Warum ist der Bildausschnitt bei meiner analogen Kamera bei gleicher Brennweite größer als bei bei meiner APS-C Nikon?

6 Antworten

das nennt man "crop-faktor", der beträgt ca. das 1,6fache des kleinbildformats. da weiterhin alle objektive an allen kameras im kleinbildformat bemessen sind, auch wenn sie (z.b. im handy) extrm kleinere sensoren haben) muss man das immer umrechen.

ein 55 mm objektiv an einer aps-c kamera hat daher den bildausschnitt von 88 mm, also gut für portraits.

Eigentlich glaube ich die Antwort schon zu wissen, es liegt wohl daran, dass der Sensor der APS-C Kamera Kleiner ist als ein 35 mm Film, oder?

Genau, der Film hat eine Größe von 36x24mm und dein APS-C Sensor hat eine Größe von 23.5x15.7mm. Daher nimmt der Sensor wie schon erklärt wurde beim Objektiv einen kleineren Ausschnitt und somit ist das Bild dann um deinen Cropfaktor (x1.5) "reingezoomt".

Um den selbe Bildausschnitt und das selbe Bokeh an deiner APS-C zu bekommen, müsstest du die Brennweite sowie den f-Wert durch 1.5 teilen und ein dementsprechendes Objektiv finden. Also das selbe Bild wie ein 50mm f/1.8 an Vollformat bekommst du nur mit einem (sehr viel teureren) ~35mm f/1.2. Oder du holst dir f/1.8 und lebst damit, dass die Schärfentiefe nicht ganz die selbe ist, was eigentlich eher für Portrait- und Produktfotografen relevant ist.

Wenn ich ein ähnlicheres Feeling wie bei meiner analogen Kamera möchte, wäre ich dann mit einer Vollformat-DSLR besser beraten?

Jein. Um genau den selben Look zu bekommen schon. An einer spiegellosen APS-C kannst du aber sehr viele Analogobjektive mit einem kleinen Kniff adaptieren, dieser nennt sich Speedbooster. Der Speedbooster bündelt das Licht vom Vollformatlichtkreis auf APS-C und das Objektiv bekommt damit mehr Lichtstärke und eine geringere Brennweite. Das ist nicht ganz wie Vollformat, weil du etwas Verlust hast, aber die Bildwirkung kommt sehr nah ran.

Ein Speedbooster macht das selbe 50mm 1.8mm zu einem 35.5mm f/1.28 und somit hast du auf APS-C dann ein (*1.5) ~53mm f/1.9. Somit hast du in etwa das selbe Bild, natürlich nicht ganz so hochwertig wie das Vollformatbild.

Speedbooster gibts für Canon EF auf verschiedene Kameras (wobei du an Canon EF wiederum alte M42 Objektive uvm. adaptieren kannst). Oder es gibt einen für Nikon F Analogobjektive auf Sony E.

Da es spiegellose Sony/Canon/Nikon Kameras wie die A6000, EOS M50 oder Nikon Z50 schon recht günstig gibt, ist das die günstigste Lösung, um mit einer Digitalkamera an einen Vollformatlook zu kommen, besonders wenn du viel mit Analogobjektiven fotografierst.

https://www.fotokoch.de/Viltrox-Speedbooster-NF-E-Nikon-FX-Sony-E-Mount_22614.html

https://www.fotokoch.de/Viltrox-AF-Objektivadapter-Canon-EF-Canon-EF-M_22625.html

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fotografiere in Hobby und Beruf seit 2003
jools1989 
Fragesteller
 01.07.2023, 22:09

Ein großes Dankeschön für die ausführliche Erläuterung.

Das mit dem Speedbooster ist mir vollkommen neu, aber ich hatte auch noch nie mit spiegellosen Kameras zu tun.

Aktuell habe ich eine D5200 und drei analoge Minoltas (zwei mit MD Bajonett, für dass ich zahlreiche Objektive habe).

Gibt‘s da denn so einen Speedbooster? Also von Minolta auf Nikon Z?

Ich will schon gerne bei Nikon bleiben, einfach aus der Gewohnheit heraus. Die Nikon Z fc würde mir wegen des analogen Feelings sehr gut gefallen, … oder halt doch eine gebrauchte D750? Gibt‘s dann meine ich auch schon ab 500 Euro.

Und die hat ja auch den APS-C Modus, was zumindest übergangsweise vielleicht ganz ok wäre, auch wenn dann nur 12? Megapixel übrig bleiben. Kann ich mir jetzt nicht genau vorstellen, aber was die Pixel angeht bin ich nicht sehr gierig 😀

Aber natürlich wär‘s auch super, wenn ich die alten analogen Objektive anschließen könnte. Was hältst du von den zwei Optionen?

