Warum verdunstet Wasser in Seen Flüssen und im Meer?

7 Antworten

ich dachte immer es verdunstet erst wenn es sided also bei 100 grad Celsius.

Nee, Wasser verdunstet auch bei niedrigen Temperaturen. Soweit ich passiert das sogar bei Minusgraden.
Wenn du etwas hast, was nass ist (wie z. B. Kleidung auf der Wäscheleine oder nasses Geschirr), dann trocknet das ja auch bei normalen Temperaturen und nicht erst ab 100 °C.

tunik123  11.09.2023, 10:55
Soweit ich [weiß] passiert das sogar bei Minusgraden.

Obwohl Du das Verb vergessen hat, hat Du Recht. Z.B. Schnee verdunstet auch bei Frost, ohne vorher zu schmelzen. Das nennt man Sublimation.

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Wenn Wasser siedet, entspricht der Dampfdruck dem Umgebungsdruck (in der Regel dem Luftdruck) und der Wasserdampf entweicht in großen Mengen (Blasenbildung).

Bei geringerer Temperatur ist der Dampfdruck geringer, trotzdem reicht die Energie aus, dass sich oberflächlich einzelne Teilchen lösen und entweichen, was als Verdunsten bezeichnet wird. Sogar Eis hat einen geringen Dampfdruck und einzelne Teilchen entweichen, was als Sublimieren bezeichnet wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

In einer sehr vereinfachten Version: Jede Flüssigkeit kann bereits unterhalb der Siedetemperatur verdunsten, dann aber nur an der Oberfläche. Beim Erreichen der Siedetemperatur entstehen auch innerhalb der Flüssigkeit Dampfblasen, die nach ober steigen und aus der Flüssigkeit austreten.

Diese beiden Vorgänge (Verdunsten und Sieden/Verdampfen) finden also bei unterschiedlichen Temperaturen statt, sind aber prinzipiell ähnlich, weil einzelne Wassermoleküle die Flüssigkeitsgrenze überschreiten und in die darüber befindliche Luft (Gasraum) übergehen.

Wenn Wasser verdunstet, entsteht Verdunstungskälte. (Das ist der Grund warum wir schwitzen können.) Solange also die Sonne mit ihrer Wärme für Nachschub sorgt, findet auch an jeder Wasseroberfläche Verdunstung statt.

alles klar?

m.f.G.

anwesende

Von Experte kmkcl bestätigt

So dumm ist die Frage eigentlich gar nicht. Es ist zwar Allgemeinswissen, dass das passiert, aber das warum weiß kaum jemand.

Ich versuchs mal simpel zu halten. In einer Flüssigkeit (und auch einem Feststoff) bewegen sich Teilchen. Je höher die Temperatur, desto schneller bewegen sie sich. Jetzt kann es auch unterhalb der Siedetemperatur passieren, dass sich ein Teilchen schnell genug bewegt, um die flüssige Phase zu verlassen und gasförmig zu werden. Umgekehrt geht das aber genauso, es können auch Teilchen aus der Gasphase in die flüssige wechseln. Dabei stellt sich irgendwann ein Gleichgewicht ein, wenn genug Teilchen im Gas über der Flüssigkeit sind. Das heißt, es wechseln genauso viele Teilchen vom Gas in die Flüssigkeit wie anders rum. Netto passiert dann nichts mehr.

Deswegen kann eine Flüssigkeit eigentlich nicht komplett verdunsten, zumindest in geschlossenen Behältern nicht. Ist die Flüssigkeit aber draußen, so trägt z.b. der Wind das Gas über der Flüssigkeit fort. Es kann sich kein Gleichgewicht einstellen und so verdunstet immer mehr der Flüssigkeit, während quasi nichts vom Gas in die Flüssigkeit wechselt.

Verdampfen und verdunsten sind unterschiedliche Dinge.

So eine Grenze zwischen zwei Stoffen (man nennt es Phasengrenze) ist nicht immer 100% solide. Sondern gerade wenn du "bewegliche" Stoffe wie Flüssigkeiten und Gase hast, kommt es immer auch zu ein Bisschen Austausch: Ein paar Moleküle von Stoff A dringen in Stoff B ein und im Gegenzug dringen ein paar Moleküle von Stoff B in Stoff A ein.

Das kann man sich am ehesten so vorstellen, als wenn du einen Block aus massivem Kochsalz ins Wasser stellst und dieser sich langsam, aber sicher im Wasser löst. Es treten kontinuierlich immer einige Ionen des Salzes ins Wasser über.

Und genau das findet auch an der Phasengrenze zwischen Luft und Wasser statt: Es dringen ständig einige Luftmoleküle ins Wasser ein und sind dann quasi im Wasser "gelöst" und gleichzeitig dringen ständig einige Wassermoleküle in die Luft ein und sind dort quasi "Wasser in Luft gelöst".

Sowas wird zum Beispiel dadurch beeinflusst, wie "gesättigt" der Austauschpartner auf der anderen Seite der Phasengrenze ist... Wenn die Luft überm Wasser sehr trocken ist, geht der Übertritt von Wassermolekülen in die Luft deutlich flotter, als wenn die Luft eigentlich schon mit Wasser gesättigt, quasi "besetzt" ist. Da Luft sich ja doch recht fleißig bewegt, kommt eigentlich immer frische trockene Luft nach, wenn der Teil der Luft, der gerade überm Wasser war, etwas Wasser aufgenommen hat.

Und es wird von Wärme beeinflusst, auf zweifache Art: Einmal ist Wärme = Teilchenbewegung, d.h. je wärmer ein Stoff ist, desto schneller bewegen sich seine Moleküle. Und dementsprechend haben auch mehr Moleküle genug "Schwung", um die Phasengrenze zu überschreiten und in diesem Fall vom Wasser in die Luft überzutreten. Und zweitens kann warme Luft mehr Wasser aufnehmen: Wenn du 10 °C kalte Luft mit 100% Luftfeuchtigkeit nimmst, ist sie gesättigt und kann kein Wasser mehr aufnehmen. Wenn du diese Luft aber auf 20 °C erwärmst, kann sie doppelt so viel Wasser aufnehmen, d.h. die Hälfte ist noch "unbesetzt" und es können wieder Wassermoleküle in diese Luft übertreten.