Was für Vorteile soll das "reif sein" haben?
Wenn man gewisse Dinge im Leben erlebt (zB Gewalt, Enttäuschungen, Trauma die man als Kind erlebt, "Träume" die nicht erfüllt werden) wird man ja oft dadurch viel reifer, als man sein sollte, je nach dem ob man daraus lernt oder nicht. Und bei mir ist es definitiv der Fall, ich fühle mich manchmal als ein 16 jähriges Mädchen, wie eine 60 jährige die ihr ganzes Leben gelitten hat und nichts erreichen konnte im Leben. Und noch ein größeres Problem ist, dass ich zu oft nicht realisieren kann, das ich gerade mal 16 bin und somit auch noch ziemlich am Anfang. Für mich fühlt sich alles "zu spät" an, Leute reden mir ein dass das Reif sein im jungen Alter etwas tolles wäre, aber ich empfinde dies nicht so. Ich wäre gern naiver, sorgloser, fröhlicher und bisschen "normaler" was mein Leben und was meine Psyche angeht. Wieso wird das Reif sein im jungen Alter so verherrlicht? Ist es denn wirklich so toll als Kind zu leiden und dann im Erwachsenen alter bei jedem Dreck aufzupassen und als "reif" betitelt zu werden? Wie wird man allgemein diese "Reife" Art komplett los?
7 Antworten
Du hast nach meiner Meinung vollkommen recht. Reife durch einen Übermass an schlechten Erfahrungen ist kein beneidenswerter Zustand. Und wenn ein Antwortgeber die Früchte erwähnt: Eine ,,Beschleunigung" des Reifeprozesses ist ungesund!
Reife ist bei Menschen aber nur ein Wort, und umfaßt verschiedene Aspekte. Urteilskraft und Kenntnis von Risiken und Gefahren ist an sich nicht schlecht. Aber aus Deiner Frage sehe ich etwas anders. Du vermisst die spontane Fröhlichkeit und die Möglichkeit einmal Blödsinn machen zu wollen und zu können. (Mit ,,Blödsinn" habe ich natürlich keine Dummheiten wie Saufgelage usw. gemeint).
Wieso wird das Reif sein im jungen Alter so verherrlicht?
Frühreife Teenager sind Pflegeleicht.
Interessant ist, dass in einer anderen Frage diskutiert wird, warum die ,,unbesorgte" Jugendzeit zu verherrlicht wird!!
Wie wird man allgemein diese "Reife" Art komplett los?
- Versuche Dich echt zu freuen über schöne Sachen, gute Musik, Tanz, was auch immer und gehe voll darin auf.
- Versuche Dich nicht zu richten nach den Erwartungen der Erwachsenen an ein ,,reifen" Teenager und versuche Dich zu kleiden und zu benehmen nach Deinem Geschmack; auch wenn dieser etwas extravagant sein sollte. Es ist Dein Recht!
- Liebe Dich selbst. Du bist ein einmaliges Mädchen und Du hast gute und weniger gute Seiten, aber die guten Seiten sind weit in der Überzahl. (Abstreiten zwecklos!)
Ich wünsche Dir viel Liebe und gute Erfahrungen in den kommenden Jahren. du hast noch drei Jahre ,,Teenager"- Zeit vor Dir, mache etwas schönes daraus. Viel Erfolg und Freude gewünscht!! Dein Ulrich1919
Man muss nicht unbedingt gelitten haben, um als reif zu gelten. Man sollte nur selbstreflektiert sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Leben voll Leid nicht unbedingt reifer machen muss, es macht nur kaputt.
Und was toll daran sein soll? Kinder finden es toll, wen jemand "erwachsen" ist, Erwachsene finden es toll, weil du dann pflegeleichter bist. Aber wirklich Ahnung davon, was das bedeutet, hat keiner.
Ach ja, ich finde es auch besser, wenn ein Kind Kindheit haben darf, sowas gehört nun mal dazu.
Gruß Than
Mir ist schon bewusst dass man nicht unbedingt psychisch leiden muss, um "Reif" zu sein. Aber wenn man durchgehend "Reif" ist, obwohl man vor gewissen Ereignissen sehr fröhlich und eher naiv war, kann das einen schon sehr abfu.ken ...
Kann ich jetzt eher schlecht nachempfinden, aber ja, denke schon, dass das dezent mies ist. Nur so aus Neugierde, darf ich fragen, was das für Ereignisse waren?
Das von dir angesprochene "reif sein" ist eine recht antiquierte Metapher, die im Grunde nur noch die Großeltern verwenden. Zu deren Zeit war damit gemeint, dass man seine kindliche Naivität leidlich hinter sich gelassen hat, was keineswegs bedeutete, dass man zahlreiche düstere Erfahrungen gemacht haben musste. Ein reifes Verhalten war eher dadurch gekennzeichnet, dass die betreffende Person z.B. einige Familienromane, wei z.B. die Boddenbrooks oder Effi Briest gelesen hatte, dass sie in der eigenen Familie erlebt hatte, dass Menschen sterben, dass Krankheit einen Lebensweg völlig verändern kann, dass Leute straffällig oder in Suchtabhängigkeit geraten können, und welche Probleme dadurch in den sozialen Strukturen auftreten können.
Wichtig war die Fähigkeit zu einem reflektierten, problemorientierten Verhalten, das sich darin ausdrückt , dass keine naiven Fragen gestellt werden, sondern dass die Person die Komplexität einer belasteten Familiensituation durchschaut, sich in die emotionale Befindlichkeit anderer einfühlen kann und situationsangemessen reagieren kann. Auch ein Verhalten, das man heute beim "kompetenten Gesprächspartner" erkennt, war Zeichen von der in deiner Frage benannten "Reife". Eine "reife" Person wurde nicht mehr rot, wenn ein junger Mann zu Besuch kam, stammelte nicht mehr herum, wenn sie nach ihren beruflichen Zielen befragt wurde und fragte nicht mehr wie man ermitteln könne, wann eine Geburt voraussichtlich erfolgen wird. Sie hatte also in den wichten Fragen des Lebens bereits einen relativ gesicherten Kenntnisstand.
Es sind folglich nicht die grenzgängien Erlebnisse mit allen nur denkbaren Perversionen der Sexualität, mit Komasaufen oder Kokain, mit brutalsten Schlägereien, Kriminalität und Abtreibungen, die "Reife" ausmachen, sondern die von mir oben notierten Entwicklungsstufen und Befähigungen, die die betreffende Person bereits erreicht oder ausgebildet hat.
Bilanz: Wenn man diese Form von Reife in seiner Persönlichkeitsentwicklung erreicht hat, so denke ich, braucht man keine Sehnsucht nach den Zuständen der sog. unbeschwerten Kindheit mehr zu entwicklen. Dann kann man recht getrost mit seiner Kompetenz umgehen und sich auf die weitere Gestaltung seines Lebens freuen.
das ist tragisch für dich
aber ich glaube, dein schicksal hat noch was ganz besonderes vor mit dir!
Ja die Leichtigkeit fehlt mir auch manchmal..
hat vor und Nachteile.
"Das Leben ist ungerecht, aber denke daran: nicht immer zu deinen Ungunsten."
John F. Kennedy (1917-63), 35. Präs. d. USA (1961-63)
Vielen Dank :3