoffeln geschält. Das Boot wurde von einem Flieger beschädigt, musste aufgegeben werden, die Besatzung musste in großer Tiefe (Angabe: 30 Meter) aussteigen und auftauchen. Mein Opa wurde dann treibend auf dem Meer aufgefischt.

Der andere Großvater wurde zweimal versenkt. Zunächst auf einem deutschen Hilfskreuzer vor Japan durch ein amerikanisches Uboot. Später auf einem japanischen Transporter, als er verlegt werden sollte. Er war noch in Japan, als die Atombomben fielen und soll mit einer deutschen Gruppe zeitnah eine der beiden Städte besucht haben. Ich hab später Fotos gesehen, die weggewehte Häuser zeigten, die Opfer eines Taifuns oder einer Druckwelle gewesen sein können.

Politisch waren Uboot-Opa (vermutlich) und Pommern-Oma (ganz sicher) SPD-Wähler. Hilfskreuzer-Opa soll aus Prinzip immer die Opposition gewählt haben, damit keine Partei ihre Macht verfestigt. Die Schneider-OMA ist mir nie politisch aufgefallen, schien immer apolitisch. In den letzten Lebensjahren hab ich aber feststellen müssen, dass bei ihr noch BDM-Ideologie im Hirn spukte.

Ein Bruder meines Opas wurde früh an der Ostfront verletzt, um den schlimmsten Ereignissen dort zu entgehen. Und der jüngste Bruder - Kleinkind - war der einzige mir bekannte Sterbefall der Familie: 1942 daheim von einem Auto überfahren.

Ich habe leider meinem Uropa zu wenig zugehört.
Ich war zu klein um zu verstehen was er mir da wertvolles erzählt... mit 6 Jahren interessierte mich das nicht...

Er war anscheinend Jagdflieger, seine Storys würden mich heute brennend interessieren...

Von meinen Großeltern, die damals noch kleine Kinder waren weiß ich, dass sie sich in den Straßengraben werfen mussten, wenn ein Flugzeug über sie flog.

Meine Oma väterlicherseits erzählte immer, dass in der Bestzungszeit 3 russische Offiziere in ihrem Haus stationiert waren und meine Urgroßmutter für die kochte und die Wäsche wusch... und die total nett waren und ihr Süßigkeiten und Puppen geschenkt haben.

Meine Urgroßmutter mütterlicherseits war Krankenschwester und ist immer mit ihrem Moped durch die Stadt gefahren und hat alle wieder zusammengeflickt...

Schade, dass inzwischen meine Urgroßeltern (die wurden über 90 Jahre) und meine Großeltern (die starben leider früh) alle tot sind. Jetzt (bin nun 35) würde ich viel mehr Fragen stellen und besser zuhören.

Die Familie meines Vaters ist mit dem "großen Treck" von Königsberg aus über die gefrorene Ostsee geflohen, als Königsberg bereits eingeschlossen war. Über das, was er auf dieser Flucht erlebt hat, konnte er niemals sprechen.

Meine Oma mütterlicherseits wurde Opfer des NS-Regimes. Ihr Bruder desertierte von der Wehrmacht und sie wurde darauf in ein KZ gesperrt, weil sie sich weigerte, den Aufenthaltsort ihres Bruders zu verraten - welchen sie aber überhaupt nicht kannte. Aber SIppenhaft war damals ja vollkommen normal.

Mein Vater war Pilot bei der Wehrmacht und wurde leider abgeschossen. Habe ihn nie kennengelernt.

Mein Opa war Soldat im 1. Weltkrieg. Für die Wehrmacht im 2. Weltkrieg war er da schon zu alt.

Opa war ein absoluter Gegner des Naziregimes. Hatte 2 Töchter die er nicht in die BDM (Bund Deutscher Mädchen) eintreten liess.

Als Nachbar hatten wir einen Gauleiter. Mein Opa war Beamter im Finanzamt. Da er seine beiden Töchter nicht in die BDM liess, veranlasste unser Nachbar, dass mein Opa aus dem Dienst entlassen wurde.

Eines Tages , daran erinnere ich mich noch, kamen US Offiziere in unser Haus und durchsuchten alles, weil sie annahmen, dass wir mit dem Gauleiter in gutem Kontakt stehen. Auch das Haus des Gauleiters wurde durchsucht und der Gauleiter von der US MP mitgenommen. Wurde quasi verhaftet . Aus der Haft heraus schrieb der Gauleiter meinen Opa an und bat ihn um. Hilfe. Man hätte doch gute nachbarschaftliche Verhältnisse gehabt und mein Opa sollte alles daransetzen, ihm zu helfen.

Doch mein Opa hat das abgelehnt. Den Gauleiter haben wir nie mehr gesehen. Seine Frau lebte noch lange alleine in ihrem Haus neben uns. Kontakt hatten wir keinen .

Wie ich von Erzählungen meines Opas weiss, war dieser Gauleiter ein brutaler Mensch. Er liess von Spitzeln die Namen der Kirchgänger notieren. Diese hatten dann mit Unannehmlichkeiten zu rechnen.Die Kirche sollte als Hallenbad umgestaltet werden, doch dazu kam es nie.

Der Gauleiter lud zu einem Schlachtfest ein, was eher ungewöhnlich war. Es kamen da einige die seinem Aufruf folgten. Im Hof seines Anwesens legte er ein großes Kreuz auf und schlug es mit der Axt zusammen. Nachdem er das erledigt hatte erklärte er, dass dies das Schlachtfest gewesen sei.

Mein Vater war Soldat und hat vor Leningrad bei - 40 Grad gefroren. Die Eltern meines Vaters wurden in Ostpreußen als Zivilisten von der Roten Armee ermordet. Meine Mutter war 1945 17 Jahre alt und ist mit ihren Eltern aus Pommern vertrieben worden, nachdem sie dort 2 Jahre unter polnischer Besatzung gelebt haben.

Waren sie für oder gegen das Regime?

Dem Vater meines Vaters waren Hitler und die seinen zu weit links. Als Unternehmer war er aber gezwungen in die Partei einzutreten und hat mit seiner Molkerei Käse für die Wehrmacht hergestellt.