Warum sind Gymnasiasten oft unbeliebt?

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ich gehe auch aufs Gymnasium und bei mir war das überhaupt nicht so. Meine Freunde aus der Grundschule sind geblieben und ich habe auf dem Gymnasium noch neue Freunde gefunden, das heißt bei mir sind es mehr Freunde geworden, nicht weniger.
Ich habe zusätzlich noch neue Freunde in meinem Turnverein kennengelernt, wobei das aber nichts damit zu tun hatte, das ich auf ein Gymnasium gewechselt bin.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich sage es mal so: Als ich 2007 in die Ausbildung startete und im Bus zur Berufsschule erstmals nähere Kontakte zu in etwa gleichaltrigen Gymnasiasten hatte, begegneten diese uns Azubis mit Mittlerer Reife bis auf zwei, drei Mädchen sehr herablassend, arrogant und borniert nach dem Thema, man sei etwas Besseres und halte sich uns "Normalen" für überlegen. Mehr noch, die hielten uns für absolute Idioten und ließen uns das auch spüren - und das schreckt ab und trägt zu Vorurteilen bei, die immer irgendwo eine Wurzel in der Wahrheit haben.

Ich bin nicht der Meinung, Gymnasiasten seien per se überheblich, aber das war damals schon befremdlich und ich muss sagen - meine Cousine, die 2021 Abi gemacht hat, verhielt sich gegenüber Realschulkindern oder solchen, die anders als sie nicht an der Uni studieren, sondern ein FSJ machen oder ein duales Studium oder eine Ausbildung, ebenso. Ich habe ihr immer wieder versucht zu erklären, dass das nicht gerade freundlich ist, aber ... na ja. Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Ansonsten hängt es oft mit dem Milieu zusammen: In einer ich sage mal "Arbeiterstadt" gilt es oft als völlig sinnlos, ein Gymnasium zu besuchen bzw. Abitur zu machen - da zählt als Mensch nur, wer kräftig zupacken und hinlangen kann. Meine frühere Freundin wurde z.B. in ihrem Heimatdort offen angefeindet, weil sie nach der Realschule das Abitur nachholte anstatt "wie jedes Mädel" Krankenschwester oder Erzieherin zu lernen und mit dem Freund zusammen zu ziehen, sobald man im dritten Lehrjahr ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Spikeman197  01.05.2023, 12:50

Gibt es wirklich noch ganze 'Städte' die so denken? MMn sind das eben eher die Millieus in denen man sich oder seine Familie und Bekannten befinden. Jeder hält sein Millieu für 'normal' und daher weit verbreitet.

Und in Zeiten, wo es mehr Abiturienten als Hauptschüler gibt, haben es tendenziell die Hauptschüler schwer, die sich dann natl. auch selbst von Abiturienten abgrenzen.

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rotesand  01.05.2023, 12:53
@Spikeman197

Städte würde ich nicht sagen, aber kleine Gemeinde und Dörfer auf dem Land mit Sicherheit. Ich habe in meine Heimatregion kaum noch Kontakt, denke aber nicht, dass das Blatt sich großartig wandelte - die Stimmung war schon immer reaktionär und selbstgerecht in einem. Es dürfte heute noch ähnlich sein, weil solche Denkweisen auch weiter vererbt werden.

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Spikeman197  01.05.2023, 13:00
@rotesand

Ne Ex von mir kommt von einem kleinen Dorf. Sie war wohl die erste in der Familie, die Abi hatte und studiert hat. Ihre Neffen fand ich zwar immer etwas seltsam, aber die waren damals auch aufm Gymmie, oder ner IGS um Abi zu machen. Im gleichen Dorf lebt auch ein regionaler FDP-Chef, der sich aber auch dort im Dorf engagiert.

Will sagen...in Dörfern und kleinen Städten leben auch längst Akademiker und andere höher qualifizierte Leute, die ihre Kids aufs Gymmie schicken, aber die sind halt vllt. nicht auf dem FußballPlatz, oder bei der freiwilligen Feuerwehr.