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Uneternal  02.07.2023, 15:44
@jools1989

Also am normalen Nikon F Bayonett wie der D750 oder der Df kannst du nicht viel adaptieren, daher wäre das keine gute Lösung, wenn du Minolta benutzen willst. Mirrorless Kameras sind dafür immer am besten, weil sie genug Platz für einen Adapter bieten. Das Objektiv muss nämlich immer einen genauen Abstand vom Sensor haben und da DSLRs noch einen Spiegel im Weg haben, bleibt nicht viel Platz für einen Adapter.
Für Sony E gibts einen teueren Speedbooster von Metabones für Minolta. Für Nikon Z direkt gibts leider nix, ABER es gibt einen Sony E auf Nikon Z Adapter.
Da müsstest du dann leider in den sauren Apfel beißen, wenn du gleichzeitig auch noch den Retro Look der Nikon Z fc willst. Leider gibts keine spiegellose Vollformat, die den Retro Look bei Nikon bietet.
Die einzige Vollformat Spiegellose mit Retro Look, die mir spontan einfällt, wäre die EOS RP Limited Gold Edition, die es nur noch gebraucht gibt.

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es liegt wohl daran, dass der Sensor der APS-C Kamera Kleiner ist als ein 35 mm Film, oder?

ja genau... Das Objektiv macht einen sogenannten "Bildkreis" also es projiziert das Bild das von Vorne durch das Objektiv kommt in einem Kreisrunden Bild und wenn du da einen kleineren Sensor hast, dann nimmt der Sensor einen kleineren Ausschnitt aus diesem Bildkreis raus als ein größerer Sensor.
Das nennt sich dann "Crop Faktor" der wird dann meist bei Kameras mit kleineren Sensoren angegeben im Vergleich zu sogenannten "Vollformat" Kameras, also welche mit einem Sensor in etwa in der Größe eines analogen Kleinbild Filmes...

Der Crop-Faktor bei APS-S Kameras ist meist bei ca. 1,5 bis 1,6, bei "MFT" Kameras bei ca. 2

du müsstest also um den selben Bildausschnitt zu bekommen entweder durch 1,5/1,6 teilen oder mit 1,5/1,6 multiplizieren, je nachdem in welche Richtung du umrechnest...
Wenn du an deiner analogen Kamera ein 50mm Objekitv hast, dann müsstest durc 1,5/1,6 dividieren, um das selbe Ergebnis auf deiner APS Digitalkamera zu bekommen, also bräuchtest du dann ca. 31 bzw. 33mm für den selben Bildausschnitt. Oder halt anders herum, hast du auf deiner APS Kamera 50mm dann müsstest du auf einer "Vollformat" Kamera entsprechend 75 bzw 80mm nutzen für den selben Bildausschnitt

Hast du Vollformat bei analog und Digital, dann ist da natürlich auch das Bild annähernd den selben Ausschnitt (minimale Abweichungen gibt es da natürlich sowohl bei analog wie auch digital in der jeweiligen Bildgröße, aber die sollten klein genug sein um nicht in's Gewicht zu fallen...)

Wenn ich ein ähnlicheres Feeling wie bei meiner analogen Kamera möchte, wäre ich dann mit einer Vollformat-DSLR besser beraten?

Ja. Weil die Sensor-Größe ja auch noch ein bisschen mehr macht als nur den Bildausschnitt zu bestimmen. Im Grunde geht eben mit dem Bildausschnitt auch noch die Schärfentiefe einher! Das ist für das "Feeling" ja auch entscheidend.

Es gibt 4 Faktoren die die Schärfentiefe beeinfllussen:

  1. Blende
  2. Motivabstand
  3. Brennweite
  4. Film/Sensorgröße

Willst du deine Motive schön gegen den Hintergrund freistellen, also einen unscharfen Hintergrund ("Bokeh") dann bekommst du das besser mit einem größeren Sensor. Nicht umsonst nutzen ja vor allem auch professionelle Fotografen gerade deswegen Vollformat oder gar Mittelformat Kameras...

jools1989 
Fragesteller
 01.07.2023, 16:53

Super Erklärung. Dankeschön

Es gibt ja immer diese ewigen Diskussionen über APS-C und Vollformat, aber dieser Vergleich mit der analogen Kamera öffnet mir die Augen.

Ich werde wohl mittelfristig den Umstieg wagen, auch wenn ich sehr mit der D500 geliebäugelt habe (für Tierfotografie ist die ja mit unter das Non Plus Ultra).

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Kurze Antwort: Ja.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 1980 mit Spiegelreflex unterwegs, seit 2001 DSLR

Du hast recht es liegt an der Größe des Sensors, nehme einfach eine um den crop Faktor (etwa 1,5-1,6) kleinere Brennweite dann hast du wieder das gleiche Bild oder eben eine Vollformat Dann ist es alles wie bei deiner analogen.

jools1989 
Fragesteller
 01.07.2023, 16:48

Ja, die Sache ist dann nur, dass ich dadurch ja Schärfentiefe höher ist.
In bestimmten Situationen (enger Raum) kann ich das dann ja auch nicht durch die Entfernung kompensieren. Außerdem habe ich ja bei höherer Brennweite wieder weniger Licht. Das Ergebnis wird anders.

Also wenn ich meine analogen Fotos mit denen meiner APS-C Nikon vergleiche sind die der analogen fast immer besser, nach meinem Geschmack. Klar, man fotografiert analog auch anders, aber ich denke dass das Bokeh dabei auch eine entscheidende Rolle spielt.

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