Andererseits war ich auch vor 30 Jahren verwundert, als eine Kommilitonin meinte, dass ihr Vater ihre ältere Schwester NICHT aufs Gymmie gehen lassen wollte, weil er als HandwerksMeister das auch nicht brauchte. Bei meiner Kommilitonen konnte er das iwie nicht mehr 'verhindern'. Ich hätte das aber nicht auf den kleinen Ortl sondern aufs Millieu geschoben.

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rotesand  01.05.2023, 13:03
@Spikeman197
aber die sind halt vllt. nicht auf dem FußballPlatz, oder bei der freiwilligen Feuerwehr.

Genau das war das Thema und darunter hatten die Leute zu leiden. Meine damalige Freundin wurde z.B. offen (ich war dabei) nicht im Scherz, sondern bitteren Ernstes als "Kameradenschwein" bezeichnet, weil sie sich den Fuß kompliziert gebrochen hatte und fortan halt nicht mehr in der Garde tanzen konnte. Ich war ziemlich "konsterniert" aber Caro meinte ... das ist normal, sie ist nicht die Erste, mit der so umgegangen wird. Das ist mit Sicherheit das Milieu gewesen, aber gerade kleine Orte sind da als schlimm.

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rotesand  01.05.2023, 13:08
@Spikeman197

Ich stamme aus der Vorstadt und da war es teils nicht besser (ca. 10 Kilometer von diesem Dorf entfernt). Ich bin daher auch mehr oder weniger "pro forma" der CDU beigetreten, die mit Anfang 20 auf mich "aufmerksam" wurde, weil ich gewusst habe -----> lehne ich das ab, habe ich auf Lebenszeit, sagen wir, "Probleme". Es war ein Gewissenskonflikt, weil ich eigentlich nicht dabei sein wollte, aber objektiv keine andere Wahl hatte. Mein Opa sagte damals zu mir ... ich verstehe dich, aber es ist wahrscheinlich besser, wenn du beide Augen zudrückst und dem Herrn S. deinen Antrag unterschrieben zurückgibst.

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stoertebecker10  11.06.2023, 23:14
@rotesand

Dorf und Gymnasium, es ist ein anderes Milieu auf dem Dorf. Dort besuchte auch kaum jemand das Gymnasium und man hielt es auch für unnötig. Nachdem ich auf dem Gymnasium war galt ich als abgehoben, obwohl ich mich nicht verändert habe. Ich hatte dann auch einen anderen Freundeskreis. Wir waren sowieso zugezogen, weil meine Eltern dort gebaut hatten, sie waren auch nicht in den ganzen Vereinen. Meine Eltern hielten von dieser Vereinsmeierei nichts und dann ging die Tochter noch aufs Gymnasium.

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Das man Freunde verliert ist sehr wahrscheinlich. In der Grundschule hat man Zeit und kann sich somit mit den Freunden treffen, aber Gymnasium ist schwer. Viele lernen sehr viel zum das alles zu schaffen. Da hat man einfach nicht mehr soviel Zeit such mir Freunden zu treffen.


iqKleinerDrache  01.05.2023, 13:07

also bei mir waren es dann zwar anderer freunde aber die zahl ungefähr gleich nach dem wechsel ... das hatte aber nichts mit Elite-Denken zu tun- Sondern: Aus den Augen aus dem Sinn.

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Da hast du dich getäuscht es ist nur so wen ein Realschüler auf ein Gymnasium wechselt das er komisch angeschaut wird nur weil er Abi machen möchte. Hast du schon man daran gedacht


Taube08 
Fragesteller
 01.05.2023, 12:44

Also wir sehen das nicht so wir freuen uns wenn jemand Abi machen möchte

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also hab ich nicht gemerkt ... aber es gab auch nicht viele Situationen in denen man was merken konnte. Höchstens im Musikverein oder so. Aber da war nichts. Im Gegenteil, da sahs eh so aus dass die Gymnasiasten getriezt wurden .... zwar lustig aber immerhin geärgert. Mit übertriebenen Spitznamen oder durcheinandergewürfelten Namen mit seltsamer Bedeutung usw.

Ich hätte zwar jetzt kein Problem meinen Spitznamen zu sagen ... aber evlt. könnte man mich damit identifizieren. Deshalb lieber nicht.